Werner Umbreit, der 1997 die 100-jährige Altriper Postgeschichte in einer Broschüre zusammengefasst hat, sammelt im Auftrag der Gemeinde sowie des Heimat- und Geschichtsvereins Altrip lokale Ansichtskarten. Zuletzt wuchs die Sammlung nur noch sehr spärlich. Doch dann „entdeckte” ein Altriper Heimatforscher Franz Kraus, der eine besondere Sammelleidenschaft entwickelt hat.
Ihm ist es zu verdanken, dass der Altriper Fundus um gut 20 Prozent erweitert werden konnte. Auf vielen Antikmärkten, Tauschbörsen und Flohmärkten hat er Objekte zusammen getragen und mit seiner Hilfe hofft man, dass im Laufe der Zeit viele Reproduktionen durch Originale ersetzt werden können. Als bisher älteste Ansichtskarte wurde eine Farblithografie aus dem Jahr 1898 erworben. Postkarten kamen als so genannte Correspondenz-Karten bereits um 1870 auf. Bis auch Gruß- und Ansichtskarten ein populäres Kommunikationsmittel wurden, vergingen noch zwei Jahrzehnte. Schnell wurden sie auch Sammelobjekte.
Schon bald wurden auch für das nur rund 1500 Einwohner zählende Altrip, damals noch amtlich „Altripp” geschrieben, in Gastwirtschaften und Kolonialwarengeschäften für fünf oder zehn Pfennige gezeichnete farbige Lithografien angeboten. Diese im Steindruckverfahren hergestellten Ansichtskarten kamen aus Landau und Mannheim. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg kamen fotomechanische Reproduktionen auf.
Waren die Karten zuvor künstlerisch gestaltet, so waren sie nun oft äußerst einfallslos. Von fast jeder Gastwirtschaft gab es Ansichten. Offensichtlich bestand damals bei den vielen großstädtischen Tagesausflüglern auch ein Bedarf dafür. Teilweise wurden gar Karten mit falschen Straßennamen aufgelegt, ja selbst der Ortsname erschien verstümmelt als „Altrig”. Solche Ansichtskarten sind allerdings unter Sammlern ganz besonders begehrt.
In den 20er Jahren brachte das Foto-Atelier Ludwig Schneider aus Altrip eigene Ansichtskarten heraus, so von der Einweihung des Wasserturms und des Kriegerdenkmals 1927 oder vom zugefrorenen Rhein 1929. Ebenfalls ein Altriper, nämlich Richard Lemmert, bekannt als „Post-Richard”, bot um 1930 die ersten Luftaufnahmen an.
Für Heimatkundler sind besonders jene Karten von besonderem Interesse, die Objekte zeigen, die längst aus dem Ortsbild verschwunden sind. So etwa Karten vom ehemaligen Arbeitsdienstlager „Franz Hellinger” oder von der alten Gierfähre, die noch ausschließlich mit Hilfe der Wasserkraft die Rheinüberfahrt bewerkstelligte und für die Gemeinde jedes Jahr eine erkleckliche Pachteinnahme brachte. Lang, lang ist's her...