Wer an das historische Altrip denkt, der denkt an seine römischen Wurzeln, an "Alta Ripa", an den Geschichtsschreiber Regino und daran, dass das östlichste Dorf der Pfalz einst ein armes Fischerdorf war. Im Jahr 1860 ist dort ein Fischereibetrieb gegründet worden, der später vom letzten Berufsfischer zwischen Ludwigshafen und Speyer geführt wurde und im Zweiten Weltkrieg über Lebensmittelmarken einen Teil der Ernährung sicherstellte.
Konrad Hartmann und seine Frau Barbara zogen von 1914 an über 40 Jahre lang an den Fischerleinen. Mit Schleppnetzen ging es in den "Otterstädter" und mit Stellnetzen in den Neuhofener Altrhein und das Altwasser "Klamm". Fischermeister Konrad Hartmann war 1950 vom Landesfischereiverband als Pionier vorgesehen, um mit einer "Scherbrethamen-Fischerei" dem in die Nordsee abwandernden Blankaal nachzustellen. Grund für den Niedergang der aus Holland eingeführten Aalschokkerfischerei waren die vielen Motorschiffe auf dem Rhein.
Ein Schokker war ein spezielles Holz- oder Eisenschiff, das keinen eigenen Schiffsantrieb hatte und deshalb von der Großschifffahrt zu einem Fangplatz geschleppt wurde, wo es über viele Monate zur nächtlichen Jagd auf Aale blieb. Der Versuch, mit einem Scherbrethamen von Land aus die glitschigen Aale zu fangen, misslang. Der Altriper Fischer befand, dass das Gerät zu schwer war, die Netze schlecht zu handhaben und die Kosten zu hoch. Der Versuch wurde daher aufgegeben. Mit 100 Meter langen Schnüren, an denen Haken und kleine Fische hingen, hatte es der Betrieb auf lange, fette Aale abgesehen.
Noch vor im Jahr 1960 starteten abends gegen 18 Uhr sechs Männer in Motorbooten und einem Fischerkahn zum Otterstädter Altrhein. Im großen Halbkreis wurde ein 200 Meter langes Zugnetz ausgelegt. Dazu benötigten die Männer gut eine halbe Stunde. Mit Grasbüscheln beschwert, die während der Kahnfahrt am Netz befestigt wurden, reichte das Netz vier bis fünf Meter in die Tiefe. Langsam und in gleichmäßigem Rhythmus wurde nach geraumer Zeit das Netz zusammengezogen.
Wenn nur noch wenige Meter einzuziehen waren, stieg die Spannung. Oftmals befand sich im Netz etwas Schweres. Ein kapitaler Fang? Womöglich gar ein Wels? Nein, oft war es nur ein Baumstumpf oder Unrat. Jeweils sechs bis sieben Schleppnetzzüge waren bis Mitternacht vorgesehen. Bis zum letzten Krieg wurden dabei sieben bis zehn Zentner Fisch gefangen. 1960 waren es nur noch 60 bis 70 Pfund pro Abend.
Während früher der größte Teil der Beute auf die Märkte wanderte, reichte sie vor 1960 nur noch zur Versorgung der Altriper Traditionsgaststätten "Rheintal", "Himmelreich" und "Karpfen". Wer damals nach Altrip kam, der wollte natürlich Fisch essen. Und deshalb standen frisch gebackene Rheinfische auf den Speisekarten.
Nach dem Unfalltod ihres Mannes im Jahr 1952 führte die Witwe, die damals 60-jährige "Fischers-Bawett", den Betrieb mit ihren erwachsenen Kindern gut zehn Jahre bis 1963 weiter. Sohn Ludwig war Fischereimeister, und dessen Söhne waren den Umgang mit der Angelrute gewohnt. Walter Hartmann schmecken selbstgefangene Fische immer noch am besten. Heute pflegen die Sportangeler und die Gemeinde mit dem Altriper Fischerfest die Tradition. Verschwunden sind auch die Trockenplätze der großen Hanf- und Baumwollnetze am Altwasser "Klamm" und auf der "Unterplatte".