Heimat- und Geschichtsverein übergibt Bürgermeister Jacob wertvolles Buch
Eine besondere Buchspende konnte Altrips Bürgermeister Jürgen Jacob am Donnerstag in seinen Amtsräumen entgegennehmen. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Altrip, Wolfgang Dilly, übergab ein 1671 in Paris gedrucktes Sendhandbuch des in Altrip geborenen Historiografen, Kantonisten und Kirchenrechtlers Regino in die Obhut der Gemeinde.
Der sichtlich erfreute Bürgermeister versprach, dem Kleinod einen entsprechenden Platz einzuräumen und der Leiter des gemeindlichen Alt-Archivs, Horst Hook, nahm sogleich die Inventarisierung vor. Schon an Ostern 2005 konnten einige engagierte Bürger der Gemeinde Altrip eine 1521 in Mainz gedruckte „Chronik des Regino“ ankaufen und an die Gemeinde übergeben. Über 600 Jahre nach Reginos Tod sah es Freiherr Sebastian von Rotenhan als eine Verpflichtung den „Altvorderen“ gegenüber an, die Weltchronik mittels der neuen Buchdruckerkunst zu verlegen. Die erste gedruckte Ausgabe widmete er Kaiser Karl V.
Dieser Tage war es wiederum dem Altriper Hobby-Historiker Wolfgang Schneider gelungen, auch das zweitwichtigste Werk des großen Sohnes der Rheingemeinde, das so genannte „Sendhandbuch“, nach Altrip zu holen. Der Heimat- und Geschichtsverein Altrip hatte spontan die Kosten übernommen und beschlossen, das Werk der Gemeinde zur Verfügung zu stellen.
Regino (um 850 bis 950) hat das rund 700-seitige Werk als praktischen Leitfaden für die Visitationsreisen des Bischofs und für die im 9. Jahrhundert nach weltlichem Vorbild entstandenen Sendgerichte geschaffen. Das Handbuch „Libri duo de synodalibus causis et ecclesiasticis disciplinis“ richtet sich sowohl an die Kleriker als auch an die Laien. Das Werk war für die Kirchen-, Kultur- und Rechtsgeschichte Jahrhunderte lang richtungsweisend. In Auftrag gegeben hatte es Erzbischof Hatto von Mainz, der zugleich ein führender Vertreter der Reichspolitik war.
Reginos Sendhandbuch hat insbesondere über das Decretum Burchards von Worms im frühen 11. Jahrhundert großen Einfluss auf das Kirchenrecht im deutschen Sprachraum genommen. Für die Bedeutung und Aktualität des Werkes spricht auch, dass es 750 Jahre nach der ersten Handschrift erstmals in Helmstedt gedruckt wurde und wenige Jahre später auch in Frankreich. Und eben diese in Paris bei Franciscus Muguet im Auftrag von Stephanus Baluzius gedruckte Ausgabe von 1671 befindet sich nun in Altrip. Baluzius (1630 bis 1718) war ein bedeutender Gelehrter seiner Zeit und sammelte als Bibliothekar vor allem kirchengeschichtliche Werke.
Wenngleich das jetzige Altriper Buch zeitbedingt etwas gelitten hat, so ist es doch insgesamt gesehen ein sehr gutes Exemplar. Der Lederband mit Rückenschildchen und ornamentaler Rückenvergoldung weist Gebrauchsspuren auf und der Rücken hat eine kleine Fehlstelle durch Wurmfraß und ein weiteres „Wurmlöchlein“.
Das Sendhandbuch als Quelle für Kulturforscher wurde vor drei Jahren von Professor Dr. Wilfried Hartmann aus Tübingen erstmals von Latein in die deutsche Sprache übersetzt. Und da Regino nicht nur Abt und Historiograf, sondern auch Kirchenrechtler war, wurde nach ihm auch ein Preis benannt. Seit dem Jahr 2000 wird jährlich unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Justizministers ein „Reginopreis“ für eine herausragende Justizberichterstattung in den Printmedien, Rundfunkreportagen, Fernsehreportagen und neuen Medien vergeben. Der Reginopreis wurde von einem Heidelberger Rechtsanwalt und der Neuen Juristischen Wochenzeitung ins Leben gerufen und Landrat Werner Schröter will sich dafür einsetzen, dass der Preis alternierend in Altrip und in Prüm vergeben wird.
Reginos Bedeutung wird auch sichtbar durch eine „Reginothek“ in Prüm, die Anfang Oktober eingeweiht wurde. Mit einer EU-Förderung ermöglicht das 1,28 Millionen Euro teure Projekt erstmals in Europa einen grenzüberschreitenden virtuellen Zugriff auf über 10 Millionen Bücher und Medien in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Ostbelgien.