Der frühere Altriper Bürgermeister Michael Konrad Marx wird heute, am 29. September 2007, 90 Jahre alt. Und Konrad ist auch im hohen Alter aktiv: Der Jubilar fährt noch Auto und Fahrrad und nimmt an Turnieren des örtlichen Schachclubs teil. Auch spielt er leidenschaftlich Lotto – ohne ein „Hasardeur“ zu sein, wie er selbst sagt.
Die Biographie von Michael Konrad Marx zeigt – neben den jahrgangstypischen Einschnitten wie Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft – viele Narben. Als er 17 Jahre alt war, fiel sein Vater im Ersten Weltkrieg. Seine Mutter starb 1944 nach einem Luftangriff auf das Dorf. Und im Jahr 2000 verstarb seine geliebte Frau „Trudel“. Doch von all diesen schlimmen Ereignissen hat sich Michael Konrad Marx nicht unterkriegen lassen – bis heute nicht.
Und Marx, ein gebürtiger Altriper, hat auch viel Positives erlebt. Schon in der Jugendzeit: Er spielte in der berühmten Altriper „Goggelkapelle“ die Geige, liebte Jazz, betätigte sich als Schlagzeuger sowie als Laienschauspieler. Über 40 Jahre war der Jubilar, der einst bei der Gemeindeeinnehmerei Altrip mit Finanzen umzugehen lernte, im Öffentlichen Dienst tätig. „Dort habe ich immer gerne gearbeitet“, sagt Marx heute.
Von 1960 bis 1967 trug er als Erster Beigeordneter und anschließend für zwölf Jahre als SPD-Bürgermeister Verantwortung für die Rheingemeinde. Seine Wahl war ein Paukenschlag, denn Marx trat gegen den erfolgreichen und beliebten Amtsinhaber Emil Lebherz (Freie Wählergruppe) an und gewann mit 11 zu 7 Stimmen - und hatte damit sogar eine Stimme der Gegenseite ergattert. Den größten Erfolg seiner Amtszeit sieht Marx darin: Das Vermögen der Gemeinde betrug bei seinem Antritt sechs Millionen, bei seinem Abschied rund 16 Millionen Mark. „Ich habe ein gut bestelltes Haus hinterlassen.“
Obwohl Marx sich erfolgreich gegen Eingemeindungsgelüste von Ludwigshafen und die Bildung einer Verbandsgemeinde wehrte, setzte er sich für die interkommunale Zusammenarbeit ein. Der Überleitungskanal nach Ludwigshafen mit Anschluss an die Großkläranlage der BASF und auch die Einschulung der Hauptschüler in Ludwigshafen sparte der Gemeinde Millionen. Apropos Millionen: Für drei Millionen Mark verkaufte Marx 1974 das Altriper Elektrizitätsversorgungswerk an die Pfalzwerke. Zwei Millionen Mark ließ er als Anlage bei den Pfalzwerken stehen. Davon profitiert die Gemeinde nach Auskunft des Finanzabteilungsleiters Patrick Fassott noch heute. Denn das Kapital „steht“ noch und bringt jährlich Rendite – über Zinsen und die Konzessionsabgabe.
Als Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip schaffte es Marx, dass das Stammkapital der Gemeinde für den Fährbetrieb von 40 auf 20 Prozent reduziert wurde. Auch das wirkte sich, bei den vielen Verlusten, die die Fähre schon eingefahren hat, positiv für die Altriper aus.
Untrennbar mit seinem Namen ist der Bau der Albert-Schweitzer-Grundschule nebst Turnhalle verbunden, die er an seinem 55. Geburtstag einweihte. In Marx‘ Amtszeit wurden das Kanalisations- und Straßenbauprojekt seines Vorgängers zu Ende geführt, eine Leichenhalle und eine Festhalle im Waldpark gebaut sowie etliche Kinderspielplätze. Erfolgreich wehrte er die Kiesausbeute im Naturschutzgebiet „Horreninsel“ ab. Acht Jahre war Marx Mitglied im Kreistag. In dieser Zeit wurde die Verbindungsstraße zwischen der K 12 und der K 13 gebaut, vorbei an der Sandrennbahn und dem Gewerbegebiet. Immer hat er sich für die Senioren der Gemeinde eingesetzt: Neben vielen Ausflügen gab es jahrelang eine „Fischerfestnachfeier“. 1977 kamen so rund 5000 Senioren aus der Umgebung zur größten Seniorenfeier der Pfalz zusammen.
Auch das Reginozentrum brachte Marx auf den Weg. Ganz nebenbei war er auch noch lange Jahre Vorsitzender des Turn- und Sportvereins Altrip, dem er schon seit 1950 angehört. Der SPD hielt er über ein halbes Jahrhundert die Treue. Zudem ist er Gründungsmitglied und Förderer der Altriper DLRG sowie Mitglied in mehreren Vereinen, etwa in der „SängerEinheit“, dem Männergesangsverein und den Naturfreunden.
Entgegen seiner Gepflogenheit, seinen Geburtstag im Schwarzwald zufeiern, wird er dieses Mal zu Hause in Altrip bleiben. „Dazu habe ich mich gerne überreden lassen“, erzählt Marx. Schließlich sollen die Nachbarn, Freunde und Bekannten auch die Möglichkeit haben, dem Jubilar zu gratulieren.