Was als nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag begann, endete mit einem besonderen Besuch. Höchstwahrscheinlich als erste Altriperin stattete Sabine Lutz-Jungbauer der Statue des Dorfgründers Valentinian im fernen Süditalien einen Besuch ab.
Ideengeber war Werner Schön, beim Heimat- und Geschichtsverein Altrip für die Kasse verantwortlich, der als Patient mit der Physiotherapeutin Sabine Lutz-Jungbauer ins Gespräch kam. Die 32-Jährige erwähnte beiläufig, dass sie im August für eine Woche in den Süden des „italienischen Stiefels“ fliegen wollte, um Verwandte aus der Linie ihres Mannes zu besuchen.
Da wurde plötzlich der Heimatkundler Schön hellhörig. Etwas schelmisch meinte er: „Ach da könnten Sie ja auch einen Abstecher nach Barletta machen, wo das Standbild von Kaiser Valentinian, dem Gründer von Altrip, steht. Von Altrip war da auch bestimmt noch nie jemand dort!“
Die Krankengymnastin hatte sich bisher noch nicht besonders für die Ortsgeschichte interessiert. Doch nun war ihr Interesse geweckt. Als erste Altriperin die einzige Statue von Valentinian zu sehen, der ihren heutigen Wohnort gründete, das war schon verlockend.
Der römische Soldatenkaiser Flavius Valentinianus I., der von 364 bis 375 regierte und im Jahre 369 höchstpersönlich den Plan für das Bollwerk, das Kastell „alta ripa“ entwarf, prangt auch auf den Altriper Golddukaten, die die Kreissparkasse Ludwigshafen zur Erinnerung an die 1600-Jahrfeier der Rheingemeinde mit 986/1000 Feingold herausbrachte. Auf dieser Gedenkmünze findet sich auf der Vorderseite das Wappen von Altrip und auf der Rückseite die Partie mit dem romanischen Kirchturm, dem Kirchenschiff nebst dem davorstehenden Reginodenkmal sowie zwei denkmalgeschützten Fachwerkhäusern. Im Vordergrund haben die Graveure einen Römer mit erhobenem rechtem Arm platziert, der offensichtlich einen Gegenstand in seiner Hand hält. Welchen Gegenstand, verrät die Prägung jedoch nicht, da dieser den Münzrand überragt. Auch verrät die Münze nicht die Identität des Römers. Dass die Figur die Abbildung der einzigen Statue des Kaisers Valentinian 1. ist und in Barletta in Apulien steht, ist auch nur den wenigsten bekannt.
Im August flog die Physiotherapeutin mit ihrem Mann nach Bari, nahm sich einen Leihwagen, um an ihr eigentliches Ziel, Castrovillarie in Kalabrien, auf der „anderen Seite“ des Stiefels zu gelangen. In jenem kleinen Städtchen mit seiner mittelalterlichen Prägung nahe dem Naturschutzgebiet Pollino brannten im Juli 2000 Hektar Wald und der dortige Staatsanwalt vermutete die Mafia als Brandstifter. Das Altriper Paar unternahm mit ihrem Leihwagen tatsächlich einen Abstecher nach Barletta. Allerdings kamen da gut und gern 200 Kilometer zusammen.
Bereut haben die zwei ihre Exkursion nicht. Barletta mit seinen 94.000 Einwohnern liegt direkt an der Adria und wird im nächsten Jahr zusammen mit Andria und Trani zur regierungsfähigen Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der Region Apulien aufsteigen. Die Altriper fragten sich nach der 4,50 Meter hohen Bronzestatue, der größten und einzigen ihrer Art überhaupt, durch.
Und in der Tat, den „Colosso“ fanden sie sehr beeindruckend. Das Kreuz in der rechten Hand, das auf den Altriper Gedenkmünzen in Gold und Silber fehlt, wurde der Statue erst in späteren Jahren beigegeben, da sich Valentinian offen zum Christentum bekannte und zwar zu einer Zeit als dies für ihn noch hätte gefährlich werden können. Jedenfalls legte sich auf die „ersten Altriper“, die das schon seit dem vierten Jahrhundert stehende Monument besuchten, ein Hauch der Geschichte. Dabei spielte es auch keine Rolle, dass gerade 40 Grad Lufttemperatur gemessen wurden. Barletta fanden die beiden so interessant, dass sie beschlossen, wiederzukommen. Um die Kathedrale Santa Maria Maggiore, die Kirche Santo Sepolcro und das Museum im Schloss zu besichtigen.