Vor der Reformation war der Fisch mit weitem Abstand vor Eiern die wichtigste Fastenspeise. Der Ruhm der Altriper Fischer reichte damals sehr weit. Zu jener Zeit, vor etwa 500 Jahren, bestand das Dorf Altrip nur aus 100 bis 120 Seelen mit 25 bis 30 Fischerfamilien.
Zu den Kunden zählte auch die Leiningsche Residenz Hartenburg, die oberhalb des gleichnamigen Dorfes im Isenachtal liegt. So kam etwa der Keller(*) an Markttagen zum Fischeinkauf nicht nur in die damaligen Städte Oggersheim und Lambsheim sowie in die Fischerdörfer Mannheim und Oppau, sondern auch nach Altrip. Oft lieferten die Altriper „Rinfisch“, Bolchen, Bresen, Nasen, Barben, Brassen, Aale, Hechte, Karpfen, Maifische und den besonders beliebten Rheinsalmen direkt an die Leininger. Die übrigen Großhaushalte dort versorgten sich zumeist mit Fischen an einheimischen Bächen und aus „Woogen“ (Teichen).
In der Residenz in Hartenburg kam es damals zu einer „Verwaltungsreform“. Der Keller(*) wurde auf die Rolle eines Lagerverwalters beschränkt. Ein Oberkeller bekam die Gesindeaufsicht einschließlich der Lohnzahlung. Daneben gab es den Hofmeister, den Amtmann und den Rentmeister, dem alsbald die alleinige Zuständigkeit für die Finanzen zufiel. Doch ob Keller oder Rentmeister, die Altriper nahmen es gelassen, wenn nur die Burghaushalte der Hartenburger mit ihren Fischen zufrieden waren.
Doch nicht nur bis zur mittleren Haardt reichte das Einzugsgebiet der Altriper Fischer, sondern auch in das rechtsrheinische Gebiet. Als um 1530 Kurfürst Ludwig V. den sogenannten Ludwigsee bei Ketsch erwarb, der mit den angegliederten Teichen rund 500 Morgen umfasste, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Altriper mit dem Ausfischen der Anlage betraut wurden, während die Bewohner der umliegenden Orte niedrige Fronarbeiten wie Deich- und Entschlammungsarbeiten verrichten mussten.
Verständlich auch, dass die holde Obrigkeit, sei es in Mannheim oder in Heidelberg, von den Altripern lange Zeit stets auch einen besonders prächtigen „Herrschaftsfisch“, das war in der Regel ein Stör, forderten, aber auch Fische ankaufte.
Die frühere 40-tägige Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt und am Karsamstag endet, wurde schon lange für Laien auf ganz wenige Fastentage reduziert. So auf den Aschermittwoch und den Karfreitag.
Noch in den 1950er Jahren kamen daher an Karfreitag viele Katholiken, insbesondere aus Waldsee Otterstadt, Speyer und Neckarau, nach Altrip zum Fischessen. In der Römerstraße, in der gleich drei Gasthäuser um die Fastenbrüder und -schwestern warben, war der Tisch reichlich gedeckt: Dort wurden zusammen nahezu zwanzig Zentner Fisch serviert.
(Quelle: Wolfgang Schneider | 2005)
(*) Der Keller:
Ein Keller oder Kellner (von lat. cellarius bzw. cellerarius) war in dem ihm zugewiesenen Gebiet, der „Kellerei“ (oder auch „Kellnerei“), für die fürstliche oder geistliche Kameralverwaltung zuständig. Er war insbesondere für die Eintreibung der Geld- und Naturalabgaben an den Lehns- bzw. Grundherren verantwortlich. Damit hatte er eine ähnliche Funktion wie der Rentmeister. Im Mittelalter hatte diese Stellung meist ein niederadeliger Ministeriale inne. In der Frühneuzeit wurde dieses Amt zunehmend an Patrizier, das heißt an Vertreter der sogenannten Ehrbarkeit, vergeben. In Klöstern, besonders in den nach benediktinischen Regeln geführten, ist der Cellerar (oder die Cellerarin) das für die wirtschaftlichen Belange des Klosters zuständige Mitglied des Konvents. Daher unterstanden ihm oder ihr die dem Kloster zinspflichtigen Kehlhöfe. (Quelle: wikipedia.de)