Im Jahr 1934 stellte die Gemeinde 52 Bauplätze für Siedler zur Verfügung. In Erbbaurecht wurden jeweils 800 Quadratmeter zum sagenhaft niedrigen Preis von jährlich zwei Pfennigen je Quadratmeter auf 99 Jahre vergeben - und zwar ohne jegliche Gleit- oder Währungsklausel. Doch große Freude herrschte dennoch nicht im Dorf.
Die allgemeine Not war zu groß. Die Gemeinde setzte gar die Anerkennung als Notstandsgemeinde durch und warnte vor einem Zuzug nach Altrip. Wer dennoch kam, erhielt im Falle der Bedürftigkeit keine oder nur wenig Unterstützung. Zwei neue Straßen entstanden in dieser Zeit, und mit der Namensgebung gab es neue Probleme. Die NSDAP-Ortsgruppe hätte im Ort gern Straßen gesehen, die nach Parteigrößen benannt waren. Doch damit taten sich die Altriper Bürger sehr schwer.
Der größte Platz im Ort, der frühere Friedrich-Ebert-Platz, war bereits im Mai 1933 in „Horst-Wessel-Platz” umbenannt worden. Den Platz an der Wilhelmstraße hielten die Verantwortlichen für einen „Adolf-Hitler-Platz” jedoch als entschieden zu klein. Dieser Platz trägt übrigens erst seit wenigen Jahren den Namen des Altriper Antifaschisten Oswald Jacob, zuvor war er namenlos geblieben.
Monatelang hatte es in der Nazi-Zeit eine parteiinterne Diskussion über neue Straßennamen gegeben. Schließlich fiel die Entscheidung zu Gunsten der sogenannten Pfalzbefreier Franz Hellinger und Ferdinand Wiesmann, die bei der Erschießung des Separatistenführers Heinz 1924 in Speyer starben.
Eine Umbenennung vorhandener Straßen wurde ebenso verworfen wie eine Ehrenbürgerschaft für Adolf Hitler anlässlich dessen 45. Geburtstages. Mit einer Ehrenbürgerschaft hatte die Gemeinde ohnehin schlechte Erfahrungen gemacht. 1929 beantragte nämlich der Vorsitzende des Historischen Vereins Altrip, Robert Baumann, eine Ehrenbürgerschaft für den ältesten Einwohner der Gemeinde. Dem am 8. November 1836 geborenen Altriper Jakob Weber I. sollte an seinem 93. Geburtstag als erstem Bürger der Gemeinde die Ehrung zuteil werden.
Der Beglückte lehnte ab. Seine Begründung: Mehrere Gemeinderäte hätten ihn am Stammtisch beleidigt. Peinlich war zudem, dass sich auch das Bezirksamt telefonisch meldete und wissen wollte, worin denn eigentlich die Gründe für die besondere Ehrung lägen. Außer dem hohen Alter und dem angeblichen Ansehen konnten keine weiteren Gründe angeführt werden. Im Dorf wurde noch lange über dieses Fiasko gewitzelt.
Erst 1966 beschloss die Gemeinde, dem Kaufmann Ernst Jacob das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Jacob lebte bis zu seinem 50. Lebensjahr in Altrip, wurde in Hannover ein erfolgreicher Geschäftsmann und Landtagsabgeordneter.