1946 bis 1949: Kinderheim für unterernährte Schulkinder in Villa Baumann
Zur Unterbringung einer Brückenbauabteilung beschlagnahmten die Amerikaner nach dem letzten Krieg in Altrip die Villa Baumann. Das Anwesen mit seinen 37 Zimmern war aber wohl den Brückenbauern zu weit vom Ort des Geschehens entfernt und so übergaben die Amerikaner die Villa schon bald darauf den Franzosen.
Der Militärgouverneur, Commandant Cardon, bot das Gebäude dem Ludwigshafener Oberbürgermeister Valentin Bauer zur Einrichtung eines Altersheimes an. Der Oberbürgermeister verständigte sich mit dem dritten Bürgermeister, Max Frenzel (KPD), dahingehend, dass wohl ein Kinderheim für unterernährte Schulkinder vordringlicher sei.
Im August 1946 war es dann soweit: Der erste Bus mit unterernährten Mädchen der 8. Schulklasse kam in Altrip an. Für das Kinderheim wurden zwar Essensrationen wie für Krankenhäuser gewährt, doch die waren zum „Aufpäppeln” zu dürftig. Max Frenzel war es zu verdanken, dass die von der „Central Sanitaire Suisse (CSS)” gegründete „Süddeutsche Ärzte- und Sanitätshilfe” das Patronat für das Kinderheim Altrip übernahm. Die CSS sorgte sich in erster Linie um die gesundheitliche Betreuung von ehemals durch die Nationalsozialisten verfolgten Menschen.
Außerhalb ihres eigentlichen Auftrages erhielt das Altriper Heim zusätzlich zu den allgemeinen Rationen hochwertige Lebensmittel, ebenso Kleidung, Schuhe und Medikamente. In Altrip konnten Speisen mit 3200 bis 3500 Kalorien täglich ausgegeben werden. Die Schulkinder, darunter auch etliche aus Altrip, nahmen daher zwei bis drei Kilogramm, in Ausnahmefällen auch fünf Kilogramm, während ihres fünfwöchigen Aufenthalts zu.
Anfang November 1948 wurde das tausendste unterernährte Kind in Altrip begrüßt. Die Heimleiterin, Tante Hilde, organisierte aus diesem Anlass eine Feier, die von jungen Künstlern mit Liedern zur Laute und lustigen Tänzen umrahmt wurde. Das CSS sorgte zudem für süße Schleckereien, wobei die Schweizer Schokolade besonders gut ankam. Nachdem sich drei Jahre später die Ernährungslage wesentlich gebessert hatte, an den Schulen zusätzlich die Hoover-Speisung ausgegeben wurde und der Stadt die Kosten von 3,90 Mark je Tag und Kind zu hoch waren, wurde das Kinderheim Altrip zum 1. August 1949 geschlossen.
Als weitere Begründung für die Schließung führte Oberbürgermeister Valentin Bauer die ungünstige Verkehrslage von Altrip sowie die Schnakenplage an. Das Kinderheim war die bis dahin größte humanitäre Einrichtung in Altrip.