Noch immer halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass das Winterhilfswerk eine „Erfindung” der Nationalsozialisten sei. Doch dem ist nicht so. So hatte die Reichsregierung bereits 1931 die Werbetrommel für ein Winterhilfswerk gerührt. Die erste Sammlung zur sogenannten „Winterhilfe“ wurde vom 15. September 1931 bis März 1932 durchgeführt und brachte 42 Millionen Reichsmark ein. Im selben Jahr wurde eine „Notgemeinschaft Ludwigshafen und Umgebung” unter Mitwirkung von Bürgermeister Carl Baumann aus Altrip gegründet.
Ihr Zweck war es, neue Finanzquellen und Hilfsmittel zu erschließen, um die von Tag zu Tag größer werdende Not, insbesondere angesichts des nahen Winters, zu lindern. Es galt, denen zu helfen, die das Lebensnotwendigste entbehrten: Wohnung, Nahrung und ausreichend Kleidung. Erster Vorsitzender der Notgemeinschaft wurde Albert Lederle, der Amtsvorstand (Landrat) des Bezirksamts Ludwigshafen, der aber schon kurze Zeit später, am 29. Dezember 1931, verstarb.
Mitte Oktober bildete der Gemeinderat einen Ausschuss für das Winterhilfswerk, dem je zwei Vertreter des Ortsfürsorgeverbandes, des Evangelischen Frauenbundes und der Arbeiterwohlfahrt angehören. Spontan erklärten die örtlichen Wohlfahrtsorganisationen ihre Mitarbeit. Für die Wintermonate beschloss der Gemeinderat die Einführung einer Mittagsspeisung an allen Werktagen für den Kreis der Hilfsbedürftigen. Allerdings sollten dafür täglich 20 Pfennig von der laufenden Unterstützung abgezogen werden.
Die „Wohlfahrtserwerbslosen”, die lediglich sieben Reichsmark in der Woche erhielten, forderten im November in einer Eingabe an den Gemeinderat eine Erhöhung ihrer Unterstützung um 30 Prozent. Die Sätze waren jedoch reichsweit niedrig. Bürgermeister und Gemeinderat erkannten zwar das berechtigte Anliegen, sahen jedoch wenig Möglichkeit der Abhilfe. Der Bürgermeister hatte bereits „höhernorts” alles versucht, um die bittere Not zu lindern. Alle Bemühungen waren jedoch angesichts der leeren Kassen vergebens. Allenfalls, so der Bürgermeister in der Novembersitzung, sei eine einmalige Weihnachtsbeihilfe in Verdoppelung des Wochenunterstützungssatzes und in Form einer Kohlenverbilligung möglich.
Für das Winterhilfswerk sammelte derweil die Altriper Notgemeinschaft 120 Zentner Kartoffeln, 59 Pfund Mehl, fünf Zentner Karotten sowie größere Mengen Fett, Fleisch, Wurst und sonstige Lebensmittel. Im Hinblick auf den Winterbrand wurden allein 400 „Wellen” (Reisigbündel) und 22 Zentner Kohlen und Briketts zusammengetragen. Auch neue und getragene Kleidungsstücke wurden eingesammelt und über eine „Büchsensammlung” kamen 154 Reichsmark zusammen. Aus der „Mineralwasserbesteuerung” flossen der Wohlfahrtsfürsorge 7712,90 Mark zu und die Arbeiterwohlfahrt beschenkte vor Weihnachten die besonders bedürftigen Ortsbürger mit einer Reihe von zuvor gesammelten Grundnahrungsmitteln.