War das Leben im 17. und 18. Jahrhundert ohnehin schon schwer durch die vielen Kriege, Hungersnöte, Truppeneinquartierungen und Epidemien, so kamen für die tief liegenden Rheingemeinden auch noch einige größere „Totalüberschwemmungen” hinzu. Die verarmten Fischer in der Region nutzten die Notsituation immer wieder aus, um sich zu bereichern.
Gestützt auf das alte Strandrecht aus Urgroßvaterszeiten, als Wald, Wasser und Weide noch Gemeingut aller war, betätigten sich bei der großen Hochwasser- und Eiskatastrophe 1784 die Altriper Fischer auch noch als Strandräuber. Nach ihrer Meinung gehörte ihnen alles, was sie dem Wasser entreißen konnten. Mit zahlreichen Nachen (Kähnen) steuerten sie unter Lebensgefahr in der Wasserwüste umher, um Bau- und Brennholz, Möbel, Kisten und Kasten, Hausrat und andere Wertsachen zu bergen. Die Geschädigten erhielten davon nichts, die Fischer teilten vielmehr die Beute unter sich auf. Mehr noch: Da ihnen nach überlieferter Rechtsanschauung der Altvorderen alles herrenlose Holz im Rheinstrom zustand, dehnten sie ihre Aktivitäten auch auf die überfluteten Rheinwälder aus. Dort schlugen sie Bäume ab, schleppten sie nach Hause und verkauften sie später in den Nachbarorten. Schwarz- und Rotwild wurde ins Wasser getrieben und erschlagen, um es als Strandbeute wegzuschaffen. Die Beutezüge der Altriper führte sie bis in die Gegend von Frankenthal.
Obwohl ein gesetzlich garantierter Bergelohn zugesichert war, verschwand das Strandrecht erst im 19. Jahrhundert nach und nach aus dem Bewusstsein des Volkes und galt fortan allgemein als strafbare Handlung. Die ertappten Frevler versuchten auch damals noch ihre Beutezüge mit dem alten Strandrecht ihrer Vorfahren zu rechtfertigen.
Nach den von Oberlehrer Karl-Otto Braun aus Oppau ausgewerteten Akten wurde in unserer Gegend das Strandrecht von den Fischern aus Altrip, Mannheim, Oppau, Edigheim und Roxheim ausgeübt. Wobei zur Ehrenrettung der Altriper erwähnt sei, dass sich die Roxheimer Fischer bei Hochwasser ganz besonders am fremden Unglück bereicherten. So zerstörten die Roxheimer auf der Petersau gar die Deiche um die Lachen (Fischteiche) des dortigen Gutspächters, um den Fischzug zum Roxheimer Altrhein zu leiten.