Altrip kämpfte nach dem verheerenden Sommerhochwasser des Jahres 1910, als über 500 Hektar Gemarkungsfläche unter Wasser standen, verstärkt gegen Sumpffieber und die Schnakenplage an. In den Entwässerungsgräben, die in den Neuhofener Altrhein mündeten und das Wasser von dort in den Rehbach ableiteten, fanden sich gar Leberegel, deren Zwischenträger in den versumpften Wiesen äußerst günstige Lebensbedingungen fanden.
Erst das Projekt zur Entwässerung der Rheinniederung in Altrip, das das Kulturbauamt Neustadt 1934 in die Wege leitete, brachte Erfolge. Erfolge brachten auch Desinfektionen, die durch den Dorfarzt, Sanitätsrat Theodor Horn und Philipp Johann Hauck, einem früheren Lazarett-Gehilfen, auf Kosten der Gemeinde durchgeführt wurden. Damit wurden insbesondere Krankheiten wie Diphtherie, Scharlach, Typhus und Paratyphus bekämpft.
Nach dem letzten Krieg tauchte in Altrip verstärkt eine weitere Infektionskrankheit auf: die Lungentuberkulose. Vielleicht war dies mit ein Grund dafür, dass Altrip als Pilotprojekt für ein transportables Röntgengerät ausgewählt wurde. Ende Juli 1951 erhielt Bürgermeister Adam Jacob die Mitteilung, dass schon im August das Modellvorhaben gestartet werde. Diese „Schirmbild-Aktion” war ein völlig neues Verfahren für eine kostengünstige Röntgenreihenuntersuchung des Thorax.
Auf einem Lastwagen wurde das Gerät nach Altrip befördert, wo seine Einzelteile von Technikern in einer Dreiviertelstunde zusammen gebaut wurden. Ziel war die Erfassung der potenziell betroffenen Bevölkerung. Von der Technik her war es eine „normale” Durchleuchtung, bei der der Patient zwischen der Röntgenröhre und dem Schirm stand.
Nachdem der Arzt der Tbc mit „Horchgeräten” nicht auf die Spur kommen konnte („Tuberkulose wird nicht gehört; sie ist nur zu sehen!”) entwickelten amerikanische und deutsche Forscher entsprechende Röntgenapparate, die nach dem Krieg vervollkommnet wurden. Als erste Städte in der Pfalz schafften sich Kaiserslautern und Ludwigshafen solche Röntgengeräte an. Neben Schulkindern, Lehrern und Angehörigen Tbc-gefährdeter Beruf wurden im Gesundheitsamt Ludwigshafen auch allwöchentlich die Eheanwärter „beäugt”, insbesondere solche, die familiär vorbelastet waren.
Die heute 78-jährige Erna Wüst erinnert sich noch genau, dass sie damals als Kanzleiangestellte für das Standesamt stets Anfragen beim Gesundheitsamt starten musste. Mit dem in Altrip eingesetzten Schirmbildgerät wurden binnen weniger Tage über 1370 Männer und Frauen erfasst. Die Auswertung selbst erfolgte anschließend im Gesundheitsamt. Die staatliche Tuberkulose-Fürsorge war mit dem Gesamtergebnis „sehr zufrieden”.