Im Nebenzimmer eines Lokals wurden in Altrip nahezu alle Vereine gegründet. Nicht so der Schachclub! 1926 hob eine Spielergemeinschaft in der Werkstätte des Schneidermeisters Ludwig Hauk in der Rheinstraße den Schachclub aus der Taufe. Die Werkstätte wurde gewählt, weil der mitspielende Schneidermeister stark gehbehindert war und das Häuschen, an dem die meisten Fährbenutzer täglich vorbeikamen, eine Art „Kommunikationszentrum”, sprich für Tratsch und Klatsch im Dorf, war. Der Verein firmierte schon bald als „Arbeiter-Schach-Klub” und trat dem Kartell der Altriper Arbeitervereine bei.
Gründungsmitglied war Karl Marx, der lange in der Arbeiterbewegung stand und auch nach dem Krieg bei der Neugründung wieder mit von der (Schach-)Partie war. Er trug sich als erster Klubmeister in die Vereinschronik einschrieb. Bereits im zweiten Vereinsjahr wurde bei einem Schachwerbetag im großen Saal des „Pfälzer Hofes” an 60 Brettern gespielt. Und ein verwunderter Zeitgenosse rieb sich die Augen und meinte: „So viel Menschen und kein Ton.”
1933 wurde dem damaligen Vorsitzenden Ernst Haase das Vereinsverbot mitgeteilt; ebenso die Einziehung des Vereinsvermögens.
Mit Genehmigung der französischen Besatzungsbehörde wurde der Schachklub nach Kriegsende als einer der ersten Vereine wieder neu gegründet, wobei sich Karl Fabian als Vorsitzender große Verdienste erwarb.
Im Jubiläumsjahr 2001 spielt je eine Mannschaft in der 2. Pfalzliga sowie der Kreisklasse. Vorsitzender Wolfgang Appel ist stolz darauf, dass Altbürgermeister Michael Marx mit 83 Jahren nicht nur das älteste aktive Mitglied ist, sondern auch die meisten Vereinsjahre „auf dem Buckel” hat.
Schon seit 1973 führt der Verein zum Fischerfest ein Schachblitzturnier durch, in diesem Jahr ist zusätzlich ein Freundschaftsspiel mit polnischen Gästen. Außerdem ist bei einem weiteren Turnier ein Treffen von befreundeten Schachspielern geplant, vorgesehen sind dabei auch Ehrungen.
Heinz Zimpelmann, seit 1947 im Verein, kommt beim Rückblick ins Schwärmen: „Das waren halt noch Zeiten, als wir mit zwei Bussen Ausflüge unternehmen konnten und über eine eigene Jugendmannschaft verfügt haben.” In den letzten 75 Jahren hat sich einiges geändert, nur eines blieb: Schach spielen in Altrip vereinsmäßig nur die „Herren der Schöpfung”.