In seinen heimatkundlichen Aufzeichnungen in der Schrift "alta ripa - Altrip am Rhein", IV. Teil, Dez. 1961, Seite 2, schreibt Erich Dudy: Ob das Seckenheimer Ried 1509 oder 1609 linksrheinisch wurde, ist noch immer ungeklärt. Als Indiz für einen Rheindurchbruch im Jahre 1509 zitiert Dudy das Aktenstück "Hochstift 641" aus dem Staatsarchiv Speyer, in dem es heißt: "Anno 1509 hat der Rhein das Seckenheimer Ried durchbrochen und einen anderen Lauf genommen und wo vorher der reißende Rhein geflossen, ist ein Altwasser oder Altrhein geworden, der nur von überwichtigem Wasser des Rheins anschwellt. Aber von 1509 an hat der Altrhein nichts mehr absorbieren können".
Aus dieser Fundquelle schöpften auch die Verfasser von "Altrip - Porträt eines Dorfes", 1970, Seite 126, Theodor Maurer und Dieter Kirsch. Hansjörg Probst, der Verfasser des Buches "Seckenheim", 1981, Seite 27, datiert den Rheindurchbruch bei Altrip in die Jahre 1590-1595. Dr. Hanspeter Rings beschreibt in seinem Buch "Rheinau", 1988, Seite 19, den Rheindurchbruch in den Jahren 1584/1590.
In seiner Schrift "Der Neue Hof" (Nova Curia) - Neuhofen und Affolterbach, zitiert Rudolf Wihr im Jahre 1932 auf Seite 73 den Heidelberger Universitätsprofessor David Pareus (geb. 30.12.1548, gest.15.6.1622) wie folgt: "Unser Rhein hat innerhalb von 12 Jahren seinen Lauf nicht fern von dem Dorfe Altrip in bedeutender Weise geändert, dadurch, daß ein Damm eingebrochen ist, welchen ich selbst im Jahre 1584 gesehen und mit ungefähr 200 Schritten abgemessen habe, so daß man jetzt auf einem zweiten Flusse fahren und einen geraden Lauf innehalten kann. Es ist eine Insel liegengeblieben, die sie früher als Halbinsel in großem Bogen zu umfahren gezwungen waren". Dieser David Pareus war ein sehr bedeutender Universitätsprofessor in Heidelberg. 1566 ließ er sich an der Uni Heidelberg immatrikulieren und studierte Philologie und Theologie.
Zum Zeitpunkt seines Besuchs in Altrip war er Vorsteher des Sapienzkollegs Heidelberg. Die vorderpfälzische Gegend kannte er ziemlich gut, war er doch auch Prediger in Oggersheim (1577). 1598 konnte Pareus für die Universität Heidelberg gewonnen werden. Er erhielt zunächst eine Professur für Altes, später für Neues Testament. Durch seine wissenschaftlichen Leistungen zog er viele Studenten aus West- und auch aus Osteuropa an; seine konziliante Einstellung fand Ausdruck in seinem Hauptwerk "Irenicum sive de unlone et synodo Evangelicorum consiliando llber votivus", in dem er die Lutheraner zur Einigung mit den Reformierten in den wichtigen dogmatischen Fragen aufforderte. Dieses Werk soll auch die Friedensidee von Johann Amos Comenius stark beeinflusst haben. Pareus hat übrigens seine Bücher der Universitätsbibliothek Heidelberg überlassen. Sie bildeten einen wichtigen Grundstock für diese Bibliothek; umso mehr als während des Dreißigjährigen Krieges, 1622, der größte (und wertvollste) Teil der "Bibliotheca Palatina" nach Rom gebracht worden war.
Nachdem die Geburts- und Lebensdaten des Pareus gesichert sind und er als Augenzeuge des Rheindurchbruchs in den Geschichtsquellen verbrieft ist, kann nunmehr das Jahr des Rheindurchbruchs bei Altrip im Jahre 1584 als gesichert angesehen werden. Damals kam das Hintere Seckenheimer Ried - mit der heutigen "Blauen Adria" - auf die linksrheinische Seite.