Über einen Altriper Auswanderer

Teilnehmer am amerikanischen Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) 1861 - 1865

Wie aus vielen Publikationen bekannt, gab es verschiedene Gründe auszuwandern. Im 18. Jh. waren es überwiegend religiös motivierte Gründe. Dazu kamen im 19. J h. die auftretenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, welche die Menschen veranlassten, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Auch die hohe Steuerlast sowie die eingeführte allgemeine Wehrpflicht waren Gründe. Das letztere betraf hauptsächlich jüngere Leute, die dann, um der Wehrpflicht zu entgehen, illegal auswanderten. Man konnte sich zwar freikaufen, wenn sich ein „Ersatzmann"fand, aber wer hatte schon das Geld, diesen zu entlohnen.

Aber nicht nur junge Menschen entzogen sich der Wehrpflicht durch eine „Flucht" nach Amerika, auch für Familien konnte es ein Grund sein, ihre Söhne vor dem Militärdienst zu bewahren, wie eine Aufzeichnung von Lillian O'Connor geb. Schneider, Tochter einer Auswandererfamilie, in meinem Buch „Altriper Auswanderer nach Nordamerika 1850 - 1930" beweist. Darin heißt es: „Einer der möglichen Gründe, warum Vater Deutschland verlassen wollte war, dass es, anders als in Deutschland, keinen zwangsweisen Militärdienst in den Vereinigten Staaten gab. Vater wollte kein Soldatenleben für seinen Sohn."

Dass es in der Realität anders aussah, zeigt die Teilnahme von Einwanderern in dem im Jahre 1861 begonnenen Sezessionskrieg. Zu dieser Zeit warben die Nordstaaten bei den vielen Millionen von Einwanderern, um die Reihen ihrer Truppen zu füllen. Im Jahre 1865 war fast jeder fünfte Unionssoldat ein Einwanderer. Viele waren bereit, als Freiwillige gegen die Sklaverei in den Südstaaten zu kämpfen. So auch Jacob Rief.  
 

Jacob Rief in Diensten der Nordstaaten

Der Altriper Auswanderer Jacob Rief in Diensten der NordstaatenDer Altriper Auswanderer Jacob Rief in Diensten der NordstaatenAls im Jahre 1855/56 Georg Jakob Rief sein ganzes Vermögen verkaufte und mit Frau und Kindern nach Amerika (Michigan) auswanderte, konnte niemand ahnen, dass Sohn Jakob, geb. 1842 in Altrip, einmal in seiner neuen Heimat Amerika in den Krieg ziehen würde. Gründe, warum Jacob Rief sich freiwillig zum Militärdienst meldete, sind nicht bekannt.

Grund war die Beseitigung der in den Südstaaten herrschenden Sklaverei. Die Führer der Nation waren nicht in der Lage, die Frage der Sklaverei zu lösen. Nachdem Abraham Lincoln 1860 zum Präsidenten gewählt wurde, traten elf Staaten des Südens aus der Union aus. Sie nannten sich die „Konföderierten Staaten von Amerika" Dies war der Auslöser des Bürgerkrieges 1861 - 1865, der mit dem Sieg der Nordstaaten im Jahre 1865 endete.

Jacob Rief, geb. 01.01.1842 in Altrip, war zu Beginn des Krieges im Jahr 1861 19 Jahre alt. Am 18. September 1861 ließ er sich in Cincinnati, Ohio, für 3 Jahre rekrutieren. Am 25. September war die Einschreibung. Seinen Dienst trat er im April 1862 bei einer Fernmeldeeinheit in Athens an. Im Oktober 1862 geriet Jacob Rief bei Lexington, Kentucky, in Gefangenschaft. 
 

Die Gefangenschaft

Im Januar/Februar 1863 wurde er „bedingt aus der Kriegsgefangenschaft entlassen". Was heißt das? Teilweise war es üblich, die Gefangenen auf Ehrenwort zu entlassen. Man verließ sich darauf, dass sie so lange nicht mehr zur Waffe greifen würden, bis sie offiziell „ausgetauscht" waren. Der Austausch von Gefangenen war ein alter Brauch. Auf Ehrenwort entlassene Gefangene blieben zu Hause, obwohl sie immer noch dem Militärrecht unterworfen waren. Kämpfen durften sie erst wieder, wenn sie formell gegen eine gleiche Anzahl auf Ehrenwort entlassener feindlicher Gefangener ausgetauscht wurden. Wer vor dem Austausch wieder zur Waffe griff und geschnappt wurde, musste mit harter Bestrafung, ja mit dem Tod rechnen. Soweit die Erklärung zur bedingten Entlassung aus der Gefangenschaft. Am 25. März 1863 wurde Jacob Rief bei einem Gefangenenaustausch in Murfreesboro (Tennessee) in der Nähe von Nashville endgültig aus der Gefangenschaft entlassen. Nachdem die 3 Jahre, zu welchen er sich verpflichtete, beendet waren, wurde Jacob Rief am 3. Januar 1864 aus der Armee entlassen. Er verpflichtete sich jedoch umgehend als freiwilliger Veteran für weitere 3 Jahre in Pulaski, Tennessee. Seinen Dienst trat Jacob Rief bei der Company E, 4. Regiment of Ohio Cavalry Volunteers at Nashville an. Am 14. Juni 1864 wurde er vom Sergeant des Co.E, 4 Reg't Ohio Cavalry zum Leutnant des Co. K, 4 Reg't Ohio Cavalry ernannt. Am 19./20. August wurde Jacob Rief bei der Schlacht von Lovejoys, Georgia, in der Nähe von Atlanta, schwer verwundet. Mehrwöchiger Dienstausfall war die Folge.

Am 30./31. August 1864 wandte sich Jacob Rief an das U.S. Officiers General Hospital in Lookout Mountain 1 mit der Bitte um ein Attest über seine Verwundung, mit der er einen Antrag auf Abwesenheitserlaubnis bei seiner Einheit begründen konnte. Die Prüfungskommission, zusammengesetzt aus den Stabsärzten des Hospitals, bescheinigte in ihrem Attest, dass sie den Officier Jacob Rief sorgfältig untersucht hatten und feststellten, dass er durch einen Gewehrschuss verwundet wurde. Eine genaue Beschreibung bezeugt die Schwere der Verwundung. Wörtlich heißt es darin: „Eintritt der Kugel auf der linken Seite direkt über der Luftröhre und Durchgang diagonal unter der Haut vor der Luftröhre und Austritt ungefähr zwei Inch (ca. 5 cm) unter der vorderen unteren Kehlkopfpartie und ein halber (ca. 4 cm) rechts der Luftröhre, dadurch entstand eine Wunde von fast fünf Inch (ca. 13 cm) Länge." Darüber hinaus erklärten sie ihre Uberzeugung, „dass er nicht vor Ablauf von weniger als zwanzig Tagen arbeitsfähig sein wird und dass ein Klimawechsel die Erholung erleichtern könnte." In der Zeit vom 22. November 1864 bis 30. Januar 1865 gehörte er der Co. K. 4 Reg't Ohio Cavalry an. Zwischenzeitlich wurde er befördert und zwar am 18. Dezember 1864 vom Leutnant zum Oberleutnant. Am 30. Januar 1865 wurde er vom Oberleutnant zum Hauptmann (Captain) des Co.H. Reg't Ohio Cavalry, der Jacob Rief bis zu seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst am 5. Juli 1865 angehörte, ernannt.

Am 03.10.1865 heiratete Jacob Rief Mary Schlereth. Aus dieser Ehe ging Tochter Anna Mary hervor. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1872 heiratete Jacob Rief am 18.07.1872 Louisa Stein. Mary, Louise, Lillie und Jacob Joseph waren die Kinder, welche aus dieser Ehe hervorgingen.

Jacob Rief verstarb am 11.07.1920 in Portland/Indiana nach einem Verkehrsunfall.

(Quelle: Erich Schneider, Heimat-Jahrbuch Rhein-Pfalz-Kreis, Band 22, 2005) 
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