Die Gründung des „Evangelischen Kirchenchors Altrip” am 15. Juni 1905 war ein großes Versöhnungswerk des Dorfgeistlichen Ludwig Max Buchholz, der zuvor einige Zeit mit seiner Gemeinde in Fehde lag, bei der man sich wechselseitig immer wieder gar vor Gericht verklagte. Der Chor wurde als Verein im alten Schulhaus von 70 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben, die Hälfte davon waren aktive Sänger. Pfarrer Buchholz wurde Vorsitzender, und Lehrer Heinrich Zaun übernahm den Dirigentenstab.
Der Verein schwamm damals auf der allgemeinen patriotischen Welle und lud daher schon bald alle „Altriper Krieger”, die den Feldzug 1870/71 erlebt hatten, zu einem Familienabend ein. Man lauschte erbaulichem Gesang und sah sich Lichtbilder vom Krieg an. Da in Altrip eine protestantische Volksschule bestand und die Lehrer nicht nur gut in Musik ausgebildet waren, sondern oftmals auch nach ihrem Anstellungsvertrag ein kirchliches Amt mit zu versehen hatten, gab es für den Verein keine Chorleiterprobleme.
Große Aufbauarbeit leisteten so die Lehrer Hermann Albert und Eugen Enzinger, der im „großen Völkerringen auf dem Feld der Ehre blieb”. Und er war nicht das einzige Chormitglied, das dieses Schicksal erlitt: Nach dem Ersten Weltkrieg bestand nur noch ein dreistimmiger Frauenchor. Durch die bedrückenden Nachkriegsjahre ruhte die Vereinstätigkeit bis 1928 völlig.
Mit viel Elan ging Lehrer Edmund Decker an die Wiederbelebung des Vereins. 1930 wurde mit großer Resonanz das 25. Stiftungsfest gefeiert. Der gemischte Chor verfügte damals über 53 Stimmen, 104 passive Mitglieder trugen ihr Schärflein zur Auffüllung der Vereinsschatulle bei.
Beim Feldgottesdienst anlässlich der „Rheinlandbefreiung” 1930 trat der Evangelische Kirchenchor vor allen anderen Chören auf. Im selben Jahr veranstaltete der Chor mit dem Evangelischen Frauenbund ein Waldparkfest, zu dem eigens „Frauenbündlerinnen” aus Ludwigshafen per Motorboot angereist kamen.
1939 hatte der Verein 165 Mitglieder. Doch der Zweite Weltkrieg brachte einen neuen Umbruch. Die Sänger waren nun nicht mehr als Verein organisiert, sondern versahen im Chor ein gottesdienstliches Amt. Neben der Mitgestaltung von Gottesdiensten, Dekanats- und Landeskirchenmusiktagen trat der Chor auch mit eigenen kirchenmusikalischen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit.
1982 wurde Luise Hauck die erste Frau als Leiterin des Chores. Unter Thomas Baur erhielt die Gemeinschaft in der längsten Chorleiterlaufbahn (1986 bis 1998) eine ökumenische Ausrichtung und nannte sich fortan „Kirchenchor Altrip”.