Am 29. Dezember 1919 wurde aufgrund des weihnachtlichen Regenhochwassers ein Pegelstand von 8,34 Meter gemessen und Altrip war weiterhin mit Fuhrwerken nicht mehr zu erreichen. Die einzige Verbindungsstraße, die den 2500-Seelenort mit dem pfälzischen Straßennetz verband, nämlich die Distriktstraße Rheingönheim-Altrip, stand weiterhin unter Wasser und an den Transport von Lebensmitteln und Kohlen war nicht zu denken.
Es zeigte sich, dass beim Anlegen der Straße, die hart am Rheinhauptdamm entlangführte, nicht an Hochwasserereignisse gedacht wurde. Die Bevölkerung forderte daher eine Hochwasserstraße, wie sie zwischen Ludwigshafen und Mundenheim bestand. Da auch die Gierfähre der Gemeinde wegen des Hochwassers außer Betrieb war, konnten die Altriper auch nicht mehr ihre Arbeitsstätten in den Mannheimer Stadtteilen Neckarau und Rheinau erreichen. Hinzu kam, dass sich der Feldweg nach Neuhofen ebenfalls in einem nicht befahrbaren Zustand befand und es nach Waldsee keinerlei Verbindungsweg gab. Mehrere hundert Altriper mussten daher auf einer völlig aufgeweichten Deichkrone täglich zu Fuß zu ihren Arbeitsstellen nach Ludwigshafen und Mannheim laufen.
Hochwasser bedroht bis zum heutigen Tag die Gemeinde, die völlig im Tiefgestade auf einer Halbinsel liegt. Hochbetagte Altriper erinnern sich noch heute an die starke Bombardierung des Dorfes im Jahr 1944, als zum Jahreswechsel auch Teile des Rheinhauptdeiches getroffen wurden und bei einem Hochwasser mit einer Totalüberschwemmung gerechnet wurde. Auch das Winterhochwasser von 1955, als die Deichscharten geschlossen werden mussten, ist noch vielen Altbürgern in unguter Erinnerung. Nach jedem Hochwasser sagten die Altriper: Noch mal Glück gehabt …
(Quelle: W. Schneider | 2019)