Der Name „Rhein”, vom Lateinischen „Rhenus”, bedeutet so viel wie „Großer Strom”. Viel Wasser ist seit den Zeiten der Römer den Rhein hinuntergeflossen, aber auch so manche Kuriosität schwamm mit vorbei.
Lange bevor der Rhein als „deutscher Schicksalsstrom” bezeichnet wurde, beutelte der noch ungebändigte Naturgeselle die Altriper mit seinen Hochfluten und Eisgängen. Die Altriper sahen im Laufe der Jahrhunderte die stolze römische Rheinflotte, die hier einen Hafen hatte, und sie sahen die Hunnen, die auf ihren Raubzügen nach Westen die damalige Altriper Furt benutzten.
Das Aufkommen der Segelschiffe, der Riesenflöße, der Treidelschifffahrt, der Dampfschiffe bis hin zu den heutigen Container- und Schubschiffen durften sie stets als Zaungäste miterleben. Am Rhein gab es schon immer viel zu sehen. So am Morgen des 19. September 1825, als wieder das ganze Dorf auf den Beinen war, um die Vorbeifahrt des Dampfschiffes „De Rijn” zu erleben. Der Altriper Chronist Hermann Provo berichtete, dass beim Anblick des technischen Wunderwerks der alte Philpäiter Hook sich regelrecht in den Rhein stürzen wollte und es etlicher starker Arme bedurfte, um ihn davon abzuhalten.
Im Ausgabenbuch des Kurfürsten Karl Ludwig findet sich im August 1668 der Eintrag, dass gleich zwei erlegte junge Biber aus Altrip für je 45 Kreuzer abgeliefert wurden. Sicher führte auch dieses Ereignis zu einem kleinen „Volksauflauf”.
Zwanzig Jahre später wurden die Bewohner des gesamten Rheinstromes durch das Erscheinen einer „Meerkuh” oder eines Wales in Schrecken versetzt. Das Tier, wohl ein Beluga, fand damals nach monatelangem Umherirren bei Köln seinen Tod. 1966 machte ein solcher Beluga, der als „Moby Dick” durch alle Gazetten geisterte, wiederum Schlagzeilen. Damals gab es allerdings ein glücklicheres Ende, denn der weiße Wal fand wieder den Weg ins offene Meer.
Vor der Rheinkorrektion (1865-1974) zogen Altriper Fischer auch immer mal wieder einen besonders großen Stör von drei Metern Länge und bis zu 100 Kilogramm Gewicht an Land. Die Dorfjugend schaute oft stundenlang einem Goldwäscher zu, der auf einem „Goldgrund” seine Waschbank stehen hatte. Und noch interessanter war es, den Arbeiten am Altriper Rheindurchstich zuzusehen, denn für nur 795 Meter Länge brauchten die Wasserbauer nahezu zehn Jahre. Den alsbald auftauchenden breiten Raddampfern zuzuwinken, bei deren Vorbeifahrt die Kiesbänke noch breiter wurden, weil durch den Sog das Wasser zurückwich, war für die Dorfjugend Faszination pur.
Im Mai des Jahres 1900 dampfte gar eine kaiserliche Torpedoboot-Flottilie mit sechs Schiffen an Altrip vorbei, um in Speyer Station zu machen. Damals war eigentlich bei Rheinau und Altrip der Endpunkt der Oberrheinschifffahrt. 1911 und 1912 kamen viele Fremde nach Altrip, um die Probeflüge des Luftschiffes „Schütte-Lanz (LS 1)” am Rhein zu beobachten. Aus der rechtsrheinischen Luftschiffwerft bei Rohrhof erhob sich das Starrluftschiff und erlebte jeweils schon auf Altriper beziehungsweise Waldseer Seite einen Crash, was dann noch mehr Schaulustige anzog.
Nicht nur bei seiner Gründung war Altrip ein Grenzort, sondern im Laufe seiner Geschichte immer wieder einmal. So besetzten am 9. Dezember 1918 marokkanische Kolonialtruppen das linke Rheinufer bei Altrip. In hellblauen Uniformen zogen Soldaten auf Mulis in den Ort, errichteten in der Ludwigsschule eine Ortskommandantur und verfügten, dass der Zeiger der Gemeindeuhr auf dem altehrwürdigen Kirchturm um eine Stunde zurückzustellen sei. Der Rhein war mal wieder eine Grenze mit strengen Kontrollen und Passierscheinen an der Fähre. Rechtsrheinisch galt natürlich die „alte Zeit” weiter.
In den 1920er Jahren kamen an heißen Tagen Tausende von „Badelustigen” zum Altriper Rheinstrandbad, das sich 900 Meter unterhalb der Fähre hinzog. Der 1929 zugefrorene Rhein und das Extremhochwasser des Jahres 1955 zog ebenfalls jeweils große Menschenmassen aus dem Umland an. Und ähnlich war es auch am 26. Oktober 1932, als das berühmte Flugboot (Dornier) „DO X” in niedriger Höhe bei Altrip den Rhein abwärts flog, um am Mannheimer Rheinufer für ein paar Tage Station zu machen.
Im August 2004 startete gar von Altrip aus ein höchst origineller Transport. Der Altriper Künstler Rolf Hook ließ eine 1,5 Meter große Plastik eines Riesenohres über Rhein und Neckar zur „KlangOase” im Mannheimer Luisenpark schippern. Geformt wurde die Skulptur aus dem Holz des Mammutbaums und da jeder Baum zum Leben eine Wasserader benötigt, wurde symbolhaft der Wasserweg gewählt.
Zuletzt zog es am 11. April 2008 Hunderte von Menschen an das Altriper Rheinufer, als das russische Weltraum-Shuttle „Buran” auf dem Wasserweg nach Speyer transportiert wurde.
Da noch viel Wasser den Rhein hinunter fließen wird, werden hier immer wieder viele Menschen etwas zu erleben haben. Schließlich ist das gesamte Ufer im Altriper Rheinbogen unverbaut und für jedermann zugänglich. Auf über fünf Kilometer Länge können Schaulustige dem Treiben auf dem Rhein zusehen.