Bücherverbrennungen fanden im Jahr 1933 keineswegs nur auf Universitätshöfen und in Städten statt. Am 5. Mai 1933 sortierte die Altriper Schulleitung die Restbestände des „Volksbildungsvereins Altrip” aus. Bis zur zwangsweisen Auflösung wurde dieser Verein von dem der SPD angehörenden Lehrer Eduard Müller, der ehedem auch Dritter Bürgermeister der Gemeinde war, geleitet.
Die Weimarer Reichsverfassung wurde zwar von den Nazis formal nie außer Kraft gesetzt, doch die Schulleitung fand, dass auch die in der Bücherei vorhandenen 32 Verfassungen „verbrennungswürdig” seien. Auf der Suche nach marxistischer und pazifistischer Literatur wurde nicht nur die Schulleitung, sondern auch die Protestantische Kirchengemeinde fündig. Was von der Bibliothek brauchbar war, wurde der Gemeindebücherei „einverleibt”, alles andere Tage darauf verbrannt.
Die von der Führung der Hitlerjugend ebenfalls gesuchte Bibliothek der Altriper gab es zu jenem Zeitpunkt angeblich nicht mehr. Der Altriper SPD-Vorsitzende Oswald Jacob gab vielmehr bekannt, dass die geringen Bestände schon vor geraumer Zeit nach Ludwigshafen abgegeben worden seien und sich im Übrigen der Ortsverein zum 12. Mai 1933 selbst auflösen werde. Tatsächlich entging eine Reihe sozialistischer Publikationen durch diesen Trick dem Feuer.