Langer Weg bis zur richtigen Adresse

Das ehemalige Haus Fink in Altrip, wo sich in den 1920er Jahren der erste Kiosk der Rheingemeinde befand, hat seit Anfang 2007 eine neue postalische Bezeichnung. Laut damaliger Mitteilung im Amtsblatt liegt das Anwesen nun „In den Anlagen”. Früher taten sich Ortsunkundige bei der Suche des Hauses häufig sehr schwer.

In Gemarkungsplänen wurde dieser Wohnplatz gewöhnlich als Haus Fink, Haus Drobny oder Haus Kirsch, also nach den jeweiligen Besitzern, bezeichnet. Offiziell wurde das Anwesen, das sich von Rheingönheim aus gesehen auf der rechten Seite der beginnenden Bezirksstraße (K 12) befindet, bisher mit der Hausnummer 2 versehen. Das führte häufig zu Irritationen. Wer als Fremder das Anwesen suchte, konnte regelrecht verzweifeln, denn von Rheingönheim kommend beginnt die Häuserzeile der Straße linker Hand mit der Hausnummer 18 und endet mit der Hausnummer 4.

Der erste Kiosk auf Altriper Gemarkung.Der erste Kiosk auf Altriper Gemarkung.Die „abnehmenden” Hausnummern verliefen also in entgegengesetzter Richtung von Hausnummer 2. Wie von Geisterhand, so schien es, wurde das Anwesen Nummer 2 einige hundert Meter ortsauswärts und dazu noch auf die andere Straßenseite geschoben. Üblicherweise tragen Gebäude auf der einen Seite „gerade” und auf der anderen Seite „ungerade” Hausnummern. Das bisherige Verwirrspiel ist mit dem neuen Wohnplatznamen nun zu Ende. Der einst „wilde Rhein” spülte bei Hochwasser oftmals Land fort, um es an anderer Stelle wieder anzulanden. So entstanden „Neue Anlagen”, die sodann die „holde Herrschaft” als ihr Eigentum betrachtete.

Verschiedene Grenzsteine tragen in diesem Gelände die Bezeichnung „N. A.”. Fälschlicherweise wurde diese Abkürzung oft mit „Neuhofen/Altrip” übersetzt, statt mit „Neue Anlagen”. Und nun befindet sich das Anwesen eben „In den Anlagen”.

Auf diesem Gelände befand sich zu Zeiten des Besitzers Johann Fink um 1920 der erste Kiosk auf Altriper Gemarkung. Fink wollte auch gerne eine Gastwirtschaft dort einrichten, doch aus „Bedürfnisgründen” hatte dies das Bezirksamt (Landratsamt) damals abgelehnt. Begründung: Auf der Strecke Altrip-Rheingönheim gäbe es bereits die Wirtschaft „Zum Rehbach” und das „Weiße Häusel”.

In den 1970er Jahren gelang es der Familie Drobny dennoch, für einige Jahre neben einem Kiosk auch eine „Fischerklause” zu betreiben. Das Anwesen war im Laufe seiner Geschichte nie ein Aussiedlerhof, also kein ausgesiedelter landwirtschaftlicher Betrieb. Die Familien „Fink” waren vielmehr Schiffer, Fabrikarbeiter und einer - Kurt - sogar Bildhauer.

(Wolfgang Schneider | 2007)


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