Die alten Altriper kennen noch den Ausspruch: „Der springt wie 'en Salzmann.” Doch das Wissen um seine Bedeutung ist weitgehend verloren gegangen.
Schon in grauer Vorzeit querte bei Altrip eine alte Völkerstraße den Rhein, auf der das wertvolle Salz transportiert wurde. In kurpfälzischer Zeit besaß der Landesfürst das Recht zu Salzgewinnung und -verkauf. Mehr noch: Jede Familie war gezwungen, vom pfälzischen „Nationalsalz” eine bestimmte Menge Salz zu kaufen und zur Kontrolle musste ein Salzbüchlein, das streng kontrolliert wurde, geführt werden. Blieb die offizielle Salzlieferung einmal aus, so mussten die Untertanen zum Teil wochenlang salzlos essen.
In Altrip blühte daher der Salzschmuggel, obwohl hier stets eine Zollstätte war, die zur Überwachung des Salzmonopols mit „Salzmännern” oder „Salzern” besetzt war. Als „Salzer” bezeichnete man in anderen Gegenden Deutschlands hingegen den Salzhändler, zuweilen auch den Salzsieder. Der Salzmann in Altrip rannte jedenfalls den Schmugglern nach, die versuchten, das Salz vom Rheinufer unverzollt in Sicherheit zu bringen. Der Salzer rannte dabei nicht etwa so schnell, weil er für den Fürsten noch ein paar Kreuzer an Salz einnehmen wollte, sondern weil er eine beachtliche „Fangprämie” kassieren konnte.
Das „schwarze” Salz kam zur Mitte des 18. Jahrhunderts zumeist aus Holland. Altrip war als Rhein- und oftmals als Grenzgemeinde sowie aufgrund seiner sehr versteckten Halbinsellage mit schlechten Zugangswegen ein idealer Schmuggelplatz. Als die Altriper nach der Franzosenzeit 1816 wieder bayerische Staatsbürger wurden, kam an die Fähre zwar kein bayerisches „Salzl”, wohl aber wiederum ein Zollwacht mit „drei Gendarmen zu Fuß”.
Nahezu unkontrollierbar war die Rheingrenze, wenn der Strom zugefroren war. So etwa im Februar 1803. Damals brannten entlang des Rheinstroms überall die Fackeln der Franzosen. Doch geschmuggelt wurde bei Altrip damals kein Salz mehr. Vielmehr versuchten die Seckenheimer, so viel Holz wie möglich von ihrem linksrheinischen Ried nach Hause zu schaffen. Im letzten Jahrhundert gab es während des Ersten Weltkriegs und der französischen Besetzung eine längere Schmugglerperiode, allerdings nicht mit Salz, sondern in erster Linie mit Kartoffeln und mit Personen, die keinen Passierschein für die Fähre erhielten. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs blühte der Menschenschmuggel kräftig auf.
Nach dem Versenken der Fähre durch ein Pionierkommando der Wehrmacht versteckten sich tagsüber versprengte Wehrmachtsangehörige in den Auwäldern, um einer Gefangennahme durch die Amerikaner zu entkommen und ließen sich nachts von Altripern mit Fischerkähnen über den Rhein bringen. Nach dem Krieg, als der Rhein eine von den Franzosen streng bewachte Zonengrenze war und nur Personen mit Passagierscheinen übersetzen durften, schossen die Preise für illegale Nachtfahrten ins Unermessliche. Bei einer solchen Schwarzfahrt kenterte einmal ein überladenes Boot und drei Menschen ertranken. Altrip, das „Schmuggelandorra der Pfalz” ist seitdem Geschichte.