Kurzabriss über die Geschichte der Ziegeleien und Kiesbaggereien in Altrip

Baggerstelle der Fa. Baumann am SchwanenweiherBaggerstelle der Fa. Baumann am SchwanenweiherDie Altriper Ziegeleien und Kiesbaggereien haben die Gemarkung der Gemeinde Altrip jahrzehntelang geprägt. Neben den bekannten Ziegeleien Baumann und Marx gab es noch weitere Betriebe dieser Art in Altrip. So ist die Firma Gebr. Hook, Dampfziegelei, die ihren Betrieb an der ehemaligen Kiesverladestelle am Altriper Altrhein hatte, von Philipp und Ludwig Hook gegründet worden, zu nennen. Diese Firma stellte ihren Betrieb um 1920 ein.

Eine weitere Dampfziegelei betrieb Freiherr von Dungern. Diese war an der Riedsiedlung angesiedelt (jetziges Gewerbegebiet). Die Dungernsche Dampfziegelei wurde 1920 veräußert. Die Firma Gimbel & Co., Ludwigshafen, hat die Ziegelei zum Abriss erworben. Die Gemeinde selbst kaufte damals 40 Morgen landwirtschaftliche Grundstücke aus diesem Besitz.

Eine Industriebahn hat auch der Backsteinfabrikant David Blüm aus Rheingönheim in Altrip unterhalten. Es ist anzunehmen, dass er in unserer Gemarkung Lehm ausgebeutet hat.

Lokomotive entgleiste bei der Fahrt von der Baggerstelle in das WerksgeländeLokomotive entgleiste bei der Fahrt von der Baggerstelle in das WerksgeländeDie Zieglerfamilie Marx aus Rheingönheim suchte unter Anselm Marx im Jahre 1878 um eine Genehmigung zur Ziegelproduktion am „Horrengraben" auf dem Gelände, „Im Schleim" nach. 1894 werden eine Werkskantine und eine eigene Betriebskrankenkasse erwähnt. Italienische Wanderarbeiter arbeiteten inzwischen im Betrieb als auch in dem angeschlossenen landwirtschaftlichen Gut. 1904 wurde eine kilometerlange Feldbahnlinie genehmigt. Zehn Jahre später waren bereits 10 km Gleise verlegt (Riedwaldbahn), auf denen zwei Lokomotiven mit 150 Kipploren und Plattformwagen verkehrten. Obwohl sich der Firmensitz später in Mannheim befand und Werke in Rheingönheim und Mannheim-Rheinau entstanden, war in Altrip stets die Hauptbetriebsstätte. 

Werksgebäude der Fa. Baumann GmbHWerksgebäude der Fa. Baumann GmbHNach 1933 brachen für die jüdische Unternehmerfamilie schwere Zeiten an. Alfred Marx wurde 1938 unter Zwang von der Gestapo zum Verkauf seines Betriebes an eine Ludwigshafener Firma gezwungen. Der Erlös kam auf ein Sperrkonto, er kam Marx nie zugute. Sein Sohn Willi Marx emigrierten1938 nach Amerika und Alfred blieb mit seiner Gattin in Mannheim. Sein jüngerer Sohn Erich flüchtete 1940 über Belgien nach Frankreich und wurde 1942 nach Auschwitz deportiert. Alfred Marx wurde im Oktober 1940 nach Gurs deportiert und Willi Marx gelang es seine Eltern aus dem Lager zu befreien und nach Amerika zu holen.

Die Ziegelproduktion wurde von dem neuen Inhaber jedoch nicht mehr aufgenommen, sondern nur noch in der Kiesbaggerei gearbeitet. 1951 erfolgte die Rückgabe des Besitzes. Unter Alfred Marx Erben fand jedoch nur noch eine Grundstücksverwaltung statt. Die Fabrikschornsteine wurden 1959 gesprengt und der gesamte restliche Grundbesitz wurde 1999 an die Gemeinde Altrip verkauft. Das Betriebsgelände befand sich einst beidseitig des heutigen Verkehrskreisels am Ortsausgang Richtung Waldsee.

Werksgebäude der Fa. Baumann GmbHWerksgebäude der Fa. Baumann GmbHDie Firma Baumann GmbH wurde 1884 durch Ignaz und Michael Baumann gegründet. Bilder von ausgedehnten Fabrikanlagen zeugen von der Bedeutung dieser Ziegelei und Kiesbaggerei in unserer Umgebung. Die Firma war lange Zeit der größte Arbeitgeber in unserer Gemeinde. Die Ziegelei wurde Mitte der 50er Jahre aufgegeben und die Kiesbaggerei Anfang der 60er Jahre. Eine Fabrik für Betonfertigteile wurde kurzzeitig betrieben. Mitte der 60er Jahre wurde jedoch der Betrieb ganz eingestellt.

Die tiefliegenden Gemarkungsteile, in denen Lehm für die Ziegeleien ausgebeutet wurde, sowie die Baggerweiher, die heute der Naherholung dienen, zeugen von der wirtschaftlichen Tätigkeit dieser Betriebe in unserer Gemeinde.

(Horst Hook)
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