Naturschützer freuen sich: Die gesamte Gemarkung von Altrip ist Landschaftsschutzgebiet, mit Ausnahme der Flächen, für die ein Bebauungsplan besteht. Rund 150 Hektar stehen gar unter Naturschutz. Mit 61 Hektar ist der Neuhofener Altrhein das größte Naturschutzgebiet in der Altriper Niederung. Im Jahr 1935 hat die Gemeinde das Gebiet gekauft.
Als Altrhein ist das Gewässer nach einem Rheindurchbruch um 1584 entstanden, als sich der Strom einen kürzeren Talweg suchte. Die dadurch entstandene linksrheinische Insel gehörte bis 1803 zu Seckenheim, ebenso die Insel „Äußerer Wörth", die heute durch den verlandeten Krappen Festland mit einem Wochenendhausgebiet ist. Die Neuhofener Gemarkung erstreckte sich noch bis 1787 den Altrhein entlang bis unmittelbar vor die Tore des bebauten Ortsgebiets von Altrip. Das Altwasser trug daher richtigerweise den Namen „Neuhofener Altrhein".
Nach dem Rheindurchbruch verlandeten die ein- und auslaufenden Gewässerzonen, und auf der ehemaligen Flusssohle entstanden die großen Riedhöfe, die als Gutshöfe von Adeligen mit Hilfe treuer Pächter bewirtschaftet wurden. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich auf dem ausgetrockneten Rheinlauf drei Dampfziegeleien an. Bereits von 1838 bis 1860 wurde der Altrhein künstlich um 40 Hektar abgesenkt und rings um ihn herum entstand ein Netz von Entwässerungsgräben, die alle in das Altwasser mündeten.
Schon kurz nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Altrip nahm Carl Baumann sein Lieblingsprojekt, die Entwässerung der Altrheinniederung, in Angriff. Mit dem von ihm gegründeten „Freiwilligen Arbeitsdienst" legte er 1933 die Grundlage für eine große Melioration (Bodenverbesserung). Zusammen mit dem Kulturbauamt in Neustadt ging er daran, eine Wassergenossenschaft zu gründen und über ein Schöpfwerk den Altrhein um 1,18 Meter abzusenken. Mit einer 1934 gegründeten Entwässerungsgenossenschaft nahm ein ehrgeiziges Projekt Formen an, das über 300 Hektar Land kultivieren sollte. Ziel war auch die Verkleinerung der Wasserfläche von 57 auf 32 Hektar. Doch es regte sich Widerstand, dessen prominentester Vertreter Professor Robert Lauterborn war, der den Beinamen „Vater der Altrheine" trug.
Der Kreisfischereisachverständige der Pfalz, die „Pollichia", weitere illustre Gesellschaften und der „Reichsführer des Reichfachamtes Naturschutz" intervenierten. Alle wollten das Landschaftsbild und die seltene Flora und Fauna erhalten. Professor Lauterborn, der eigens aus Freiburg zu einer Besprechung nach Altrip geeilt kam, bezeichnete den Neuhofener Altrhein als „einzigen von Menschenhand wenig veränderten Altrhein, der eine Ausnahmestellung unter allen Altrheinen zwischen Basel und Mainz einnimmt". Lauterborn war auch überzeugt: „Die Süßwasserforscher der ganzen Welt kennen den Neuhofener Altrhein, wenigstens aus dem Schrifttum."
Beide Seiten kämpften mit harten Bandagen. Die Befürworter der Absenkung behaupteten, dass sogar schon Fälle von Sumpffieber aufgetaucht seien und Leberegel festgestellt wurden, und schließlich gehe es auch um die Ernährungsmöglichkeiten von 200 Arbeitern und darüber hinaus um die Schaffung von 50 Siedlerstellen. Die Gegner des Projekts befürchteten eine nachhaltige Schädigung nicht nur für die einzigartige Vogelwelt, sondern auch für die Flora: Viele Orchideenarten würden eingehen, ebenso die Wassernuss mit ihren „Teufelsfratze" genannten Früchten und wohl auch das Waisenmädchenhaar, ein Gras mit weißen Grannenhaaren.
Das Kulturbauamt setzte sich jedoch mit Hilfe der nationalsozialistischen Maxime durch, „Land für deutsche Volksgenossen" zu schaffen. Carl Baumann strebte dazu den Kauf des Neuhofener Altrheins für die Gemeinde Altrip an und hatte Erfolg. Das Regierungsforstamt Pfalz genehmigte am 1. Juli 1935 einen entsprechenden Kaufvertrag zwecks Melioration und zur Gewinnung von Wiesenland. Der Altrhein und ein Teil des Riedwaldes mit einem Umfang von 106,27 Hektar, also rund 420 Morgen, wechselten für 40.000 Reichsmark, zahlbar in 15 Jahresraten, den Besitzer.
Ein Schnäppchenpreis, denn die Gemeinde erhielt nicht nur für das Gewässer eine gute Fischereipacht vom letzten Altriper Berufsfischer Konrad Hartmann III. sowie Einnahmen aus der Schilfrohrverpachtung an einen Rohrmattenhersteller, sondern verdiente insbesondere Geld an der reichlichen Förderung von Sand und Kies. Ab 1951 erzielte die Gemeinde über einen Kiesausbeutevertrag mit dem früheren Bürgermeister und Ziegeleibesitzer Carl Baumann und der Kiesbaggerei Karl Kief aus dem nordöstlichen Teil des Neuhofener Altrheins beachtliche Summen. Für jeden geförderten Kubikmeter Kies, Sand und Backsteinerde standen der Gemeinde 16 Prozent vom jeweiligen Verkaufspreis zu. Bis zur Einstellung der Kiesförderung Mitte der 1970er Jahre wurden so rund 1,5 Millionen Mark in die Gemeindekasse gespült.
Der Weg zum heutigen Naturschutzgebiet Neuhofener Altrhein war hingegen lang. Nach dem Reichsnaturschutzgesetz wurde zwar der Neuhofener Altrhein bereits 1938 „einstweilig sichergestellt", und 1942 gab es gar eine Ermächtigung zum Erlass einer „Verordnung Vogelfreistätte Neuhofener Altrhein", doch die wurde erst einmal bis nach dem Kriegsende zurückgestellt.