Anno 364 n. Chr. proklamierten römische Soldaten Valentinian I. zum Kaiser, dem Altrip seine erste urkundliche Erwähnung (19. Juni 369) zu verdanken hat. Er entwarf nicht nur den Bauplan von ALTA RIPA, sondern hielt sich hier auch geraume Zeit zwecks Überwachung der Bauarbeiten auf.
Valentinian I. ist weit weniger bekannt als etwa Nero oder Caligula. Aber zu Unrecht. Er hatte sich nie um den kaiserlichen Purpur des Römischen Reiches gedrängt oder gar geputscht, sondern ihm wurde in Abwesenheit von Soldaten in Nicaea, nahe Konstantinopel, die Kaiserwürde angetragen.
In seltener Einmütigkeit teilte er das Riesenreich, das von Tanger bis Jerusalem reichte, mit seinem Bruder Valens in ein West- und Oströmisches Reich.
Mehr als 400 Gesetze sind aus seiner zehnjährigen Amtszeit bekannt. Niemals zuvor und nach ihm gab es im Römischen Reich eine solch große Religionsfreiheit! In einem Toleranzedikt gewährte er ausdrücklich Religionsfreiheit.
Er führte erstmals eine öffentliche Krankenversorgung durch staatliche Armenärzte ein und kämpfte gegen die Korruption unter den schlecht bezahlten Staatsdienern. Er führte die Öffentlichkeit von Gerichtsverhandlungen wieder ein, war selbst sparsam mit den Finanzen und ging gegen Missstände in der Verwaltung und unter den Angehörigen des Senats massiv vor.
Die unteren Bevölkerungsschichten versuchte er vor Übergriffen der Besitzklasse zu bewahren. Und der heilige Martin war bei Valentinian in Trier ein gern gesehener Gast, dem er alle Bitten für die Armen erfüllte. Sein größtes Verdienst ist aber zweifelsohne die Sicherung der römischen Rheingrenze. Dazu schuf er einen Kranz von Kastellen und Befestigungsanlagen von Rätien bis zur Nordsee.
Valentinian residierte übrigens nie in Rom, sondern nach Mailand und Paris in Trier, das er zur ersten Weltstadt auf heutigem deutschen Boden machte und das heute noch von seinen römischen Wurzeln profitiert.
Valentinian I. erhob seinen Sohn Gratian bereits in dessen zartem Alter von acht Jahren zum Mitkaiser (Augustus). Als Valentinian I. sehr krank wurde und allgemein mit seinem Ableben gerechnet wurde, unterwies er seinen Sohn als künftigen Alleinkaiser in den Tugenden eines gerechten Landesvaters.
Dabei bekräftigte er seine Haltung zur Religionsfreiheit der römischen Untertanen. Valentinian I. war überzeugt, dass der Hauptzweck des Christentums sei, durch eine aufrichtige Gottesverehrung ein allgemeines Wohlwollen und frohe Erwartungen unter den Menschen zu verbreiten, sie gut und glücklich zu machen.
„Tue also gleich, mein Gratian, und lass, um Gottes willen jeden bei seinem Glauben…“ Und Valentinian I. fuhr fort: „Wenn wir denn nun aber die Menschen durch äußere Gewalt zu einem Gottesdienst zwingen, den sie im Herzen verabscheuen, was wäre das für ein Verdienst? Hieße das nicht um Gottes willen recht viele Heuchler zu schaffen? … Wir sind die ersten Werkzeuge, durch die Gott die Völker regiert: Lass uns also tun, was er tut! Seine Sonne scheinet allen, seine Erde ernähret sie alle bei noch so verschiedenen Einsichten und Gottesdiensten: Sollten wir sie daher nicht dulden? Er lässt Erkenntnis und Wahrheit nur still und langsam sich verbreiten: Wollen wir es beschleunigen und im Sturm daher fahren, was wird, was kann dabei heraus kommen?“
Valentinian I. verabscheute es als Katholik die Tempel und Gotteshäuser anderer Religionen zu vernichten, ja er akzeptierte gar als Lehrer seines Sohnes Gratian, Ausonius, einen Heiden und ebenso heidnische Senatoren in Rom.
Im Gegensatz zu ihm war auch sein Bruder Valens nicht Katholik, sondern Arianer, und ebenso insgeheim auch seine 2. Frau. Kein Geringerer als der hoch angesehene evangelische Theologe, Kirchenlieddichter, Generalsuperintendent, Uni-Professor und Doktor der Theologie, Aufklärer, Oberkonsistorialrat und Verfasser von bedeutenden theologischen Abhandlungen, Wilhelm Abraham Teller (1734-1804), empfahl in seinem 1777 und 1791 erschienenen Werk „Valentinian der Erste – oder geheime Unterredungen eines Monarchen mit seinem Thronfolger über die Religionsfreiheiten der Unterthanen“ den damaligen Landesfürsten im Umgang mit religiösen Minderheiten die Lehren des römischen Kaisers.