Schon immer waren Menschen von Mehrlingsgeburten fasziniert, insbesondere von eineiigen Zwillingen, die sich oft bis aufs Haar gleichen. Doch noch viel seltener als ein Sechser im Lotto sind gar eineiige Drillinge. Und solch eine große biologische Seltenheit vermutete man am 14. September 1942 in Altrip.
Tatsächlich bekamen Hermann und Irene Lemmert zum dritten Mal Nachwuchs und jetzt waren es Drillinge. Die Mädchen Ursula, Heide und Karin mit ihren etwas rötlichen Haaren glichen sich in der Tat wie ein Ei dem anderen. Und da alle Mehrlingsgeburten mit einem hohen Risiko behaftet sind, da sich das Wachstum ab einer bestimmten Schwangerschaftswoche verlangsamt, kam das Trio im Krankenhaus in Ludwigshafen zur Welt.
Zum Glück war das Kriegsjahr 1942 gegenüber dem Vorjahr am Himmel etwas ruhiger. Es gab keinen einzigen Großangriff auf Ludwigshafen und im September nur wenige nächtliche Fliegeralarme ohne Bombenabwürfe. Die Eltern der Altriper Mädchen machten in der Folgezeit mit weiteren „Drillingen“ Bekanntschaft. In der Küche herrschte nämlich noch mehr Schmalhans als bisher und immer öfter gab es nur noch kleine Kartoffeln, solche von 25 bis 40 Millimeter Durchmesser, die als Sortierung „Drillinge“ hießen.
Als die Altriper Drillinge, die in der „Siedlung“ in der Wilhelmstraße aufwuchsen, 17 Jahre alt waren, ließ der Film „Drillinge an Bord“ aufhorchen. Außer den Drillingen Tick, Trick und Track, die als Neffen in Entenhausen Donald Duck zur Erziehung anvertraut wurden und die ihren Onkel mit Zaunlatten und Wassereimern traktierten, gab es zumeist nur Geschichten über Zwillinge. So sahen auch die Altriper mit besonderer Rührung die Verfilmung von Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“, in dem sich plötzlich die kleinen Mädchen Luise und Lotte gegenüberstanden. Auch die Geschichte von Hanni und Nanni gefiel insbesondere den Mädchen. Und nicht zu vergessen die späteren Auftritte der Kessler-Zwillinge.
Viele Schulkinder glaubten, dass Zwillinge stets „gleich“ aussehen müssten, sowie im Ort etwa die Reichert-, Schweikert, Brenner- und Scheuermann-Zwillinge. Dabei ist nur etwa ein Viertel aller Zwillinge eineiig. Obwohl eineiige Zwillinge oder Drillinge die gleichen Gene haben, so ist doch jeder von ihnen einzigartig – wie alle anderen Menschen auch. Unterschiede zeigen sich beispielsweise im Muster der Iris, dem Abstand der Augen und natürlich auch bei den Fingerabdrücken.
Insbesondere die Schüler von weiterführenden Schulen erfuhren auch, dass Zwillinge nicht unbedingt immer ein Herz und eine Seele sind. So erschlug etwa Romulus seinen Bruder Remus und die biblischen Gestalten Jakob und Esau zankten sich schon im Mutterleib. Lediglich in der griechischen Mythologie nahm sich der unsterbliche Pollux seines sterblichen Zwillingsbruders Kastor besonders herzlich an.
Am 11. August 1982 erblickten ebenfalls Drillinge von Altriper Eltern das Licht der Welt. Das Trio kam im Krankenhaus „Zum guten Hirten“ in Ludwigshafen-Oggersheim zur Welt und wurde auf Anne, Jochen und Frank getauft. Um die Glückwünsche der Gemeinde zu überbringen, war der Erste Beigeordnete Karlheinz Schuler in die Klinik geeilt, wobei er neben Blumen für die doch etwas ermattete Mutter und der Babyausstattung auch an die wohl nötige Stärkung des stolzen Vaters mit einem Weinpräsent dachte.
Bis zum Erreichen des Normalgewichtes kamen die Drillinge anschließend in das St. Annastift nach Ludwigshafen-Mundenheim. Im selben Jahr wurde auch der einzige bundesweite Zusammenschluss von Eltern mit Drillingen und weiteren Mehrlingsgeburten, der ABC-Club, gegründet. Die Initiatorin nannte den Club einfach nach den Anfangsbuchstaben ihrer Kinder Arnd, Bernd und Christian. Heutzutage kommen die meisten Mehrlingsgeburten zustande, wenn sich die Eltern einer Unfruchtbarkeitsbehandlung unterzogen haben. Und so gibt es in Rheinland-Pfalz jährlich rund 40 Drillinge und bundesweit 7800. Ohne Hormonbehandlung läge der Anteil von Drillingen unter allen Geburten lediglich bei 0,014 Prozent.
(Quelle: Wolfgang Schneider | 2007)
Sara, Ina und Dalia aus Altrip eröffnen 2021 den Drillingsreigen
Das Domizil von Familie Salesevic im badischen Altrip ist noch groß genug, aber ihr Auto bietet keinen Platz für drei weitere Kindersitze. Am 12. Januar ist die dreiköpfige Familie innerhalb von vier Minuten um die Drillinge Sara, Ina und Dalia größer geworden. Am Wochenende ging es nach Hause, wo Eltern Elma und Valentino und der zweijährige Adian sich freuen, dass die Oma in den ersten Wochen sie bei der Bewährungsprobe als Großfamilie unterstützt.