Am 12. Juni 1932 organisierte der „Freie Sportanglerverein Altrip“ das erste Fischerfest im Waldpark der Gemeinde und legte damit den Grundstein für das mittlerweile weithin bekannte Volksfest.
Für den Verein war dies damals ein besonderer Kraftakt, denn er bestand erst ein knappes Jahr, hatte nicht viel in der Vereinskasse und zählte erst 21 Mitglieder. Dank des Organisationstalents des Vorsitzenden Karl Fabian und der Mithilfe der Vereinsfrauen wurde das Fest ein voller Erfolg.
Bereits morgens um 6 Uhr begann auf einer Strecke von nahezu einem Kilometer das Preisangeln im „offenen Rhein“. Sogar die Wasserpolizei gab wegen der vielen Kanuten im Bereich des Altriper Strandbades „Flankenschutz“.
Zusammen mit dem Gewerbeverein wurde streng darauf geachtet, dass das einheimische Gast- und Lebensmittelgewerbe durch das Fest keinen Verlust erlitt. Die Verkaufsstände im Waldpark wurden daher an einheimische Metzger, Bäcker, Weinhändler und Wirte vergeben. Lediglich die Fischbäckerei wurde in eigener Regie betrieben.
Der Vorsitzende und Festmarschall, Karl Fabian, gab damals die Losung aus: „Zu Fisch, Bier und Wein laden die Sportangler in den Altriper Waldpark ein!“ Der Eintritt betrug lediglich zehn Pfennig und auch einen kleinen Festzug gab es bereits.
Ein Jahr darauf war der Zuspruch noch viel größer. Doch trotz dieses Erfolgs stand das Fischerfest früh vor dem Aus. Wegen des zu großen finanziellen Risikos und fehlender Helfer wurde das bereits terminierte Fest 1934 abgesagt.
Nachdem der Verein aber ein eigenes Vereinsgewässer pachten konnte, gab es einen weiteren Mitglieder- und Helferzugang, sodass ab 1935 wieder alljährlich ein Fischerfest viele Besucher in den Waldpark lockte.
Das erste Fest nach dem Krieg „stieg“ 1949 und wieder war Karl Fabian der Festmarschall. Bereits am Samstag zählten die Organisatoren mehr als 5000 Gäste. Damals erhielt jeder Besucher eine gebührenpflichtige Eintrittsplakette, sodass der Veranstalter über die genaue Besucherzahl stets informiert war.
Die Rheingemeinde hatte damals gerade mal 3500 Einwohner. Viele Gäste kamen aus dem Badischen. Getanzt wurde bis tief in die Nacht. Zünftige Musik, gediegene Preise, Tombola, Festzug, Preiskegeln und Feuerwerk trugen neben der herrlichen Anlage unter dem Schatten weit ausladender Bäume wesentlich zum Erfolg des Altriper Fischerfestes bei.
Auch in den folgenden Jahren war die Musik noch zünftig, die Preise gediegen und die „Zerstreuung“ zeitgemäß“. So gab es einen Kletterbaum, eine Schiffschaukel und eine Kegelbahn. Neben der Bühne waren die Fahnen aller teilnehmenden Vereine aufgereiht.
1952 verpflichtete sich die Sportangler als Wahrer der alten Fischertradition, alljährlich am Fischerfest den über 70 Jahre alten Altripern im Waldpark kostenlos einen Karpfen zum Verzehr zu spendieren. Zwar steht nicht in der Urkunde, dass nur Männer in den Genuss des Karpfens kommen sollten, doch er wurde bisher offiziell nur den Herren der Schöpfung kredenzt.
Von Jahr zu Jahr wurde das Fest größer. Nun kamen über die drei Festtage schon Zehntausende, und bald wurde dem Sportanglerverein das Risiko zu groß. Außerdem fehlte es auch an genügend Helfern. Ein zweijähriger Festausfall 1956 und 1957 war die Folge.
Doch der neue Bürgermeister Emil Lebherz meinte, dass das Fischerfest zur Tradition eines alten Fischerdorfes gehöre. Ab 1958 steht die Organisation unter der Regie der Gemeinde und erstmals setzte sich am Sonntag ein großer historischer Umzug in Bewegung. Motto: „Die Fischerei im Wandel der Zeit“.
Mittlerweile finden Fischerfestumzüge nur noch zu besonderen Anlässen statt. Das Volksfest im Waldpark ist aber weiterhin das größte Fest in Altrip geblieben.
(Wolfgang Schneider | 2002/2007)
Das diesjährige Fischerfest findet statt vom 1. bis zum 4. Juli 2022