In der Nacht zum 22. März 1945 versenkte ein Wehrmachtkommando die Altriper Gierfähre. Die bis zu zwei Dritteln nach Mannheim orientierten Altriper Berufspendler waren plötzlich von ihren Arbeitsplätzen abgeschnitten. Erst am 26. April 1946 wurde der Pendelverkehr mit dem Motorboot „Marianne“ wieder aufgenommen.
Für die Pendler kam erschwerend hinzu, dass der Rhein die neue Grenze zwischen der französischen und amerikanischen Besatzungszone bildete. Ein Ersatzverkehr mit Fischernachen war nicht ohne weiteres möglich. Zum Übersetzen mit einem Privatnachen an der alten Fähranlegestelle bedurfte es zudem eines Passierscheines, der auf Antrag im Altriper Rathaus bei einer speziellen Passstelle ausgestellt wurde. Voraussetzung war der Nachweis einer rechtsrheinisch gelegenen Arbeitsstelle.
Auf Weisung der französischen Militärregierung nahm die Gemeinde am 26. April 1946, also nach über einjähriger Unterbrechung, den öffentlichen Personenverkehr mit dem Motorboot „Marianne“ wieder auf. Die Überfahrt dauerte etwa zehn Minuten und war auf die Zeit von 6:00 bis 8:00 Uhr und von 16:10 bis 18:50 Uhr (Abfahrt auf Altriper Seite) beschränkt. Jegliche Warenbeförderung war streng verboten, ebenso der Nachenverkehr. Für die Erlaubnis des Rheinfährbetriebs waren stets behördliche Genehmigungen von „hüben und von drüben“ erforderlich. Um auf badischer Seite anlegen zu dürfen, war eine Zustimmung der Wasserstraßengebietsverwaltung in Mannheim einzuholen. Diese wiederum war nur für die Technik, also für die Kontrolle der Ufer und Landeanlage zuständig. Da aber im Zug der Kriegsbewirtschaftung eine „Verordnung über die Vereinfachung der Verwaltung“ die Zuständigkeiten des Bezirksrates auf die unteren Verwaltungsbehörden (Landrat, Polizeipräsident) übertragen hatte, erhielt Altrip umgehend die notwendigen Genehmigungen.
Nach nur dreieinhalbmonatigem Dienst geriet „Marianne“ immer öfter ins Stottern, der Motor versagte. Und ein Ersatzboot war nicht zu bekommen.
Die Gemeinde beantragte daher, den elf Meter langen „Königsnachen“ der alten Fähre umzubauen. Vier Ruderer sollten jeweils bis zu 40 Personen übersetzen. Nachdem die Leimersheimer Fähre im Krieg heil geblieben war und beschlagnahmt im Ludwigshafener Luitpoldhafen gelegen hatte, wurde diese Fähre nach intensiven Verhandlungen mit den Militärbehörden am 25. November 1946 in Betrieb genommen. Da jedoch jederzeit mit einer „Abberufung“ nach Leimersheim zu rechnen war, wurden die Bemühungen zur Bergung und Wiederherstellung der versenkten Fähre intensiviert. Trotzdem verging noch ein ganzes Jahr, ehe am 5. Januar 1948 die aufgemöbelte alte Fähre wieder übersetzen konnte.
Viele alte Altriper erinnern sich aber noch an das „strenge Fährregiment“, denn bei „Marianne“ standen auf Altriper Seite französische Kontrolleure und auf Neckarauer Seite amerikanische.