Bayerische Adlige und ein Altriper Weltchronist

Von Rotenhans verlegen die Werke Reginos seit 1521 – Ausstellung im Bürgerhaus

Just, als am 3. November 2005 unter der Rubrik „Im Geschichtsbuch geblättert“ über eine Verwechslung des Konterfeis des in Altrip geborenen Weltchronisten Regino mit Sebastian von Rotenhan durch den Pariser Kupferstecher De Larmessin berichtet wurde, gab es auf der Titelseite der RHEINPFALZ eine Erwähnung eines zeitgenössischen Sebastian von Rotenhan. Dieser hatte gerade als CSU-Abgeordneter im bayerischen Landtag gegen Ministerpräsident Edmund Stoiber gemosert.

RHEINPFALZ-Leserin Gisela Wenzel aus Limburgerhof fiel die Namensgleichheit zwischen dem Regino-Verleger von 1521 und dem heutigen „CSU-Rebellen“ auf. Eine Anfrage bei dem Abgeordneten ergab, dass dieser mittlerweile der dritte „Sebastian“ des Adelsgeschlechts ist. Vom bayerischen Adligen kam der Hinweis auf seinen Vetter, Eyring Freiherr von Rotenhan, der 1999 die Chronik des Regino über einen Erlanger Professor übersetzen und als Privatdruck auflegen ließ. In diesem Werk sind Informationen vorhanden, die in Altrip bisher unbekannt waren.

So ist der Regino-Übersetzung nicht nur der Widmungstext an Kaiser Karl V. beigegeben, sondern auch eine Lebensbeschreibung des Editors Sebastian von Rotenhan. Von besonderem Interesse ist ferner ein kaiserliches Edikt, in dem von Rotenhan die Druckrechte gesichert werden.

„Copyright“ durch Kaiser Karl V.

Durch „Kaiserliches Edikt, durch welches Vorsorge getroffen ist, dass niemand es wage diese Werk (die Chronik des Regino) entweder in erzenen Typen zu drucken, oder, wenn es andernwärts gedruckt wurde, in Deutschland zu verbreiten“ wurden von Rotenhans verlegerische Aktivitäten geschützt. Kaiser Karl V. bestimmte, „dass in unserem heiligen Kaiserreich und den Königreichen und Herrschaften, soweit sie sich nur erstrecken, niemand es wagen möge, das Geschichtswerk und die Zeitrechnung … innerhalb des 10. Jahres nach der Veröffentlichung wiederum zu drucken“. Bei Übertretung wurden zehn Mark reinen Goldes fällig.

Die Chronik des Regino erfreute sich über das ganze Mittelalter einer großen Verbreitung, und etliche Städte, so etwa Bamberg, verdanken dem Werk ihre erste urkundliche Erwähnung. Die protestantischen Honoratioren von Altrip ließen Regino seiner Chronik wegen 1911 vor der Dorfkirche gar ein Denkmal errichten. Sie erwähnten dabei jedoch nicht die Tatsche, dass Regino Mönch und später Abt, also katholisch, war.

Eyring Freiherr von Rotenhan ließ es sich nicht nehmen, am 21. Januar zur Eröffnung der Ausstellung „Regino in Altrip“ mit seiner Gattin aus Eisenach anzureisen, wobei er als großherzige Spende gleich 14 Regino-Chroniken verteilte.
 

I n f o
Die Ausstellung „Regino in Altrip – seine Werke und die Buchherstellung im Mittelalter“ ist im Bürgerhaus „Alta Ripa“ am Samstag, 4. Februar, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 5. Februar, von 11 bis 18 Uhr zu sehen.

(Quelle: DIE RHEINPFALZ - Ludwigshafener Rundschau - 3. Februar 2006 | Text: Wolfgang Schneider)
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