Zuerst nur für ein Winterhalbjahr geplant

Am 8. November 1955 begrüßte Altrips Bürgermeister Philipp Hermann Hook den Speyerer Professor Gruber zur ersten Veranstaltung des örtlichen Volksbildungswerkes. Gruber referierte über „Reichtum, Schönheit und Wert der heimischen Landschaft”, und Hook war erfreut, dass so viele Gemeinderäte und Lehrer gekommen waren, ebenso wie Schüler der achten Volksschulklasse.

In der Ludwigsschule (vorne links) fanden die ersten Vorträge statt. Heute erinnert in der Ludwigsstraße nichts mehr an damals: Die Ludwigsschule und das alte Rathaus (links hinten) sowie ein Fachwerkhaus (Mitte) sind abgerissen, die Straßenführung ist verändert. In der Ludwigsschule (vorne links) fanden die ersten Vorträge statt. Heute erinnert in der Ludwigsstraße nichts mehr an damals: Die Ludwigsschule und das alte Rathaus (links hinten) sowie ein Fachwerkhaus (Mitte) sind abgerissen, die Straßenführung ist verändert. Nur 40 Pfennig mussten Erwachsene damals für den Vortrag berappen, während die Schüler der „oberen Klasse” nichts zahlen mussten. Bürgermeister Hook, der einer Empfehlung der Kreisvolkshochschule nachkam und den Vorsitz des örtlichen Kuratoriums übernahm, plante zunächst nur für das Winterhalbjahr. Gesundheitsthemen, etwa Krebsvorsorge, und Wissenwertes über fremde Länder und Kultur standen auf der ersten Agenda. Mit der Einweihung der Schillerschule (heutiges Reginozentrum) fand das Volksbildungswerk gute Räumlichkeiten. Auch der neue Bürgermeister, Emil Lebherz (ab 1957), schaut oft vorbei.

Inzwischen waren auch die meisten Vorträge in der Gemeinde mit damals 4000 Einwohnern für die Besucher kostenfrei. Mit der Einführung eines wöchentlich erscheinenden Nachrichtenblattes der Gemeinde, ab Januar 1960, erreichten das Bildungswerk und die Kreisvolkshochschule erstmals alle Haushalte. Gleich in der ersten Ausgabe wurde erfolgreich für das Schauspiel „Die Räuber” der Landesbühne Rhein-Neckar-Main in der Turnhalle geworben.

Nach der Verwaltungsreform mit einem neuen Landkreiszuschnitt im Jahr 1969 wurde das örtliche Volksbildungswerk mit Hilfe der Kreisvolkshochschule neu aufgestellt. Ab 1973 war nicht mehr der Bürgermeister, sondern ein Lehrer verantwortlich. Mit Eduard Schwehm wurde ein engagierter Lehrer gefunden, der entscheidende Impulse gab. Dennoch gab es in den folgenden zehn Jahren einen ständigen Stabswechsel: Drei Männer und drei Frauen wechselten sich nach jeweils ein bis zwei Jahren in der Führung ab. Einen großen Schub nach vorn gab es aber mit dem verbesserten Raumangebot durch das 1981 eingeweihte Reginozentrum. Nun wurden verstärkt Kunstausstellungen, Konzerte, Weinseminare und Theatervorstellungen angeboten.

Doch erst 1982, als der Gemeindeangestellte Jürgen Jugenheimer, zunächst zwei Jahre kommissarisch, das Volksbildungswerk leitete, gab es eine deutliche Weiterentwicklung. Von reinen Zuhörerveranstaltungen ging der Trend mehr in Richtung Mitmachkurse, wie etwa Keramik-, Bauernmalerei- und Blumengesteckkurse, bis hin zu Bildungsveranstaltungen mit Lernprorammen, wie Sprachkurse und EDV-Lehrgängen.

Im kulturellen Bereich erfreuten sich in Altrip vor allem die Mundartinterpreten Elsbeth Janda, Paul Tremmel, Helmut Metzger und Gerd Runck großer Beliebtheit. Jugenheimer war auch mitverantwortlich dafür, dass der bekannte Künstler der „Gegenstandslosen Malerei”, Alo Altripp, der jahrzehntelang seinen Geburtsort mied, ja gar hasste, dort eine Ausstellung durchführte.
Im Jahr 2005 zum 50-jährigen Bestehen sind neben Sprach- und EDV-Kursen vor allem Gesundheitsthemen die großen „Renner”. „Altrip hat sich zu einem Yoga-Zentrum entwickelt. Nicht weniger als sieben Kurse laufen gleichzeitig”, sagt der örtliche Volkshochschulleiter stolz.

(Quelle: Wolfgang Schneider | 2005)
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