Eigentlich sollte er Priester werden, der Stephan Weber aus dem badischen Beiertheim. Doch dann ist er, wie es die Dorfchronik vermeldet, „aus der Kutte gesprungen”, hat den Bäckerberuf erlernt und ist auf die Walz gegangen. In Altrip blieb er bei einem renommierten Bäckermeister und Mehlhändler „hängen”. Geblieben ist er freilich in erster Linie wegen seiner Eva Katharina, die er bald heiratete und mit der er wenig später fünf Kinder hatte.
Allein mit Mehl- und Branntweinverkauf konnte er seiner Familie auf Dauer keine Zukunft garantieren. So entschloss er sich im Jahr 1879 zur Eröffnung einer neuzeitlichen Gastwirtschaft, die er vorsichtshalber ziemlich hoch heraus bauen ließ, um bei Hochwasser keine unliebsamen Überraschungen zu erleben. In seinem Wirtschaftsbewilligungsedikt meinte denn auch Bürgermeister Philipp Johann Hook, dass der Name „Zum Himmelreich” wohl angebracht sei, nachdem keine andere Gastwirtschaft eine so hohe Eingangstreppe hatte. Altrip zählte damals gerade einmal 1000 Seelen.
Die Wirtsleute hatten unwahrscheinliches Glück mit ihrer Bauweise, denn 1882/83 wurde der Ort vom Hochwasser total überschwemmt. Gasträume und Wohnung des „Himmelreichs” blieben jedoch trocken. Der Stephan Weber war ein Mensch mit vielen Ideen, der auch gerne gegen den Strom schwamm und für seine Vorstellungen auch geschäftliche Einbußen hinnahm. So lud er als Katholik in der Protestantenhochburg mit nahezu durchgängig nationalliberaler Wählerschaft 1884 den pfälzischen Arbeiterführer Franz Josef Ehrhard zu einer Aufklärungsversammlung ein. Wenige Altriper waren gekommen und selbst 1887, als Ehrhart zur Wahl stand, gab es nur 19 Stimmen.
Obwohl der Wirt schon 1874 Vorstandsmitglied der Sänger-Einheit wurde und von 1876 bis 1884 auch deren Dirigent, nahmen die Vereinsmitglieder sein Himmelreich nicht zu ihrem Vereinslokal. Doch das steckte Weber weg. Er baute vielmehr einen großen Saal mit Theaterbühne und einen Biergarten mit Platanen und gründete am Neujahrstag 1913 einen Geselligkeitsverein „Einigkeit”. Ab 1912 wurde der „Himmel” für viele Jahrzehnte das Stammlokal des „Männergesangvereins”. Auch der Athletenclub, der Radfahrerverein „Solidarität” und ein Theaterverein schlugen in diesem Lokal ihr Domizil auf. Hier lernten die Altriper tanzen, zunächst durch auswärtige Tanzschulen und später über die erste Altriper Tanzschule Groß.
Weber, der mittlerweile Vater von sechs Buben und einem Mädchen war, kurbelte den Fremdenverkehr für Altrip an. Er ließ mit die ersten Ansichtskarten drucken und machte sein Anwesen auch zu einem der bekanntesten Fischlokale der Kurpfalz. Riemen, Ruder, „Schallbaam” und Hamen der Fischer standen nach getaner Arbeit oft vor dem Lokal, derweil die Petrijünger einen „petzten”. 1929 feierte die „Himmelsmutter” ihr 50. Wirtsjubiläum und nach ihrem baldigen Tod übernahm für kurze Zeit Tochter Elisabeth das Geschäft.
Mit den nachfolgenden Pächtern August Schäfer und Karl Schneider hatten die Eigentümer des Himmelreichs viel Glück. Das Karfreitags-Fischessen wurde von Karl und Josefa Schneider, die über ein Vierteljahrhundert das Lokal gepachtet hatten, als alter Brauch neu belebt. Vier Tage lang wurden von einem Team von vier bis sechs Leuten die lebend angelieferten Fische für dieses Ereignis ausgenommen, entschuppt und auf Eis gelegt. Vor allem Schleie und Zander, aber auch Karpfen, Hecht, Aal und Rotauge. Noch 1962 wurden zehn Zentner Fisch auf gut fünfzig Tafeln Stangeneis im Wirtskeller gelagert. Die Gäste gaben sich über Ostern die Stühle in die Hand, reservieren konnte man nicht. Als die Wirtsleute, die das Lokal den ganzen Krieg über gepachtet hatten, mit über 70 Jahren kündigten, gelang es den Nachfolgern bei weitem nicht mehr, an frühere Erfolge anzuknüpfen.
Am 1. Dezember 1971 brach im Himmelreich ein Feuer aus und fast wäre das Anwesen ein Raub der Flammen geworden, hätte nicht die Altriper Feuerwehr mit ihrem stellvertretenden Wehrleiter, dem Oberbrandmeister und späteren Bürgermeister Willi Kotter an der Spitze, den Brand unter Kontrolle bekommen. Der Dachstuhl war allerdings vollständig ausgebrannt und in Gastraum und Küche ein beträchtlicher Wasserschaden entstanden. Fast neun Monte dauerte es bis zur Wiedereröffnung. Zwischenzeitlich wurden über eine Betreibergesellschaft auch fünf Fremdenzimmer eingerichtet. Nach relativ kurzem „Gastspiel” mehrerer Besitzer übernahm 1979 Friedrich Philipp das traditionsreich Anwesen und machte es für nahezu drei Jahrzehnte zu einem „Fischparadies", bis es engültig schloss.