Auf seiner Sitzung am 6. Februar 2004 hat der Gemeinderat beschlossen, das alte Entwässerungssystem der Gemeinde zu reaktivieren, um Keller und Felder in Altrip vor ansteigendem Grundwasser zu schützen und dazu einen Antrag an die Struktur- und Genehmigungsdirektion in Neustadt zu stellen. Die alten Gräben, die inzwischen leicht verlandet und mit Schilf bewachsen waren, entstanden 1934, als Altrip schon einmal mit dem hohen Grundwasserstand zu kämpfen hatte.
Schon 1932 hatte die Gemeinde Pläne entwickelt, mithilfe des Kulturbauamtes Neustadt und des Freiwilligen Arbeitsdienstes eine rund 321 Hektar große Fläche im Rheinbogen zu entwässern, dabei den Neuhofener Altrhein um 1,18 Meter abzusenken und seine Wasserfläche von 57 auf 32 Hektar zu verringern. Gegen diese Pläne machte jedoch der als „Vater der Altrheine” bekannt gewordene Professor Dr. Robert Lauterborn vom Forstzoologischen Institut der Universität Freiburg mobil, der im Frühjahr 1934 in Altrip weilte.
In seiner Denkschrift „Der Altrhein Neuhofen und seine Bedeutung für Fischerei, Natur- und Heimatschutz” wies Lauterborn auf die Einzigartigkeit des Neuhofener Altrheins hin, den mindestens dem Namen nach alle Süßwasserforscher der Welt kannten. Prompt sprachen sich auch die Pollichia, Fischereisachverständige, das botanische Institut der Universität Heidelberg und weitere Gesellschaften bis hin zum „Reichsführer des Reichsfachamtes Naturschutz” gegen das Projekt aus.
Doch das Kulturbauamt zweifelte die Behauptungen an, dass dieser Altrhein ein Gewässer in seinem natürlichen Zustand sei, da er bereits seit Jahrhunderten vom Rhein abgeschnitten und durch Deiche den natürlichen Einflüssen entzogen war. Zudem war bereits 70 Jahre zuvor der Wasserspiegel künstlich abgesenkt worden. So wurde das Projekt zur volkswirtschaftlich wertvollen Landverbesserung realisiert.
Am 22. November 1934 wurde eine „Genossenschaft zur Entwässerung der Rheinniederung in den Steuergemeinden Altrip, Neuhofen und Rheingönheim” mit Sitz in Altrip gegründet. Die Besitzer von 309 Hektar sprachen sich für die Arbeiten aus, dagegen waren nur die Eigentümer von elf Hektar. Allerdings bekam Bürgermeister Hoock von Neuhofen für seine Unterschrift einen Rüffel von seinem Gemeinderat. Das Gremium sah für Neuhofen keinen großen Nutzen: Von der Gemeinde waren nur zehn Hektar einbezogen, von Altrip hingegen 288.
Fünf Hauptgräben, zusammen mehrere Kilometer lang, sollten Grund-, Niederschlags- und Druckwasser ableiten. Um auf die erforderliche Tiefe zu kommen, musste der Altrhein abgesenkt werden. In den Krieglachengraben, der vertieft, verbreitert und stellenweise verlegt werden musste, wurde an der Bezirksstraße eine Hochwasserschleuse eingebaut.
Im Straßenknie an der Bezirksstraße wurde 1935 ein Schöpfwerk errichtet, das pro Sekunde 1600 Liter Wasser in Richtung Rhein beförderte. Bewerkstelligt wurde der Bau durch den Arbeitsdienst und Erwerbslose im Rahmen der „Wertschaffenden Arbeitslosenhilfe”. Mehr noch: 1937 bekam Altrip endlich eine hochwasserfreie Verbindungsstraße.
Je nach ihrem Nutzen wurden die entwässerten Grundstücke in vier Beitragsklassen eingeteilt und zur Finanzierung des Gesamtprojekts herangezogen. Das brachte 1938 ein Fülle von Einsprüchen, denen aber größtenteils abgeholfen werden konnte.
Durch den Bau des französischen Rheinseitenkanals 1928 bis 1959 jedoch fiel über lange Zeit der Grundwasserspiegel stark ab. So wurden 1952 sehr viele Grundstücke aus der Umlagenzahlung an die Genossenschaft herausgenommen, nachdem die Mitglieder immer häufiger über Trockenheit klagten und Be- statt Entwässerung forderten.
Doch die Entwässerung lief weiter. 1955 wurde sogar noch das Schöpfwerk beim Bau der Hochwasserstraße an den heutigen Standort in Höhe des Kiefweihers verlegt. Das neue Werk kostete 280.000 Mark, von denen die Kiesförderfirma Kief allein 60.000 übernahm. Stillgelegt wurde dieses Pumpwerk 1972, nachdem eine der beiden Pumpen ausgefallen war.
Da der Wasserspiegel weiter fiel, wurde 1973 die Auflösung der Organisation beschlossen, die inzwischen unter dem Namen „Wasser- und Bodenverband Altrip” firmierte. Doch 1981 war dieser Beschluss immer noch nicht umgesetzt, und die Kreisverwaltung mahnte, den nicht mehr existierenden, aber rechtlich noch vorhandenen Verband endlich aufzulösen. Erst 1982 beschloss der Gemeinderat, mit der Übernahme des Reinvermögens von knapp 136.000 Mark, den Verband aufzulösen. Dabei stieg der Grundwasserspiegel bereits seit 1977 wieder an...