Theateraufführung in fünf Akten

Im Jahr 1933 zeigte die „Volksbühne Altrip” dem Bürgermeister der Gemeinde Altrip die geplante Theateraufführung „Der Wilderer” in fünf Akten im großen Schwanensaal an. Das Bürgermeisteramt legte den Vorgang dem „Herrn Beauftragten der Obersten SA-Führung beim Bezirksamt Ludwigshafen” mit dem Hinweis vor, dass der Vorstand der Laienspielgruppe noch immer nicht „gleichgeschaltet” sei. Von dort erging Weisung an den örtlichen NSDAP-Zellenwart, in einer Zusammenkunft die Volksbühne gleichzuschalten, also mit Gefolgsleuten des Nationalsozialismus zu besetzen. Die angeordnete Zusammenkunft war keine Besprechung im üblichen Sinne, sondern eine sehr einseitige Veranstaltung. Nachdem ein SA-Mann Vereinsführer wurde, die Schriftführerin dem BDM (Bund Deutscher Mädel) angehörte und Regieführer sowie Kassenführer einem NS-Verband angehörten, kam aus Ludwigshafen das Einverständnis zur Aufführung des Wilderers. Interessant war auch die Umbenennung der Vorstandsfunktionen, etwa vom Vereinsvorsitzenden zum Vereinsführer, vom Regisseur zum Regieführer und vom Kassenwart zum Kassenführer.

(Wolfgang Schneider | 2003)
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