Eine Schilderung von Fridolin Braun aus dem Jahr 1955 

" ... gerade die Lage im Vorfeld der Mannheim-Neckarauer und Mannheim-Rheinauer Industrie, die sich Altrip so nützlich erwiesen hatte, sollte ihm im Krieg zum Verhängnis werden."

Das fing zunächst ganz harmlos an ...

Fridolin BraunNur die Sicherheits- und Verdunkelungsmaßnahmen des Zivilen Luftschutzes verändern das gewohnte dörfliche Bild. Zwar sind einige hundert Männer zu den Waffen gerufen worden, andere, ohne Abschied nehmen zu können, direkt aus den Garnisonen ins Feld gerückt. Bangen und Hoffen hinterlassend, doch man findet sich damit als unabänderliches Kriegsschicksal ab, und die bald einsetzenden Siegesmeldungen aus dem Osten heben die an und für sich gedrückte Stimmung, die wie eine Vorahnung kommenden Unheils auf weiten Schichten der Bevölkerung lastet. Eine Reihe Familien aus den geräumten Grenzgebieten am Westwall sucht Unterschlupf bei Verwandten in Altrip, und Kinder aus Breitfurt, Hornbach und Steinfeld besuchen die Altriper Volksschule.

Die Einquartierung einer motorisierten Pak-Batterie mit 160 Mann und 12 Panzerabwehrkanonen im Herbst 1939 bringt soldatisches Leben und Treiben ins Dorf. Ihr folgt am 1.3.1940 eine überwiegend aus Schwaben sich zusammensetzende Feldartillerie-Abteilung, die bis zum Beginn des Frankreich-Feldzuges herzliche Aufnahme findet.

Der Rhein führt jetzt Treibminen, die offenbar von den Franzosen am elsässischen Flussufer in die Fluten gesetzt werden, um die Schifffahrt zu lähmen. Sie explodieren, wenn sie das Ufergestein berühren, und ihr Donner ist Tag und Nacht zu hören. Die Rheinfähre, die den Übergang nach Mannheim vermittelt, muss aus Sicherheitsgründen in den nahen rechtsrheinischen Hafen abgeschleppt werden. Volle Verkehrssicherheit tritt aber erst ein, als am Südende der Rheinauer Hafenanlagen, etwa 1 km südlich Altrip, quer über den Strom eine Minensperre errichtet wird.

Bald aber sollte sich das Blatt wenden

Im Juni 1940 setzen die ersten Fliegeralarme ein, die sich schnell häufen. Sirenengeheul reißt dann alt und jung aus der Nachtruhe. Manchmal kommt es auch vor, dass zweimal in der Nacht die in die Keller eingebauten Schutzräume aufgesucht werden müssen. Sie können naturgemäß nur Splitterschutz bieten, doch zum Bau großer Luftschutzbunker stehen keine Mittel zur Verfügung. Indes entstehen durch private Initiative kleinere Bunkeranlagen, die von angsterfüllten Frauen mit ihren Kindern schon bei Einbruch der Nacht aufgesucht werden, unbequeme, aber doch einigermaßen Sicherheit bietende Nachtquartiere.

Zu einer Schreckensnacht wird die Nacht vom 16. auf 17. Dezember 1940. Zum ersten Male fallen Bomben in das bewohnte Dorfgebiet, nachdem bisher nur auf den Feldern Bombenschaden angerichtet wurde. Der Fliegeralarm, der gegen 9 Uhr abends einsetzt, währt fast die ganze Nacht hindurch. In den Äckern am Nordrande des Dorfes flammen unzählige Feuer explodierender Brandbomben auf. Ein schaurigschönes Bild! Einzelne Sprengbomben, offenbar dem Großkraftwerk auf dem gegenüberliegenden rechten Rheinufer zugedacht, fallen in den Strom und auf das Gelände des Prinz Karl-Wörths. Maschinengewehrgarben mähen die Ufer des sich dort hinziehenden Altrheins ab. Zwischen zwei und drei Uhr nachts aber rasselt gleich ein ganzer Bombenteppich in die Umgebung des Wasserturms, mitten ins Dorf. Zwei Häuser in der Friedrichstraße werden total zerstört, ein riesiger Blindgänger steckt im Grund der Friedensstraße. 103 Hausschäden werden am nächsten Tage beim Bürgermeisteramt gemeldet. Menschenleben sind, Gott sei Dank, nicht zu beklagen.

Mit den Fliegerangriffen auf die nahen Großstädte Mannheim und Ludwigshafen mehren sich in den Jahren 1941 und 1942 die Fliegeralarme in Altrip beträchtlich und setzen um die Mitte 1942 auch bei Tage ein. In den Erdgeschossen der beiden Schulhäuser werden Schutzräume eingerichtet, die den Schülern bei Alarmen während der Unterrichtszeit raschen Unterschlupf bieten. In der Nacht werden diese Räume auch von Anwohnern der Rhein-, Römer- und Luitpoldstraße aufgesucht, deren Anwesen nicht oder nur schlecht unterkellert sind. Die Schutzräume in der Ludwigschule nehmen überdies die örtliche Luftschutzdienstdienststelle und eine Sanitätsbereitschaft mit den notwendigen Geräten und Hilfsmitteln auf. Die Schüler der Oberklassen werden, soweit sie sich als geeignet erweisen, in der Brandbekämpfung und in der Ersten Hilfe ausgebildet. Die Notzeit im Schulleben beginnt. Bei nächtlichen Alarmen kann der Unterricht am folgenden Tage erst um 9 Uhr, oft gar erst um 10 Uhr morgens aufgenommen werden, 1943 leisten von 9 vor dem Kriege an der Volksschule tätig gewesenen Lehrkräften nur noch 4 Dienst. Die übrigen sind zum Kriegsdienst eingezogen oder in andere Orte versetzt.

Die Fliegeralarme des Jahres 1943 verlaufen durchaus nicht harmlos. Bei Angriffen auf die Nachbarstädte bekommt auch Altrip stets seinen Teil ab. Zaghafte Flugzeugbesatzungen wagen sich oft nicht in den Geschosshagel der Flak und in das Licht der vielen Scheinwerfer, die mit langen Strahlenfingern den Himmel abtasten, und entledigen sich der Bombenlast schon vor den Angriffsräumen. Die Bomben fallen dann in die Felder der Gemarkung und gefährden vom Angriff überraschte Wanderer auf der Landstraße. Wenn sie in Dorfnähe niedergehen, richten Luftdruck und Luftsog nicht unbeträchtlichen Gebäudeschaden an. Am 18. Dezember 1943 wird das bebaute Dorfgebiet zum zweiten Male getroffen, wobei das schöne, katholische Kirchlein am Nordrande des Dorfes untergeht.

Bei der Abwehr von Luftangriffen sind auf der Altriper Gemarkung eine Scheinwerfer- und eine Maschinengewehr-Abteilung, ferner eine leichte Flakeinheit und an der Landstraße Rheingönheim-Altrip eine schwere Flakbatterie tätig. Es geht die Sage, dass letztere mit Abschusserfolgen kaum prahlen kann, und der auch vom Kriege unausrottbare Volkswitz belegt sie mit dem zweifelhaften Ehrennamen "Batterie Andreas Hofer" ("Gebt Feuer! Ach, wie schießt ihr schlecht!"). Zu diesen Abwehreinheiten gesellt sich noch eine Einnebelungsabteilung, die auf dem Rheindamm, in der Gegend des Waldparks und der Römerstraße Stellung bezieht. Als Abwehrmittel anzusprechen ist auch eine von Flaksoldaten bediente, am Südostrande des Riedwaldes (Wörthspitze) eingerichtete Scheinanlage, die bei Nachtangriffen mit entzündeten Pechkohlenhaufen Häuserbrände vortäuscht und mit Abschussgeräten Raketen empor schickt, die in der Luft zu Gruppen farbiger Leuchtkugeln zerplatzen, welche den feindlichen Zielbomben täuschend nachgeahmt sind. Erfolge sind auch ihr kaum beschieden. Die feindlichen Bomberbesatzungen lassen sich nicht irre leiten.

Die Angriffe auf die Nachbarstädte steigern sich allmählich zum höllischen Inferno. Da sieht man auf einmal Leuchtbomben, wie an Schnüren aufgereiht, in der Nacht hängen, die gleich riesigen Ampeln die unglückliche Welt unter sich taghell erleuchten, buntfarbige Zielbomben, ihrer kegelförmigen Anordnung wegen Christbäume benannt, senken sich vom Himmel, und in das nun einsetzende Donnern der schweren Flugabwehrkanonen, das ohrenbetäubende Klopfen der leichten Flak und das Rattern der Maschinengewehre mischt sich das Donnern der einschlagenden Bomben und Luftminen. Fallen sie in Dorfnähe, dann schwankt den in die Schutzräume geflüchteten, entsetzten Menschen der Boden unter den Füßen wie Schiffsplanken bei urruhiger See, Fensterscheiben klirren, Dachziegeln klatschen in die Straßen und Höfe, und das Ächzen zerreißender Türen dringt bis in die Tiefen der Keller. Bald verhängen den östlichen und nördlichen Horizont riesige Feuervorhänge, durch Phosphorbomben hervorgerufene, ungeheure Flächenbrände anzeigend. Ein schauriges Bild, apokalyptischen Ausmaßes.

1944 nehmen auch die Tageseinflüge zu. Man sieht die feindlichen Geschwader oft mit mehr als tausend Flugzeugen den Luftraum über den nachbarlichen Unglücksstädten anfliegen und, nachdem sie sich ihrer unheilvollen Last entledigt haben, wie bei einer Exerzierübung abschwenken. Die Luftabwehr erweist sich immer mehr als machtlos gegenüber dem amerikanischen Materialaufwand trotz der Aufopferung deutscher Jagdflieger, die den abziehenden Gegner verfolgen. Dem Zerstörungswerk kann weder Einhalt geboten, noch kann das Kriegsgeschehen maßgeblich beeinflusst werden, wenn es auch des öfteren gelingt, aus den Tausenden einfliegender Feindflugzeuge einige oder gar Dutzende herauszuschießen. Bei solchen Tagesangriffen büßen auch vier Altriper und ein in Altrip stationierter französischer Schanzarbeiter ihr Leben ein.

Am schlimmsten wirkt sich der 3. und größte Angriff auf das Dorf aus. Um die Mittagsstunde des 30. Dezember 1944 heulen wieder einmal die Sirenen auf. Fliegeralarm! 1.15 Uhr nähert sich aus Nordosten ein Pulk feindlicher Flugzeuge.

Eine abgeworfene Zielbombe verraucht auf dem Messplatz. Dann durchbricht ein schreckliches Rauschen und Heulen die Mittagsstille. Bomben sausen in die Wohnviertel der Luitpold-, Wilhelm-, Speyerer- und Ludwigstraße, in die Dorfgärten und in die nächste Umgebung des Dorfes. Zwanzig Wohnhäuser werden völlig zerstört, zahlreiche Wohnungen so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr benutzbar sind. Beide Schulhäuser sind von in nächster Nähe niedergegangenen Bomben stark mitgenommen, Fenster und Türen zerfetzt, die Dächer abgehoben, Mauern gesprungen. In der Ludwigschule haben Arzt und Sanitäter alle Hände voll zu tun, den vielen Schwer- und Leichtverletzten Erste Hilfe zu bringen. 28 Todesopfer, darunter allein 8 Schulkinder, sind zu beklagen. Mit der Unterbringung der obdachlos gewordenen Familien bei Verwandten und Bekannten endet der Schreckenstag.

Grau zieht das Jahr 1945 herauf. Birgt es in seinem Schoße das Ende des Schreckens oder den Schrecken ohne Ende? Viele Familien, etwa 150 Personen, verlassen das ungastlich gewordene Dorf und suchen fernab, in vom Luftkrieg unberührten Gebieten Notunterkünfte. Die große Mehrzahl jedoch harrt tapfer und zuversichtlich aus. Denn in der allgemeinen Kriegslage zeichnet sich jetzt deutlicher der Untergang des "Tausendjährigen Reiches" der Nationalsozialisten ab. Man darf über solche Dinge nicht laut sprechen, wenn man nicht wegen Defaitismus mit den Kerkern oder Konzentrationslagern des "Dritten Reiches" Bekanntschaft machen will. Indes die von Feindfliegern abgeworfenen Flugblätter, die oft zu Tausenden Äcker und Wege der Feldmark bedecken, die nun auf einmal Hoffnung und Zuversicht ausstrahlenden Gesichter der in den landwirtschaftlichen Großbetrieben der Firmen Baumann und Kief beschäftigten Fremdarbeiter (Polen, Russen und kriegsgefangene Franzosen) lassen Umwälzendes erahnen.

Der Schulunterricht kann nach den Weihnachtsferien, am 10.1.1945 nicht wieder aufgenommen werden. Die Schulräume sind zwar notdürftig wieder hergerichtet, aber sie dienen jetzt bestimmungsfremden Zwecken. In zwei Sälen der Maxschule haben sich fliegergeschädigte Altriper Firmen mit ihren Warenlagern eingenistet, ein Saal der Ludwigschule wird als Sammellager für das Notopfer benützt, ein anderer als Verpflegstelle deportierter französischer Zivilarbeiter; drei weitere Klassenräume der Maxschule dienen diesen bedauernswerten Menschen zum Nachtquartier. Von neun Schulzimmern bleibt nur ein einziges frei. Der Schulbetrieb kommt durch solche Maßnahmen völlig zum Erliegen. 

Die französischen Zwangsarbeiter bauen unter Aufsicht von uniformierten Organen der Hitlerpartei am inneren Befestigungsring einer Rheinbrückenkopfstellung. Sie heben Schützengräben aus, legen Schützen und MG-Nester an und bauen Unterstände, zu deren Abdeckung sie Bäume im Walde fällen. Sie leben in dumpfer Resignation dahin, abgezehrt und zerlumpt. Mitleidige Menschen bringen ihnen heimlich Brot und Kartoffeln in den Wald, die sie in der Aschenglut der gegen die Winterkälte entflammten Holzfeuer braten. In den ersten Monaten des neuen Jahres sind feindliche Jagdbomber (Jabos) fast tägliche Erscheinungen über Altrip. Sie überfliegen den Rhein, senken sich dann plötzlich im Sturzflug herab und suchen mit gut gezielten Bombenwürfen die rechtsrheinischen Industrieanlagen heim. Dieses Treiben ist auch für die Dorfbewohner nicht ungefährlich. Wo sich Bewegung zeigt, rasselt die Maschinengewehrgarbe hin.

Am frühen Morgen des 20. März sind Kanonendonner und Bombenexplosionen aus Richtung Bad Dürkheim vernehmbar. Die Rheinbrücke, die Ludwigshafen mit Mannheim verbindet, wird gesprengt. In der Nacht hat die Flak ihre Stellung an der Landstraße Rheingönheim-Altrip verlassen und sich mit ihren schweren Geschützen über die Altriper Fähre ins Rechtsrheinische abgesetzt. Am Nachmittag erscheinen unter Bewachung kleinere Trupps Kriegsgefangener im Dorfe, die über die Fähre ins Badische verbracht werden. Bei eintretender Dunkelheit aber bewegen sich auf der von Rheingönheim nach Altrip führenden Straße nicht enden wollende, graue Elendszüge der Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen, die in die rechtsrheinischen Gebiete geleitet werden sollen. Ein von Tragik umwittertes Bild des Jammers! Die Fähre kann trotz ununterbrochenen Fahrens die Übersetzung der sich stauenden Massen nicht bewältigen. Hunderte benützen die günstige Gelegenheit zum Ausreißen, verschwinden im Dunkel der Nacht und verstecken sich in den Dichtungen der Auwälder, wo sie ihren Befreiern entgegenharren. Zwei Frauen, die ihrer schweren Stunde entgegengehen, hat man in die Ludwigschule betten und die Hebamme benachrichtigen müssen.

Aber auch die Groteske meldet sich. Ein Armeebefehlshaber hat seinen Befehlsstand nach Altrip verlegt und sich mit seinem Stab in der Villa Baumann einquartiert. Von der Front einlaufende, sich überstürzende Hiobsbotschaften zwingen jedoch das hohe Kommando, noch in den späten Abendstunden über die Kollerfähre, 2 km südlich des Dorfes, das linksrheinische Gebiet zu verlassen, nicht ohne den beiden in Altrip aufgestellten Volkssturmkompanien den Befehl hinterlassen zu haben, den Ort bis zur letzten Patrone zu verteidigen. Das ist ein schlechter Witz. Denn der Altriper Volkssturm verfügt nur über 7 Gewehre, die dazu noch verschiedener Herkunft sind, und über ganze 153 Patronen.

In der Nacht vom 21. auf 22. März versenkt ein Pionierkommando der Wehrmacht die Fähre samt den Giernachen und sprengt die am linken Rheinufer ankernden Schiffe. Niemand im Dorf aber weiß, an welcher Stelle die Fähre auf dem Grunde des Rheins ruht.

Am 23. März, dem Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner, greifen auch Frauen in das Kriegsgeschehen ein. Mit großen Baumsägen zersägen sie die in den Durchgangsstraßen des Ortes errichteten Panzersperren und lassen sich auch nicht durch die Drohungen eines hinzukommenden Wehrmachtsoffiziers vom Zerstörungswerk abbringen, offenbar weil sie befürchten, die Hindernisse könnten die anrückenden Amerikaner veranlassen, das Dorf unter Feuer zu nehmen. Wehrschaden jedoch wird durch die Beseitigung der Sperren nicht angerichtet; denn sie sind, da sie nicht verteidigt werden können, militärisch völlig wertlos.

Es ist Samstag. Ein sonniger Frühlingstag. Der Kalender verzeichnet den 24. März 1945. Versprengte deutsche Soldaten, die nicht mehr über den Rhein kommen, verstecken sich im Dorfe. Die Amerikaner sind in Rheingönheim und Waldsee gemeldet. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis sie an den Rhein dringen, denn sie stoßen auf keinen Widerstand mehr. Die Division, welche die angelegten Feldbefestigungen des Rheinbrückenkopfes verteidigen soll, ist im engen Isenachtal bei Hardenburg und Bad Dürkheim durch Jabos aufgerieben worden. Gegen 1/2 11 Uhr nahen auf der Landstraße von Rheingönheim her 3 Panzerspähwagen, denen mehrere schwere Panzer folgen. Sie poltern durch die Hauptstraße des Dorfes, machen am östlichen Dorfausgang, gedeckt durch den Rheindamm, halt und richten die Geschützrohre auf das jenseitige Flussufer. Fast friedensmäßig mutet dieser Einzug an, wie ein Manöverbild. Kein Schuss fällt. Die Bevölkerung verhält sich ruhig, und nirgends ist die weiße Flagge aufgesteckt. Motorisierte Infanterie rückt nach und besetzt an mehreren Punkten dem Rheine zugekehrte Häuser mit Feldwachen. Man sieht gummikauende Gl's an neugierige Kinder Schokolade austeilen. Da bellen plötzlich drüben überm Rhein deutsche Flakgeschütze auf. Granaten heulen heran. Sie vermögen zwar keinen einzigen Feindsoldaten zur "großen Armee" zu schicken, aber die Bevölkerung erleidet Verluste; die Namen von 4 Toten und mehreren Schwerverletzten muss die Verlustliste aufnehmen. Diese Feuerüberfälle wiederholen sich in den nächsten drei Tagen mit boshafter Regelmäßigkeit immer in der Zeit zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags, wann die Ausgangssperre aufgehoben ist und die Bevölkerung die notwendigsten Einkäufe besorgen muss, und richten manchen Gebäudeschaden an. Sie endigen erst, als Gewehrfeuer im Norden Mannheims verrät, dass es den Amerikanern gelungen ist, in die Stadt einzudringen. Der Krieg ist für Altrip zu Ende. Die Bevölkerung atmet auf. 

Und hier die Bilanz einer nahezu sechsjährigen Kriegseinwirkung:

  • Durch Fliegerangriffe umgekommen:  32 Personen
  • Durch eigene Artillerie getötet: 4 Personen
  • Total zerstörte Wohnhäuser: 74 Gebäude
  • Schwerbeschädigte Wohnhäuser: 85 Gebäude
  • Mittelbeschädigte Wohnhäuser: 252 Gebäude
  • Leichtbeschädigte Wohnhäuser: 204 Gebäude

In dieser Aufstellung sind die zahlreichen Gebäudeschäden der Fabriken, Gewerbe-, Handels- und Landwirtschaftsbetriebe nicht enthalten. Sie ergeben zusammen die Zahl von 239 Schadensfällen.

  • Zum Kriegsdienst einberufen waren 768 Männer.
  • Davon fielen oder verstarben 115 Männer.
  • Vermisst werden 70 Männer.

Die Versenkung der Rheinfähre erweist sich bald als militärische Nutzlosigkeit. Kolonnen schwerer Amphibien- Lastwagen rollen jetzt Tag und Nacht dem Strome zu, setzen bei Altrip in die Fluten und treiben durch die Kraft ihrer Schiffsschrauben zum jenseitigen Ufer. Zur Ein- und Ausfahrt werden die für den Fährverkehr angelegten Uferrampen benützt. Die Überfahrt geht ganz schnell vor sich. Sie vollzieht sich in einem Drittel der Zeit, die einst die Fähre benötigt hatte.

Nach etwa 3 Wochen verlässt die amerikanische Besatzung das Dorf. In Ludwigshafen hat sich eine amerikanische Militärregierung etabliert, die auch für den Landkreis zuständig ist. Sie versucht die kommunalen Verwaltungen wieder in Gang zu bringen, ernennt neue Bürgermeister und ihre Beiräte und lädt ihnen eine undankbare, mit Sorgen und Mühen gespickte Arbeit auf. Eine in Limburgerhof stationierte Militärpolizei übernimmt den Sicherheitsdienst auch bei uns. Trotzdem kommt es fast täglich vor, dass plündernde Horden ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter auf irgendwo gestohlenen Autos ins Dorf einfallen. Bis dann die Militärpolizei auf der Bildfläche erscheint, haben sie sich längst aus dem Staube gemacht. Denn ein schnelles Herbeirufen von Hilfe ist infolge der zerstörten Telephonleitungen nicht möglich, und nicht nur "Gott ist weit" in diesen Tagen - auch der Limburgerhof. Nur einmal gelingt es den Amerikanern eine Bande zu stellen und ins Gefängnis nach Ludwigshafen abzuführen.

Der Straßenverkehr ist zunächst aufs äußerte eingeschränkt. Selbst zum Aufsuchen nahegelegener Orte benötigt man die Erlaubnis der Militärregierung in Ludwigshafen. Sie stellt in besonders gelagerten Fällen Passierscheine aus, deren Gültigkeitsdauer meist auf einen Monat beschränkt bleibt. Postierungen an wichtigen Verkehrspunkten üben strenge Kontrolle. Nur allmählich wird diese scharfe Kontrolle gelockert, der man freilich auf Nebenwegen entgehen kann, wenn man nicht glücklicher Besitzer eines Passes ist.

Der Rhein, auf dessen Rücken sich täglich Hunderte zum nahen Mannheim tragen ließen, einst wichtiges Verbindungsglied, ist zur Schranke geworden. Er darf nicht befahren werden; seine Ufer werden von Patrouillen der Militärpolizei überwacht. Doch da kommen täglich französischen Gefangenenlagern entronnene deutsche Soldaten zum Altriper Ufer, und drüben auf der andern Rheinseite sammeln sich Wehrmachtsangehörige, die der Gefangennahme durch Amerikaner oder Engländer auf oft Hunderte von Kilometern langen Märschen zu entgehen wussten oder die aus aufgelösten Truppenverbänden ihrer pfälzischen Heimat zustreben, dazu ausgerissene, halbwüchsige Jungen der sogenannten Hitlerjugend, die man mangels Ersatzes an kriegsdienstfähigen Männern als Flakhelfer u. dgl. zu einem nutzlosen Opfergang ermuntert hatte, und treten in der Nacht aus ihren Verstecken. Da finden sich mitleidige Menschen, die im Ufergebüsch und im Schilf der Altrheine versteckte Kähne hervorziehen und die Überfahrt wagen. Als dann auch Zivilpersonen zur Erledigung dringender Angelegenheiten auf diese illegalen Übersetzmöglichkeiten angewiesen sind, entartet die Betätigung echter Nächstenliebe unter den Händen bedenkenloser Fahrensleute zu einem lukrativen Geschäft, dessen Preise ins Uferlose steigen. Bei einer Überfahrt kentert noch in Ufernähe der überladene Kahn, und 3 Teilnehmer der Schwarzfahrt finden in den Fluten des Stromes den Tod.

Als einige Industrien auf der Mannheimer Rheinseite, die vordem zahlreiche Altriper Arbeiter beschäftigten, den Betrieb in eingeschränktem Maße wieder aufnehmen können, wirft sich das Problem der Verbringung dieser Leute an ihre ehemaligen Arbeitsplätze auf. Nach längeren Verhandlungen mit der Militärregierung, in die auch die Industrie- und Handelskammer in Mannheim eingeschaltet werden muss, wird endlich erreicht, dass die Rheinüberfahrt in Kähnen gestattet wird. Allerdings müssen die Überfahrer mit Pässen der Militärregierung versehen sein, und die Fahrten werden überwacht, damit ja kein Unberufener daran teilnehmen kann. Einigermaßen den Verhältnissen der turbulenten Zeit gerecht werdende Lösungen zur Beseitigung der Altriper Verkehrsnöte sollten aber erst in den Jahren 1946 und 1947 erreicht werden, doch darüber später. 

In den ersten Wochen nach dem Einrücken der Amerikaner ist die Bevölkerung von einem gewissen Taumel erfasst. Vom Alpdruck der Kriegsgefahren befreit, sind viele aus dem seelischen Gleichgewicht geraten, und die Tugend weisen Maßhaltens scheint in Misskredit geraten zu sein. Der Wein, von gerissenen Geschäftemachern aus den Weinorten der Haardt auf Schleichwegen herangeholt, fließt in Strömen und wird gleich eimerweise nach Hause getragen. Die halbwüchsige Jugend reagiert die lange niedergehaltene Lebenslust im Tanze ab, während Väter und Brüder noch hinterm Stacheldraht sitzen. Man gibt sich, wo nur die Möglichkeit sich bietet, längst entbehrten Genüssen hin. Bald jedoch sind die kargen Lebensmittelvorräte aufgezehrt, und die graue Not steht vor den Türen. Die Lebensmittelkarte, eine alte Vertraute der Hausfrauen aus der Kriegszeit, taucht wieder auf. Indes die auf ihr verzeichneten Rationen sind so kärglich bemessen, dass sie zum Leben keineswegs ausreichen. Frauen und oft auch Kinder gehen auf die Suche nach zusätzlicher Kost. Ihre Wege, die in der ersten Zeit der Besatzung zu Rad zurückgelegt werden, führen in die Südpfalz, in den Odenwald und tief in die Eifel. Als dann die durch Bombenwürfe und Brückensprengungen beschädigten Bahnanlagen, notdürftig hergestellt, wieder in Betrieb genommen werden, lassen sie sich von den Zügen bis nach Mainfranken, Oberbayern und hinauf zum Bodensee tragen. Das Geld verliert ständig an Wert, wird nicht mehr gern entgegengenommen und ist meist nur zum Kauf rationierter Waren und zur Bezahlung öffentlicher Dienste verwendbar. Beim Hamstern von Lebensmitteln aber benötigt man nur in seltenen Fällen Geld, man braucht Tauschgüter. Im Laufe der Zeit wandert in vielen Fällen das letzte entbehrliche Kleidungs- oder Wäschestück für Kartoffeln, Eier, Fett, Mehl oder Brot in begehrliche Bauernhände. Erstaunlich ist es zu beobachten, auf welch wunderliche Weise sich die Altriper hier zu helfen wissen. Sie lassen sich in den Fabriken Teile ihres Lohnes in Waren geben, und Puppen, Kämme, Erntestricke, Garne, Waschpulver u. dgl. sind beliebte Kompensationsartikel, wie man die Tauschgüter nennt. Pappelstämme verwandeln sich unter geschickten Händen zu Holzschuhen, Stoffreste zu Pantoffeln, Stearin aus einem in Dorfnähe befindlichen, zerstörten Ausweichlager der I.G. Farben zu Kerzen, Tabakblätter zu feingeschnittenem Rauchtabak und Weidenruten der Altrheingründe, den Winzern der Haardt gebracht, zu Wein. Mit solchen Kompensationsobjekten sind immer Lebensmittel zu erhalten.

Besonders groß ist der Kartoffelmangel. Die Gemeindeverwaltung schickt Lastwagen in die rheinhessischen und nordpfälzischen Gebiete und kauft dort, mit großen Schwierigkeiten kämpfend, größere Kartoffelmengen auf. Doch sie erweisen sich nur als Tropfen auf den heißen Stein, wie auch die Holzeinschläge in den Gemeindewäldern den Bedarf an Brennmaterial nicht im entferntesten decken können.

Besonders schlimm wirkt sich der Heizmaterialmangel in den Wintern 1945/46 und 1946/47 aus. Kohlen sind nicht aufzutreiben. Holzfällerkommandos werden von der Gemeindebehörde in die Waldungen um Johanniskreuz und in südpfälzische Wälder entsandt, um dort die von der Forstverwaltung freigegebenen Holzmengen zu schlagen. Zwei Wälder der Gemarkung ("Dudelsack" und Wörthspitze des Riedwaldes) fallen allmählich dem nächtlichen Raubhieb vollständig zum Opfer. So groß ist die Not. Sie erreicht ihren Höhepunkt 1948 und klingt erst nach der Währungsreform langsam ab.

In der Villa Baumann hat sich Mitte Mai 1945 eine größere Abteilung amerikanischer Brückenbauer einquartiert, meist Ingenieure und Pionieroffiziere, die den Bau der Notbrücke leiten, welche etwas unterhalb der zerstörten Ludwigshafener Rheinbrücke über den Fluss geschlagen wird. Es sind umgängliche Menschen, die, vom "Don't fraternize" des amerikanischen Oberbefehlshabers unberührt, helfen, wo es ihnen möglich ist. Auf eine Bitte der Gemeindeverwaltung schicken sie ihre schweren Lastwagen in den tiefsten Odenwald und holen aus den Walddörfern, deren Bewohner den Krieg nur vom Hörensagen kennen, in zahlreichen Transporten die so heißbegehrten Kartoffeln für die Bevölkerung heran. Sie suchen auf eine weitere Bitte den Strom nach der versunkenen Fähre ab. Die wird nach etlichen Suchaktionen schließlich in der Fahrrinne unterhalb der ehemaligen rechtsrheinischen Anlegestelle entdeckt, in 8 m Tiefe liegend. Die Hebung jedoch missglückt. Taucher haben den Schiffskörper an starken Stahltrossen befestigt. Schwere Raupenschlepper zerren ihn hoch, doch sobald er kiesbedeckt die Nase über die Wasseroberfläche reckt, zerreißen die Trossen, und er sinkt wieder in die Tiefe. Da die zerstörte Rheinbrücke die Heranschaffung eines entsprechenden Hebekrans nicht ermöglicht, müssen weitere Bergungsversuche aufgegeben werden. Die Bergung gelingt erst 1947 der Ludwigshafener Firma Kief, nachdem bereits 1946 die Gierkähne gehoben und repariert werden konnten.

Im August 1945 wird einer alliierten Abmachung über die Besatzungszonen zufolge die ganze Pfalz Teil des französischen Besatzungsgebietes. Die amerikanische Militärregierung in Ludwigshafen macht einer französischen Platz. Französische Quartiermacher erscheinen im Dorfe und suchen für zwei Kompanien Unterkunft. Doch scheinen die Säle, die zur Verfügung gestellt werden können, nicht zuzusagen, und so bleibt Altrip von französischer Besatzung verschont, nicht aber vom Druck der Besatzungsmacht. Während die Organe der amerikanischen Militärregierung als Berater und Helfer bei der Gemeindeverwaltung Vorsprache hielten, gefallen sich die Vertreter des Siegerstaates Frankreich in der Rolle des Befehlsgewaltigen. Die Requisitionen und Forderungen türmen sich zu Montblanc-Höhe. Was da alles an Requisitionsgut aus dem Dorfe wandert, ist kaum aufzuzählen. Decken, Betten, Teppiche, Möbelstücke, Fahrräder und viele andere Gebrauchsgegenstände, ja ganze Zimmereinrichtungen werden weggefahren, und selbst Hunde verfallen dem Zugriff. Jede Woche muss die Gemeinde 1 bis 2 Stück Großvieh abliefern, und bald sind die Viehställe der wenigen Bauern in erschreckendem Maße geleert. Dazu erscheinen zumeist an Wochenenden französische Soldaten als Selbstversorger im Dorfe, erzwingen von der Bevölkerung die Herausgabe von Federvieh oder stehlen der Einfachheit halber Gänse und Enten von den Weideplätzen, bei der schlechten Ernährungslage empfindliche Verluste. Beschwerden bei zuständigen Stellen sind in den Wind gesprochen. 

Der Verbesserung der Überfahrtsverhältnisse auf dem Rhein bringen die Franzosen wenig Verständnis entgegen, denn der Strom ist Besatzungszonengrenze geworden, von ihnen ängstlich behütet. Und lassen sie auch nicht analog dem russischen Vorbild den berüchtigten "Eisernen Vorhang" an dieser Grenze nieder, so bekommt man doch die Tücken eines "Seidenvorhangs" unliebsam zu spüren.

Die Kontrolle der Überfahrt wird verschärft, die Ausstellung von Passierscheinen kleinlich gehandhabt. Der Gemeindeverwaltung ist es nach vielen Bemühungen gelungen ein Motorschiff zu chartern, das den Übergangsverkehr verbessern und an seiner sich als dringend erweisenden Hebung mithelfen soll. Während die Amerikaner in Mannheim sofort den Einsatz genehmigen, dauert es noch viele Monate und bedarf vieler Bittgänge bei französischen Stellen, bis endlich die Militärregierung die Erlaubnis zur Eröffnung des Schiffsverkehrs erteilt. Dabei schränkt sie aber die Fahrzeiten auf die wenigen Stunden ein, in denen die Betriebe überm Rhein öffnen und schließen. Doch die schlimmsten Übelstände sind behoben, und 1947 können mit der Wiedereröffnung des Fährbetriebs endlich auch die letzten Hemmnisse beseitigt werden.

Anfangs Oktober 1945 kann auch der Schulunterricht wieder aufgenommen werden. Die schauderhaft zugerichtet gewesenen Schulräume sind, soweit es der Materialmangel zuließ, wieder einigermaßen in Ordnung gebracht. Eine schwere Aufgabe steht vor der Lehrerschaft. Die Kinder haben unter den Ereignissen schwer gelitten, und die Hungersnot setzt lange auch ihnen stark zu, bis schließlich eine Schülerspeisung des Evangelischen Hilfswerks sie vor den schlimmsten Ernährungsschäden bewahrt. Im Winter müssen sie mit schlecht geheizten Schulsälen vorliebnehmen, weil es an Heizmaterial mangelt. Es mangelt aber auch an Unterrichtsmitteln. Die Lehrmittel sind zum Teil gestohlen oder beschädigt, Lernmittel, wie Hefte, Zeichenblöcke etc., nur schwer und in ungenügenden Mengen erhältlich, ganz zu schweigen von den bisher gebrauchten Lesebüchern und Atlanten, deren Weiterbenützung von der Besatzungsbehörde verboten ist, ohne dass einstweilen Ersatz zur Verfügung steht.

Es sind vorderhand nur drei Lehrkräfte tätig. Die andern sind wegen Mitgliedschaft bei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) vom Dienst suspendiert, in Kriegsgefangenschaft oder verzogen. Ein Lehrer, der Amtsträger bei der NSDAP war, befindet sich in amerikanischer Haft im Lager Ludwigsburg. Im ganzen hat die Nazipsychose der Besatzer 15 Einwohner in die Gefangenschaft geschleppt. Es sind durchweg kleine Leute, unbescholten und harmlos, die während der Zeit des "Tausendjährigen Reiches" niemanden etwas zuleide taten und deren einziges Vergehen scheinbar darin bestand, dass sie in nationalsozialistischen Organisationen ein Amt bekleideten, das ihnen vielfach noch aufgedrängt worden war. Sie kehren erst nach mehr als einjähriger Internierung in die Heimat zurück.

Nur einem, dessen Körper bei ohnehin schon angegriffener Gesundheit den Strapazen langer Lagerhaft nicht mehr gewachsen ist, bleibt das Wiedersehen versagt. In Ludwigsburg hat man ihn begraben.

Die französische Besatzungsbehörde behindert zunächst auch den Wiederaufbau. Alle Baumaterialien sind von ihr blockiert, wie die Franzosen diese verschleierte Form der Beschlagnahme bezeichnen. Zur Erwerbung braucht man DeblokageScheine, die nur schwer zu erlangen sind. Die Wiederherstellung zerstörter Objekte, selbst Reparaturen, deren Kosten 500 RM übersteigen, sind untersagt. Wenn sich auch die Verhältnisse allmählich bessern, so bleibt doch die Bautätigkeit gering.

Ein zügiger Wiederaufbau setzt erst nach 1948 ein. Heute sind alle zerstört gewesenen Wohnhäuser bis auf vier wieder errichtet und die Gebäudeschäden beseitigt. Darüber hinaus sind etwa 100 Neubauten erstellt, darunter eine ganze Reihe durch den Kreiswohnungsverband Ludwigshafen, einer sozialen Einrichtung der Kreisbehörde. Das infolge des Kriegsausbruchs unvollendet gebliebene Hitlerjugendheim am Messplatz wird z.Z. in ein Schulhaus umgebaut, in dessen Nähe sich eine neue, weiträumige Turnhalle erhebt, deren Räumlichkeiten auch zu kulturellen Veranstaltungen benützt werden können. Ein stolzes Rathaus ziert die Dorfmitte, und eine neuerstandene katholische Kirche, mächtiger und prächtiger als ihre Vorgängerin, geht der Vollendung entgegen. Es ist in den letzten Jahren viel Aufbauarbeit geleistet worden, und das Dorf präsentiert sich in frischem Glanz. Die Einwohnerzahl hat sich, nicht zuletzt durch den Zuzug von Ostvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlingen, stark erhöht und steht an der Grenze zum vierten Tausend (3397 Einw.).

Zufriedenheit und Wohlstand sind wieder eingekehrt, und die Zeit hat sanft die Decke des Vergessens über harte Not und bitteres Leid gebreitet, die einst ertragen werden mussten.

(Quelle: Altrip - Porträt eines Dorfes, 1969)

 

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