Im Herbst 1909 ließ sich der Lehrer Hermann Albert mit Frau Charlotte geb. Maurer, zwei kleinen Töchtern und dem noch nicht ein Jahr alten Sohn Hermann nach Altrip versetzen. Grund hierfür waren die besseren Schulmöglichkeiten im nahen Mannheim.
Die Ehefrau besaß einiges Vermögen und so konnte noch vor einer Übersiedlung nach Altrip ein Haus mit Hof, Garten und einer eigenen Wasserpumpe in der damaligen Luisenstraße 10 (heute Rheingönheimer Straße 15) gekauft werden.
Der Lehrer mit dem Spitznamen "s’Pfeffermännel" konnte hier auf die Jagd gehen, Hunde züchten, Dirigent der Sänger-Einheit werden, sonntags die Orgel spielen und nach Kriegsbeginn 1914 auch den Gemeindesekretär vertreten.
Die Lehrersfrau schrieb unter dem Decknamen "Lotte Mühlborn" in Lehrer- und Tageszeitungen sowie literarischen Blättern. Ihre Stärke waren Gedichte, Lyrik und Naturbeobachtungen. Zwei Tiergeschichten in ihrem Buch "Grabs der Rabe und andere Tiergeschichten" trugen sich in Altrip zu.
Im Dezember 1918 richteten die französischen Besatzungstruppen in ihrem Haus eine Offiziersküche ein und 1922 zog es die Familie Albert wieder zurück in die Westpfalz. Sohn Hermann, der von 1915 bis 1919 die Altriper Volksschule besuchte, wurde Tierarzt und eröffnete eine Großtierpraxis, nebenbei schrieb er viele Texte in Mundart, so unter anderem das Buch "Bei uns dähäm, dahinne", in dem auch eine Altriper Begebenheit beschrieben wird.
Philipp Ferdinand Schneider, Sohn des Essigspritfabrikanten Ludwig Schneider V. und Bruder des berühmten Altriper Schriftstellers und Ehrenbürgers Wilhelm Michael Schneider (Perhobstler) erwarb das Anwesen der Alberts und richtete dort die "Spar- und Darlehnskasse Altrip" ein (1922 bis 1934).
Zusätzlich beantragte Schneider noch die Konzession für eine Weinstube, was auch vom Gemeinderat einstimmig befürwortet wurde. Doch das Bezirksamt (heute Kreisverwaltung) lehnte ab, was wiederum der Gemeinderat als Brüskierung ansah und von Bürgermeister Adam Jacob gar als "Blamage für den ganzen Gemeinderat” bezeichnete wurde. Die "Bedürfnisfrage” wurde vom Bezirksamt stets verneint, acht Lokale und zwei Werkskantinen seien genug, argumentierte die Behörde.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte Bäckermeister Christoph Engelhorn sein Lokal "Zur Altriper Weinstube“ geschlossen, weil ihm eine Erweiterung auf Bierausschank verweigert wurde. Seither hatte Altrip keine Weinstube mehr. "Völlig unberücksichtigt”, so der Bürgermeister, blieb die Tatsache, dass der Ort schon vor 20 Jahren die gleiche Zahl von Schankwirtschaften hatte und die Einwohnerzahl mittlerweile um rund 50 Prozent gewachsen sei. Auch den sonntäglichen Ausflugsverkehr nach Altrip hatte das Bezirksamt ignoriert. In Sachen "Bedürfnisfrage” wurde stets von der Behörde eine Stellungnahme des Gaststättenverbandes eingeholt. Und dieser Verband wurde oft von den alteingesessenen Wirten gedrängt, keine weitere Konkurrenz mehr zuzulassen.
Hatten Rat und Ortschef die vorherige Ablehnung zur Errichtung einer Weinwirtschaft "Zur goldenen Traube” gegenüber der Kirche noch "geschluckt”, so blieben sie diesmal hartnäckig und legten offiziell Protest gegen die Ablehnung ihres Beschlusses ein. Schließlich kam dann im Jahr 1926 doch die ersehnte Genehmigung.
Da der "Weinstübler” Philipp Ferdinand Schneider zugleich auch Rechner der Spar- und Darlehenskasse Altrip war, kam es, dass sowohl die Besucher seiner Weinstube als auch die seiner Bank in sein Haus kamen, allerdings über getrennte Türen auf der Terrasse. Und manchmal gingen sie auch von einer Tür zur anderen …
In der "Weinstube Schneider” wurden 1928 der Gewerbeverein und 1937 der Karneval-Verein "Castell”, der Vorläufer der heutigen KGW, gegründet. Mit von der Partie war damals auch der Stammgast und frühere Bürgermeister Jacob.
Viele Gäste des damals zumeist rein männlichen Publikums der Weinstube kamen aus Mannheim. Als diese dann nach 1942 ausblieben, schloss die einst heiß erkämpfte Weinstube.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie noch einmal kurz verpachtet, doch durch die Verkehrssperre auf dem Rhein und die Geldknappheit blieben die "Überrheiner” völlig aus. So kam das endgültige Aus und das Gebäude wurde alsbald zu Wohnräumen umgebaut.