Kriegsfeuerwehr gegründet
So wurde am 7. August 1914 durch den ehemaligen Kommandanten Ignatz Baumann eine Kriegsfeuerwehr gegründet. Das Alter der einzuziehenden Feuerwehrmänner wurde festgelegt zwischen 16 und 60 Jahre. Infolge des Weltkrieges regte die Feuerwehr am 7. 11. 1914 an, um Reinigung und ordnungsgemäßen Verschluss der Brunnen zu sorgen. Im Jahre 1918 erhielt der Fabrikbesitzer und Bürgermeister Ignatz Baumann das Feuerwehrverdienstkreuz für langjährige und verdienstvolle Tätigkeit im Feuerwehrdienst. Am 30. März 1919 erklärte der Kommandant der Feuerwehr, Ignatz Baumann, in Anwesenheit des alten Kommandanten Karl August Schneider, dass mit "Heutigem" die Kriegsfeuerwehr wieder in eine Pflichtfeuerwehr umgewandelt wird. In seinem Bericht erwähnte er, dass die Tätigkeit der Kriegsfeuerwehr hauptsächlich aus Übungen mit Leuten von 16 bis 60 Jahren bestand sowie die Bekämpfung dreier Brände. Anschließend widmete er den 31 Gefallenen Wehrleuten einen Nachruf. Er gedachte auch den sechs in Gefangenschaft sowie der drei in Lazaretten befindlichen Leute. In diesem Bericht ist auch zu lesen, dass nach dem letzten Ausrücken die Pflichtfeuerwehr folgende Stärke hatte:
Bestand zu Beginn des Krieges: 168 Mann,
ausgeschieden im Laufe des Krieges: 40 Mann,
ausgeschieden für Ostschutz: 2 Mann,
überschrieben zur Fabrikfeuerwehr Gebr. Baumann: 2 Mann und
verzogen: 10 Mann.
Verbleiben: 114 Mann.
Zugegangen die Jahrgänge 1895 mit 1899: 128 Mann
zusammen: 242 Mann
Entlassen die Jahrgänge 1883 mit 1887: 53 Mann,
Entlassen die Invaliden: 5 Mann
Heutiger Stand: 184 Mann.
Etwas turbulent ging es dann bei der damaligen Feuerwehr zu. Disziplinlosigkeit war an der Tagesordnung und der Kommandant Karl August Schneider musste wegen Differenzen mit der Besatzung (die Pfalz war von den Franzosen besetzt, die Grenze bildete der Rhein) am 27. 4.1919 vorübergehend seinen Wohnsitz nach Mannheim verlegen. Für einen Monat war danach Johann Heinrich Hauk Wehrleiter, der nach Neuwahlen bei der Hauptversammlung der Feuerwehr durch Ludwig Wüst abgelöst wurde. Nachdem Karl August Schneider seine Differenzen mit der Besatzungsmacht beigelegt hatte, kam er nach Altrip zurück und wurde am 13. 5. 1920 wieder zum Kommandant gewählt. Ludwig Wüst war vorher zurückgetreten. Zur damaligen Zeit gab es auch einen Feuerwehrdiener. Für besondere Botendienste sollte lt. Kommandant Schneider das Entgelt von jährlich 15 auf 50 Mark erhöht werden. Dies hatte der Gemeinderat am 22.4.1921 genehmigt.
Das Jahr 1921 verzeichnete einen Brand bei der Witwe Baumann, einen Grubenbrand bei der Firma Gebrüder Marx und einen Waldbrand an der Binslache. Aus Anlass des Brandes bei der Witwe Baumann hatte der Gemeinderat beschlossen, dass dem ersten Wasserfuhrmann 25,00 Mark, dem zweiten 20,00 Mark und dem Dritten 15,00 Mark als Prämie bewilligt werden. Im gleichen Jahr wurden auch die Feuerwehrdienstpferde versichert. Für jede Gemeinde wurden fünf Pferde angenommen im Wert von 1.000,00 Mark.
Der Versuch der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen am Rhein, im Frühjahr 1923 eine vertragliche Überlandhilfe mit Motorspritzen einzuführen, scheiterte. Sie verlangten für die Überlandhilfe einen einmaligen Zuschuss von mindestens 500.000 Mark und ab dem zweiten Jahr jährlich 250.000 Mark. Ein Ausrücken sollte nochmals extra bezahlt werden. Die Feuerwehr Altrip lehnte ab und teilte dem Bürgermeisteramt folgendes mit:
„Der Verwaltungsrat der hiesigen Feuerwehr ist der Ansicht, die Gemeinde könne von dem umseitigen Antrage Abstand nehmen. Die hiesige Wehr trägt sich stark auch ein Großfeuer ohne weiteres bewältigen zu können. Im äußersten Falle wäre überdies die Feuerwehrhilfe von Waldsee, Neuhofen, Rheingönheim u.s.w. zu unserer Unterstützung bereit."
Aus den Jahresberichten der Feuerwehr ist zu entnehmen, dass 1924 insgesamt 197 Mann bei der Feuerwehr waren, während im Bericht für das Jahr 1926 244 Mann verzeichnet sind. Diese Personalsteigerung ist auf die Einrichtung einer Waldbrandabteilung zurückzuführen.
Löschbrunnen, die an verschiedenen Stellen des Ortes angelegt waren, und die Fischteiche in der Gewanne Lochwiesen dienten bis zum Bau der Wasserleitung im Jahre 1927 als Wasserversorgung. Bei Großbränden wurde das Wasser in Jauchefässern mit Pferd und Wagen auch vom Rhein herbeigefahren. Dafür wurde nach der Rheinbegradigung Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts am Altriper Pegel eine Zufahrt zum Rhein (die „Schachtel") geschaffen, die heute noch zu sehen ist. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, wenn die Personalstärke der Feuerwehr zur damaligen Zeit teilweise über 200 Mann betrug.
Wasserleitung wurde verlegt
Das Jahr 1927 brachte jedoch die Wende für die Feuerwehr. Die Gemeinde nahm das Wasserwerk und den Wasserturm in Betrieb. Ein ausreichend dimensioniertes Wasserleitungsnetz mit Unterflurhydranten sicherte nunmehr die Wasserversorgung im Ort. Auf dem Wasserturm wurde eine Sirene installiert, die die Feuerwehr bei Bränden alarmierte. Mit der Wasserleitung wurde auch gleichzeitig die Umwandlung der Feuerwehr in die Wege geleitet. Es wurde eine Mannschaftsstärke von 65 Personen vorgeschlagen, die sich aus den ortsanwesenden Geschäftsleuten und Landwirten sowie deren im elterlichen Betrieb beschäftigten Söhnen zusammensetzte. Dem wurde stattgegeben. Aufgrund von Beschwerden der Gewerbetreibenden und Landwirte, die nicht immer zu den vorgesehenen Übungen erscheinen konnten und dann Strafe zahlen mussten, wurde dann im Jahre 1929 vom Gewerbeverein angeregt, wieder jüngere Leute zum Dienst bei der Feuerwehr heranzuziehen.
Erste Motorspritze für die Feuerwehr
Bis zur Anschaffung einer Motorspritze im Jahre 1930 versuchten die Feuerwehrmänner mit einer vierrädrigen, einer zweirädrigen, einer Hydrophor und einer Büttenspritze den „Feuersbrünsten" Herr zu werden. 1935 kam dann eine Lafettenspritze mit 1200 Liter Wasserförderung/Minute hinzu, weil die alte Motorspritze defekt war. Das Jahr 1933 brachte wieder eine Umorganisation der Feuerwehr. So wurde am 10. August 1933 vom Gemeinderat folgendes beschlossen:
- Das Feuerwehrdienstalter wird auf die Altersklassen aller männlichen Einwohner vom 20. mit 35. Lebensjahr beschränkt.
- Zum aktiven Feuerwehrdienst werden nur die Wehrpflichtigen vom 20. Lebensjahr ab bis zu einer Wehrstärke von 120 – 125 Mann herangezogen.
- Die restlichen Altersklassen bis zum 30. Lebensjahr, die größtenteils im Feuerwehrdienst unausgebildet sind, sind im Interesse eines ausgebildeten Reserve-Mannschaftsbestandes als Übergangsmaßnahme jährlich zu je 2 Frühjahrs- und 2 Spätjahrsübungen verpflichtet.
- Die Altersklassen von 30. bis 35. Lebensjahre werden der Reserve zugeteilt und sind im Bedarfsfalle aufzurufen.
- Die SA-Männer wurden im Einvernehmen mit dem Feuerwehrkommando und Bezirksamt allgemein vom Feuerwehrdienst befreit.
Im Jahre 1936 wurde die Feuerwehr Altrip als öffentliche Wehr anerkannt. Für den Luftschutz mußten im gleichen Jahr Bestandslisten angefertigt werden. Daraus ist zu ersehen, dass die Feuerwehr Altrip folgende Ausrüstungsgegenstände hatte:
- 1 Motorspritze, Fabrikat Balcke, Frankenthal, 1200 Min/Ltr; 35 PS (nicht für Kraft- oder Pferdezug geeignet) mit 57 m Druckschlauch mit Storzcher Kupplung, 12 m Saugschlauch,
- 2 Übergangstücke und
- 6 Strahlrohre,
- 1 Handspritze, Fabrikat Karl Metz, Heidelberg, 4-rädrig, Druckspritze 180 mm Zylinderweite (für Pferdezug geeignet),
- 1 zweirädrige Abprotzspritze ohne Saugwerk mit 20 m gummierten Hanfschauch 36 mm Durchmesser, 80 mm Zylinderweite, 1 Strahlrohr (nicht für Kraft- und Pferdezug geeignet),
- 1 Buttenspritze, 65 mm Zylinderweite, 15 m gummierten Hanfschlauch (nicht für Kraft- und Pferdezug geeignet),
- 1 mech. fahrbare Schiebeleiter, 2teilig, 12 m hoch (nicht für Kraft- und Pferdezug geeignet),
- 1 Anstell-Leiter ohne Stützen 10 m lang,
- 1 Anstell-Leiter ohne Stützen 8 m lang,
- 1 Anstell-Leiter ohne Stützen 7 m lang,
- 2 Stockleitern,
- 2 Hakenleitern,
- 2 Dachleitern,
- 3 Reißhacken,
- 1 Butte,
- 47 Segeltucheimer,
- 9 verzinkte Eimer,
- 1 Rauchhelm und
- 4 Gasmasken.