Über das Fischerfest 1958

Samstag, 5. Juli bis Montag, 7. Juli 1958

Im Frühjahr 1958 hat sich Bürgermeister Emil Lebherz dafür eingesetzt, dass das traditionelle Altriper Fischerfest im Waldpark wieder durchgeführt wird. Der Altriper Sportanglerverein war damals aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage, das Fischerfest in eigener Regie zu veranstalten. So ist das Fest im Jahre 1957 ausgefallen. Auf Rückfrage der Gemeindeverwaltung hat der Sportanglerverein im März 1958 erklärt, dass er auch „in diesem Jahr das Fest nicht durchführen wird.“ Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 28. März 1958 beschlossen, dass die Gemeinde das traditionelle Fischerfest am 1.Sonntag im Juli in eigener Regie veranstalten wird. Es wurde eine vorberatende Kommission mit den Ratsmitgliedern Georg Schopp, Karl Tesch, Georg Lemmert und Ferdinand Hauk gebildet. Diese Herren organisierten zusammen mit Bürgermeister Emil Lebherz das erste Fischerfest durch die Gemeinde Altrip. Es wurde sofort mit der Organisation begonnen. Es ging nun daran, die Lieferanten festzulegen. Es verstand sich von selbst, dass die Altriper Gewerbetreibenden zum Zug kamen: So lieferten die Wurstwaren die Metzgereien Speier und Stollhof, die Brötchen und die Brote kamen von den Bäckereien Darstein und Wenz. Die alkoholfreien Getränke von der Mineralwasserfabrik Peter Schneider. Franz Schlösser aus Altrip, als Vertreter der Fa. Peragon, Mannheim, wurde die Lieferung der Schnäpse und Liköre übertragen und Konrad Grießhaber aus Altrip erhielte den Auftrag, am Montag ein Feuerwerk abzubrennen. Den Stand für das Eis und die Rauchwaren wurde an Willi Kreuzer aus Altrip vergeben und mit der Blumenverlosung wurde Liesel Hochlehnert, ebenfalls aus Altrip, beauftragt. Die Lautsprecheranlage stellte die Firma Hartinger für 300,00 DM zur Verfügung und Heinz Hartinger erhielte für die Bedienung und Überwachung der Anlage zusätzlich 35,00 DM und das für 3 Tage.

Natürlich wurde auch an die Schausteller gedacht. So wurden der Schießstand Ruppert aus Speyer und die Messekonditorei Keim, ebenfalls aus Speyer, verpflichtet. Ohne Fische geht ja nichts auf einem Fischerfest. Georg Eichhorn aus Ketsch wurde als Fischbäcker eingesetzt und das Bier kam von der Brauerei Habereckl, Mannheim. Für die Kühlung der Holzfässer lieferten die Pfälzischen Eiswerke Gebr. Kleinböhl KG, Ludwigshafen das Stangen-Eis. Die Weine kamen vom Weingut Emil Brenneis aus Leistadt. Die Kapelle der Neuhofener Volksmusik wurde für 3 Tage engagiert und wurde mit 880,00 DM entlohnt und ein Fischerfestumzug mit dem Motto „Altriper Fischerei im Wandel der Zeiten“ wurde ebenfalls organisiert.

Nach einem Aufruf meldeten sich viele Altriper Bürgerinnen und Bürger, um ehrenamtlich am Fischerfest in den Ständen mit zu helfen. Als Vergütung erhielten die Helfer ein Paar Sevela und einen Stein Bier je Abend. Die Kassen und die Bonausgabe wurden von Gemeindebediensteten besetzt. Im Wurststand gab es nur Servela und zwar 1 Stück oder 1 Paar mit Brötchen. Weitere Speisen wurden nicht angeboten. Bier gab es nur im 1 Liter-Tonkrug. Für die Krüge wurde kein Pfand verlangt. ½ Liter oder gar Flaschen standen beim ersten von der Gemeinde organisiertem Fischerfest nicht auf der Getränkekarte. Das Angebot bei den alkoholfreien Getränken war etwas reichhaltiger, es gab Mineralwasser, Limonade, Coca Cola und Orella.

1958 gab es noch keine Festhalle. Alles spielte sich im Freien ab. Der Park war eingezäunt und es gab in Höhe der jetzigen Toilette und gegenüber in Höhe des jetzigen Fischstandes jeweils einen Plumpsklo, getrennt für Frauen und Männer. Die Gemeinde hatte noch ca. 40 Garnituren Festmöbel im Bühnenkeller gelagert, das waren damals Holzböcke mit aufgeschraubten ca. 5 m langen Brettern. Die Brauerei lieferte noch zusätzlich 270 Garnituren Festmöbel.

Nun konnte es also losgehen. An beiden Eingängen wurden Kassen eingerichtet und 0,20 DM je Person Eintritt für drei Tage erhoben. Der Besucher erhielte ein kleines Fähnchen, das er sich anstecken musste. Die Wurst- und Brötchenlieferungen wurden aufgeteilt. So war am Samstagabend und Montagabend die Metzgerei Stollhof und die Bäckerei Wenz dran und am Sonntag die Metzgerei Speier und die Bäckerei Darstein. Die Größe der Servela wurde vorgegeben. So wurde festgelegt, dass auf 1 Pfund insgesamt 6 Würste kommen sollen. Dies wurde auch überprüft. Die Würste wurden vom Metzger in den Waldpark angeliefert und gewogen. Anschließend wurden sie gezählt. So kamen auf 100 Pfund auch mal 620 Stück Würste. Der Metzger wurde ermahnt, etwas genauer zu liefern. Ein Preiskegeln wurde organisiert. In Höhe der jetzigen Festhalle befand sich eine Kegelbahn mit Betonboden. Viele Jungen konnten so ihr Sonntagsgeld mit dem Aufstellen der Kegel erhöhen.

Zur Eröffnung des Festes am Samstag kamen 1300 Gäste. Es musste aber später geregnet haben, denn es konnten nur 255 Paar Servelas verkauft werden. Am Abend trat auch noch der Pfälzer Mundartdichter August Heinrich, der „Bellemer Heiner“ auf. Als Honorar erhielte er 80 DM, musste aber am späten Abend noch mit einem Pkw nach Bellheim gefahren werden.

Am Sonntag war es dann etwas besser, aber nur 175 neue Besucher entrichteten ihren Eintritt. Nach dem Festumzug am Sonntagnachmittag wurde um 17:00 Uhr die Karpfenversteigerung durchgeführt. Fritz Westerheide erhielte den Zuschlag für 50,00 DM, die dem ev. Kindergarten, damals dem einzigen im Ort, zur freien Verfügung übergeben wurden. Der Karpfen wurde den über 80-jährigen Männern des Ortes gespendet, die ihn am Montagabend verspeisen konnten. Die Metzgerei Speier lieferte 630 Paar Servelas, was für den gesamten Sonntag nicht besonders viel war.

Aber am Montag war schon tagsüber herrliches Wetter. Sonne pur. Am Abend platzte der Waldpark aus allen Nähten, war doch auch der Höhepunkt des Festes, das Feuerwerk angesagt. An diesem Abend zahlten 1800 Besucher ihren Eintritt. Mit den bereits verkauften Eintrittskarten von Samstag und Sonntag dürften schätzungsweise über 3000 Besucher im Park gewesen sein. Alle Tische und Bänke waren besetzt und die Bürger, die keinen Sitzplatz bekamen spazierten rings um den Park an der Bühne und den Ständen vorbei.

An den Verkaufsständen bildeten sich lange Schlangen von Hungrigen und Durstigen. An diesem Abend wurde von der Metzgerei Stollhof 900 Paar Servelas verkauft und als die Würste alle waren noch zusätzlich 6 Kg. Fleischwurst und 6,5 Kg Krakauer. Höhepunkt des Abends war das große Bühnenfeuerwerk, das der Feuerwerker Konrad Grießhaber installiert hatte. Den Abschluss dieser Schau bildete der Wasserfall, der sich aus einer Höhe von 5 m auf die Bühne ergoss. Soviel ich mich noch erinnern kann, sollte das Feuerwerk um 22:30 Uhr abgebrannt werden, wegen der vielen Gäste wurde jedoch der Termin fast um eine Stunde verschoben. Das brachte noch Umsatz in die Kassen der einzelnen Stände.

Während der drei Tage spielte die Neuhofener Volksmusik und die Bühne reichte manchmal nicht aus, um die tanzenden Paare aufzunehmen. Der Bühnenboden bestand aus Beton und so blieb es nicht aus, dass sich die Tanzpaare Löcher in die Sohlen der Schuhe getanzt haben.

Das Ergebnis dieses ersten durch die Gemeinde organisierten Fischerfestes konnte sich sehen lassen. So entrichteten insgesamt 3275 Besucher ihren Eintritt für die drei Tage Fischerfest. Umgesetzt wurden 527 Ltr. Wein, 4350 Ltr. Bier, 1798 Paar Servela, 1733 Brötchen und 22 Kg. Brot. 23 Ltr. Schnäpse und Liköre darunter 5 Ltr. Weinbrand, 8 Ltr. Kirsch und Zwetschgenwasser und 5 Ltr. Eierlikör. Die alkoholfreien Getränke gingen damals noch nicht so gut. Peter Schneider aus Altrip lieferte 124 Fl. Limonade, 26 Flaschen Mineralwasser und 532 Flaschen Cola und Orella. Auch die Preise waren günstig, ein Liter Bier kostete 1,10 DM und für ein Paar Servelas wurden 1,20 DM verlangt.

Nach dem Fischerfest konnte ein Gewinn von ca. 195 DM verbucht werden, der jedoch für das Abschlussfest der Helfer, das im Saal über der Wirtschaft zum Karpfen veranstaltet wurde, drauf ging. An diesem Abend machten Konrad und Valentin Hauk die Musik, die Brauerei spendierte ausreichend Flaschenbier. Nur für das Essen musste die Gemeinde aufkommen. Und was wurde angeboten: für jeden ein Paar Servela mit Brötchen.

Schon im nächsten Jahr 1959 hat sich der Umsatz verdoppelt. So wurden 9966 Liter Fassbier und 2000 Flaschen Bier verkauft (1958: 4350), 644 Liter Wein (527), 3885 Paar Servela (1798) und 4644 Brötchen (1733). 6391 Besucher zahlten ihren Eintritt für drei Tage (3275). Die Preise haben sich 1959 gegenüber dem Vorjahr geringfügig geändert. Der Liter Schwartz-Storchen-Bier kostete 0,10 DM mehr, also 1,20 DM, das Paar Servela blieb bei 1,20 DM und der Eintritt zum Fischerfest wurde von 0,20 auf 0,30 DM erhöht.

In diesem Jahr wurde das Altriper Fischerfest zum 50. Mal in Regie der Gemeinde Altrip durchgeführt.

(Horst Hook / 2007)
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