Seit 100 Jahren gibt es den sicheren Nachweis eines frührömischen Kastells bei Rheingönheim. Den Stein ins Rollen brachte der Fund einer Bronzemünze des Kaisers Nero, die einem ausgegrabenem Skelett beilag. Bei einer Notgrabung und anschließenden intensiven Grabungen des Historischen Museums der Pfalz, wurde ein großes Erdkastell kartiert. Die Zeit seines Entstehens fiel in die Regentschaft von Kaiser Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus (41 bis 54 nach Christus). Es war ein Auxiliarkastell, das heißt, es waren römische Hilfstruppen stationiert, die sich aus nichtrömischen Völkerschaften rekrutierten. Durch intensive Landwirtschaft mit Tiefenschürfung und Sandabbau sowie der Anlegung einer Deponie gingen seit 1913 wertvolle Funde und Flächen des Kastellareals verloren. Der Geistliche Rat Philipp Wilhelm Rappenegger (1788 bis 1858), der aus dem Schwarzwald stammte und als Ordinarius der Oberquarta am Großherzoglichen Lyceum in Mannheim Religions-und Geschichtsunterricht erteilte, ortete schon 1846 ein großes längliches Viereck unweit des Rehbaches in der Landschaft und beschrieb es 1847 ausführlich. Rappenegger vermutete schon damals „eine nicht unbedeutende römische Niederlassung".
Professor Rappenegger, der in Vöhrenbach im Schwarzwald geboren wurde, hatte Theologie studiert und kam 1822 nach Mannheim, wo er die oberen Klassen unterrichtete. Römische Altertümer waren sein besonderes Studienobjekt und deshalb nimmt es auch nicht Wunder, dass er selbst eine wertvolle Sammlung, vorzugsweise mit römischen Münzen, besaß. Auch mehrere Schriften über die Römer entstammen seiner Feder. Und so befinden sich im „Jahrbuch des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinland", das 1847 in Bonn erschien, wertvolle Hinweise über das römische Rheingönheim. Unweit der Rehbachmündung entdeckte er ein Areal, das zum übrigen Ackergelände beachtlich höher lag. Beim näheren Betrachten dieser Flächen fand er eine „solche Masse von zerbrochenen Gefäßen aus rother und schwarzer Erde", wie er zuvor noch nie gesehen. Er hielt für die Nachwelt fest: „Reste von großen Amphoren, Aschenkrügen und Leistenziegeln liegen in weitem Umfange umher; ebenso auch von kleinen niedlichen Gefäßen für den Hausgebrauch aus geschlemmter rother Erde mit feiner Glasur und Spuren der schönsten Verzierungen. Noch größer ist die Anzahl dieser rothen Scherben im Flussbette (gemeint ist die Rehbach) selbst; der Grund des Baches ist an einer Stelle in der Nähe der Brücke ganz damit bedeckt. Von Fischern wurden schon ganze Gefäße verschiedener Art gefunden, darunter ein schön verzierter Krug von grauer Erde, rothe Schalen und schöne Bruchstücke von Gläsern. Das Bemerkenswerteste unter diesen Anticaglien (römische Kleinfunde) ist wohl eine sehr geschmackvoll gearbeitete Agraffe (Schmuckspange) nebst einem Kettchen mit einem emaillierten Plättchen."
Nach einhelliger wissenschaftlicher Meinung hatte man es in Rheingönheim mit einen Erdkastell zu tun, das allenfalls noch Holzpalisaden aufwies. Rappenegger berichtet uns jedoch: „...ich konnte die Substructionen eines grossen länglichen Vierecks ganz genau verfolgen, und an einer Stelle liegen sogar die Fundamentmauern noch zu Tage, an denen der römische Cement nicht zu verkennen ist." Und weiter: „Von Ortsbewohnern habe ich erfahren, dass man auf dieser Stelle früher häufig Steine zum Bauen ausgegraben habe, und dass man bei dieser Gelegenheit auf den inneren Seiten der Mauern auf eine Masse von Branderde, Kohlen, Knochen, Geschirrtrümmer aller Art gestossen sei." Wenn die Augen des Professors und Geistlichen Rates nicht trogen, dann hat er tatsächlich römisches Mauerwerk gesehen und die Dorfbewohner nutzen wohl in der steinlosen Gegend das Kastell als eine Art Steinbruch. Auch vom Kastell Alta Ripa ist bekannt, dass Mauerwerk bis tief in den Boden ausgebeutet und für den privaten Hausbau verwendet wurde. Es gab übrigens nie eine Verbindung zwischen dem Auxiliarkastell Rheingönheim und dem Wasserkastell Alta Ripa, denn beide trennten etwa 300 Jahre. Das Kastell bei Rheingönheim war das ältere und räumlich auch größere, es trug im Gegensatz zu dem steinernen Bollwerk Alta Ripa aber keinen überlieferten Namen und die Besatzung gehörte auch noch nicht dem christlichen Glauben an. In dem Buch „Jugenderinnerungen eines alten Arztes" des berühmten Arztes und späteren Professors, Geheimrates und Heidelberger Ehrenbürgers, Adolf Kußmaul, stieß der Altriper Hobbyhistoriker Wolfgang Schneider auf Rappenegger, der sein Interesse weckte. Kußmaul gab in seiner Autobiographie zum Besten, dass er von Professor Rappenegger nur das Unnützeste behielt, nämlich gelegentlich der geographischen Besprechung der westindischen Inseln dieTatsache, dass der Negerkönig Christof von Haiti am liebsten Rheinwein trank und von der badischen Geschichte blieb bei ihm besonders die Ableitung der römischen Benennung des Schwarzwaldes, Abnoba, aus dem Alemannischen „hängen". Bei seinen Recherchen zur Person Rappeneggers stieß der Altriper schließlich auf die erwähnte Abhandlung in einem Bonner Jahrbuch.