Höchste Auszeichnung für Höchstverdienten

Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip

Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip | Donnerstag, den 9. November 1967 | 8. Jahrgang - Nummer 45 


Die höchste Auszeichnung einer Gemeinde für ihren Höchstverdienten

Dieser Ehrenbürgerbrief war Wunsch aller Bürger - Urkunde an Adam Jacob feierlich überreicht - Er legte Grundstein für das Altrip von heute

In einer Sondersitzung des Gemeinderates überreichte Bürgermeister Marx dem Ehrenbürger und Altbürgermeister der Gemeinde, Adam Jacob, am Donnerstagabend die Ehrenbürgerurkunde. Im festlich geschmückten großen Sitzungssaal begrüßte der Bürgermeister neben dem Gemeinderat und vielen Gästen besonders den Männergesangverein 1867 mit seinem Dirigenten Karl Schönbrod. Landrat Dr. Scherer übermittelte Grüße und Glückwünsche und bedauerte, daß er infolge wichtiger Termine dieser Feierstunde nicht beiwohnen konnte.

Wie Bürgermeister Marx einleitend ausführte, sei der alte und bewährte Brauch, Persönlichkeiten, die sich um das allgemeine Wohl besondere Verdienste erworben haben, öffentlich Dank und Anerkennung zu sagen, am deutlichsten und eindrucksvollsten durch die Verleihung der Ehrenbürgerwürde zu bekunden. Sie ist - das betonte Marx - die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde zu vergeben hat.

An den Altbürgermeister gewandt, resümierte er. daß der Gemeinderat in seiner Sitzung am 19.5.1967 beschlossen hatte, ihm in Anerkennung seiner Leistungen zum Wohl der Gemeinde, die Würde eines Ehrenbürgers zu verleihen. Der Ratsbeschluß bestätigte, daß Adam Jacobs Verdienste um die Gemeinde von allen Parteien und auch von allen Bürgern anerkannt werden und daß diese hohe Auszeichnung auch der Wunsch der Bürger sei.

Das Ehrenbürgerrecht werde nur für besondere Verdienste verliehen und könne nicht entwertet werden. Es seien keine Rechte und Pflichten, auch keine finanziellen oder politischen Vorteile damit verbunden.

Bürgermeister Marx stellte heraus, daß Adam Jacob als langjähriger Bürgermeister auch selbst seinen vorbildlichen Bürgersinn unzählige Male unter Beweis stellte. Mit seiner Arbeit habe er den Grundstein für eine bessere Zukunft der Gemeinde gelegt und sein Name sei mit ihrem Aufbau untrennbar verbunden. Sein Wirken, von einer Vielzahl einschneidender Begebenheiten gekennzeichnet, steche hervor durch die Tatsache, daß er jeweils nach zwei verlorenen Weltkriegen die Geschicke der Gemeinde in die Hände nahm.

Seine erste Amtszeit, als zweiter Bürgermeister, fiel in die Jahre 1923 bis 1925, in denen Altrip während der Separatistenzeit maßlos zu leiden hatte. 1925 bis 1930 dann erster Bürgermeister, baute er in dieser Zeit der größten Arbeitslosigkeit gewissermaßen als Notstandsmaßnahme den Waldpark, die heutige Feststätte. Er veranlaßte den Bau der Wasserversorgungsanlage mit Wasserwerk und Wasserturm.

Im Jahre 1946, bei der ersten freien Bürgermeisterwahl nach dem Krieg, zeigte sich dann, daß die Bürger die Verdienste des im Dritten Reich wegen seiner politischen Einstellung Verfolgten keineswegs vergessen hatten. Er wurde zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt und bewies bis zum Jahre 1952, daß er nichts von seiner Schaffenskraft eingebüßt hatte. In diese seine zweite Amtszeit fiel die Bergung der Rheinfähre, für mehr als 1000 im rechtsrheinischen Raum Beschäftigte eine Notwendigkeit, und er bewirkte den Ausbau der Verbindungsstraße Altrip - Waldsee.

Sein größtes Werk war jedoch der Bau eines neuen Rathauses, das am IS. 8. 1951 seiner Bestimmung übergeben wurde. Besondere Beachtung und Achtung ist auch dem Kieslieferungsvertrag für das Altrheingebiet zu schenken, mit dem er den Haushalt der Gemeinde auf Jahre hinaus sicherte. Adam Jacob war von 194S bis 1956 Mitglied des Kreistages und von 1952 bis 1956 Erster Kreisdeputierter.

"Wenn wir unserem Ehrenbürger gerade heute am 26. Oktober die Urkunde überreichen, so hat das eine besondere Bedeutung", sagte der Bürgermeister. Am 26. Oktober vor genau fünf Jahren nämlich wurde ihm in Anerkennung seiner besonderen Bewährung in der Selbstverwaltung die höchste Auszeichnung des Landes, die Freiherr-vom-Stein-Plakette, vom Regierungspräsidenten persönlich überreicht.

"Für all das” meinte Bürgermeister Marx abschließend, „stattet Ihnen die Gemeinde mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts den wohlverdienten Dank ab.”

In seinen Dankesworten für die hohe Ehrung an diesem Tage kam die ungebeugte Kraft des 80jährigen Altbürgermeisters zum Ausdruck. Er bezeichnete den zitierten Werdegang als zutreffend, hob jedoch hervor, daß ihm all sein Wirken nur darum gelungen sei, weil an seiner Seite Ratsherren, Angestellte und Arbeiter standen, die ihn in jeder Phase unterstützten. Sie alle seien an seiner Ehrung mitbeteiligt. Besonders erfreut wertete er auch, daß damit das Alter gewürdigt sei, das der Jugend die Grundlagen zum weiteren Schaffen bereitet. Was er sich wünschte, versprach ihm Bürgermeister Marx: in seinem Sinne und Geist zum Wohle der Gemeinde weiterzuarbeiten.

In der Reihe der von jedem Ratsmitglied mit Handschlag bekräftigten persönlichen Glückwünsche betonte Dr. Knauber, der Fraktionsführer der Wählergruppe, an seinen verstorbenen Schwiegervater erinnernd, daß auch politische Gegnerschaft die persönliche Freundschaft mit Adam Jacob nie beeinträchtigen konnte.

Der Männergesangverein 1867, dafür auch von Adam Jacob mit besonders herzlichem Dank bedacht, gab dem festlichen Abend durch seine teils musikalisch anspruchsvollen Chorvorträge eine dem besonderen Anlaß angemessene künstlerische Umrahmung.

Aus "General -Anzeiger"
vom 28.10.1967


Karrl Wässa & Sohn (Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip | Donnerstag, den 9. November 1967 | 8. Jahrgang - Nummer 45)Schwanen-Lichtspiele (Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip | Donnerstag, den 9. November 1967 | 8. Jahrgang - Nummer 45)Engel "Zum Sportheim" (Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip | Donnerstag, den 9. November 1967 | 8. Jahrgang - Nummer 45)Willy Stadter (Nachrichtenblatt der Gemeinde Altrip | Donnerstag, den 9. November 1967 | 8. Jahrgang - Nummer 45)

Wir benutzen Cookies
Diese Website nutzt Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzererfahrung auf unserer Website bieten zu können.