Erste Altriper Motorfähre noch immer auf der Elbe unterwegs

So manch älterer Altriper erinnert sich noch an die erste „freifahrende Fähre“, eine Motorfähre mit Radar, die am 25. Januar 1958 die Gierfähre, die nur noch aus Teer und Rost bestand, ablöste. Damals galt die Altriper Rheinfähre als die modernste auf der gesamten Rheinstrecke. Der Werftbetrieb Clausen in Oberwinter hatte schließlich beim Bau hierzu alle Erfahrungen der bereits bestehenden Motorfähren berücksichtigt.

Die erster Altriper Motorfähre (1958-1992)Geplant war die Fähre als Übergangslösung bis zur Fertigstellung des als sogenannte „Südbrücke“ geplanten Rheinübergangs bei Altrip. Doch das Projekt rückte im Laufe der Jahre in immer weitere Ferne und die Fähre kam so „in die Jahre“ und wurde immer reparaturanfälliger. Eigentlich hätte das Fährschiff nach 34 Jahren in den Hochofen gehört, doch die Fährgesellschafter entschlossen sich zu einem Verkauf.

Und so kam es, dass der Kapitän und Schiffseigner Karl-Heinz Büchel aus Hamburg für seine „Fähr-Reederei Zollenspieker-Hoopte“ die Fähre erwarb. Doch bis es so weit war, musste er noch ein volles Jahr warten, denn die Anschaffung der neuen Altriper Großfähre zog sich hin.

Am 9. Januar 1992 war es dann so weit: Die neue Altriper Fähre wurde von der waschechten Kurpfälzer Conférencière, Kabarettistin, Schauspielerin und Autorin Elsbeth Janda getauft und Karl-Heinz Büchel sah dabei zu. Allerdings konnte er das alte Fährschiff dann nicht gleich nach Hamburg „mitnehmen“, zuerst musste es noch wegen vier großer Löcher im Schiffsboden in entgegengesetzter Richtung auf die Werft. Mitten im Winter lebte Karl-Heinz Büchel drei Wochen lang bei bis zu neun Grad minus in einen Campingwagen auf der Fähre.

Die eigentliche Fahrt zur Hamburger Fähranlegestelle Zollenspieker (altes Zollhaus) gestaltete sich recht abenteuerlich. Gefahren werden konnte täglich nur von 9.30 bis längstens 15.30 Uhr. Ab Duisburg erfolgte die Fahrt teilweise über Kanäle. In Hannover war eine Brückendurchfahrt nur ohne Fährführerhaus möglich.

Und als Kapitän und Fähre endlich am Zielort waren, gab es weitere Überraschungen an Bord. „Fast elf Monate haben wir nun repariert und im Endeffekt hat mich die Altriper Fähre stolze 1,1 Millionen Mark gekostet“, berichtet der heute 67-jährige Seebär. Zum Vergleich: Das beim Verkauf schon 34 Jahre alte Fährschiff kostete ursprünglich nur rund 350.000 Mark.

Die Fährverbindung zwischen Zollenspieker und Hoopte gilt als älteste noch aktive Fährverbindung Deutschlands. Die ersten Erwähnungen der Verbindung datieren auf das Jahr 1252. Damals befand sich die Fähr- und Zollstelle etwa 2 Kilometern Elbaufwärts. Zum Schutz von Fähre und Zollstelle wurde damals die Riepenburg errichtet.

Mit der Verlagerung der Mündung der Ilmenau in die Elbe wurde das Zollhaus und die Fähre an ihren heutigen Ort nach Zollenspieker verlegt. Lange vor Errichtung der Elbbrücken war dieses eine der wichtigsten Verbindungen über die Elbe. So ziemlich Jeder von Rang und Namen hat hier die Elbe überquert.

Bis zur Übernahme von Karl Heinz Büchel im Winter 1983/84 wurde die Fähre vom Pächter des Fährhauses betrieben. Karl-Heinz Büchel, auch besser als Käpt’n Kudd’l bekannt, nahm die Fährverbindung zum 1. April 1984 mit dem alten Fährprahm und der Barkasse St. Pauli auf.

Die Altriper Fähre ließ er für einen dreispurigen Autotransport umbauen, nannte das Schiff „Spieker Möwe“ und ersetzte damit den Fährprahm und gesellte ihr ein zweites Fährschiff hinzu, die „Hoopter Möwe“.

Heute wird die Fährverbindung primär von der Hoopter Möwe 2 bedient. Die Spieker Möwe „aus Altrip“ kommt als Verstärkung bei großem Verkehrsaufkommen, z.B. bei Staus auf der A1 zum Einsatz. Zwischen März und November verkehrt die Fähre Werktags zwischen 7:00 und 19:00, sowie am Wochenende und an Feiertagen von 9:30 bis 19:00 Uhr im 10-Minuten Takt.

Karl Heinz Büchel verstarb im Jahr 2014 wenige Tage vor seinem 76. Geburtstag, das Steuer über die „Erlebnis-Reederei Zollenspieker-Hoopte GmbH & Co.KG“ hat sein Sohn Darek übernommen.

Jürgen Hajok | 2021 (Quellen: Wolfgang Schneider, 2006 | erlebnis-reederei.de, 2021)

Werftarbeiten 1992"Käpt’n Kudd’l" Karl Heinz BüchelDie ehemalige Rheinfähre Altrip im Herbst 1992 als "Spieker Möwe" unterwegs auf der ElbeDie Fähre "Spieker Möwe" auf der ElbeDie Fähre "Spieker Möwe" an ihrem LiegeplatzDie Fähre "Spieker Möwe" auf der Elbe

 

Die Zollenspieker Fähre verkehrt auf der Elbe zwischen den Anlegestellen Zollenspieker in Hamburg-Kirchwerder und Hoopte (Winsen (Luhe)) auf niedersächsischer Seite.


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