Aufnahmescheine locken Mitglieder

Nachdem „L‘Administrateur“ General E. Laffon in Baden-Baden die Bildung von Parteien am 13. Dezember 1945 in der französischen Besatzungszone genehmigt hatte, traf sich kurz vor Weihnachten eine Handvoll Altriper Sozialdemokraten, um die ersten demokratischen Nachkriegsstrukturen aufzubauen.

Am 6. März 1946 war es dann so weit: Als erste politische Gruppierung in Altrip hielt die SPD ihre (Wieder-) Gründungsversammlung ab. Mit großem Beifall wurden die Gründungsmitglieder von 1895, Georg Hauk I. und Max Hellert, begrüßt.

Aufnahmescheine locken MitgliederLebhaft bedauert wurde, dass in das achtköpfige Bürgerratskomitee, das dem kommissarischen Bürgermeister Fridolin Braun (SPD) zur Seite stand, lediglich zwei Sozialdemokraten berufen wurden. Die Organisationsfragen traten an jenem denkwürdigen Tag nahezu völlig in den Hintergrund. Den Anwesenden brannten andere Sorgen unter den Nägeln.

So die prekäre Ernährungs- und Brennstofflage und vor allem die fehlende Fährverbindung nach Neckarau. Zumindest hier konnte Braun einen Erfolg ankündigen, denn für April 1946 war ein stundenweiser Verkehr mittels eines angemieteten Motorbootes geplant.

Stirnrunzeln gab es über den Bäckermeister Karl Darstein, der vor den Krieg in einer Bürgervereinigung gegen die SPD agierte und nun gleich als „Neuzugang“ in den Vorstand kam (und im neuen Gemeinderat später gar den Fraktionsvorsitz übernahm).

Lange Diskussionen gab es wegen der geplanten Neugründungen der 1933 verbotenen Arbeitervereine. Nachdem der Turn- und Sportverein von 1906 sich noch nicht neu formiert hatte, wollten einige Genossen unbedingt zuvor den früheren Sportverein „Frei Heil“ wieder zum Leben erwecken. Doch daraus wurde nichts.

Auch die in der Sitzung geplante Neugründung der Arbeiterwohlfahrt kam nicht zustande. Die personellen Ressourcen waren einfach zu knapp. Jakob Weller hatte daher die zündende Idee: Ausgabe von Aufnahmescheinen an die Bevölkerung und Bekanntgabe der Abgabestelle über die „Ortsschelle“.

Diese Vorgehensweise trug Früchte. Auch der ehemalige Bürgermeister Adam Jacob, der vor 1933 in Gegnerschaft zur SPD stand, trat der Partei bei, wurde Spitzenkandidat bei den Gemeindewahlen am 15. September 1946 und ehrenamtlicher Bürgermeister.

Trotzdem: Mehrere Versammlungen mit hochkarätigen Rednern waren in der Folge nur mäßig besucht. Immerhin konnte die Partei aber bei den ersten Wahlen zum Altriper Gemeinderat nach dem 2. Weltkrieg knapp 75 Prozent aller Gemeinderatsmandate erringen.

(Quelle: Wolfgang Schneider | 2006)
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