Kanne aus Altrip in Amerika gut gehütetes Erbstück

Errol Baumann aus Kansas auf der Suche nach seinen Wurzeln – Abkömmling des Fabrikanten Georg Baumann

Als das „Amerikanische Hilfswerk für Pfälzer Kinder“ im Jahr 1921 wissen wollte, wer in den Vereinigten Staaten Verwandte hatte, meldeten sich auch 23 Altriper und gaben 30 Adressen an. Ludwig Schneider XI. nannte seinen Onkel Michael Baumann in Franklin im US-Staat Nebraska, der damals auf der „Altrip stock farm“ wohnte. Jener Baumann-Spross war 1891, gerade mal 16 Jahre alt, nach Amerika ausgewandert, nachdem er für sich hier keinerlei Zukunft mehr sah. Die Mutter, die zehn Kinder zur Welt gebracht hatte, war zwei Jahre zuvor gestorben und Michael rackerte sich mit dem Vater für die Mädchen Christa (8), Elisabeth (10) und Anna Magdalena (15) auf dem Großen Riedhof, einer Annexe von Altrip, ab. Die Stiefbrüder seines Vaters, Ignatz und Michael Baumann, hatten mit Hilfe des väterlichen Erbes im Jahre 1884 die Dampfziegelei der Gebrüder Baumann gegründet und wurden später „gemachte Leute“. Beide wurden auch Bürgermeister im Ort.

Einer von Errol Baumanns Vorfahren: Georg Wilhelm Philipp Baumann, genannt „Baumanns Roter“, der von 1815 bis 1882 lebte. (Quelle: DIE RHEINPFALZ - 01.02.2006 | Text: Wolfgang Schneider | Foto: Privat)Wie dem auch sei: Michael verdiente in der neuen Heimat zunächst sein Geld als „oiler“ in einer Windmühle, die später als große historische Attraktion nach Smith Center in Kansas transportiert wurde. Kurz nach seiner Abreise war sein Vater im Alter von 45 Jahren verstorben und er litt unter dem Schicksal seiner Schwestern. Mit zäher Arbeit schuf er sich zur Erinnerung an sei ne Heimatgemeinde die „Altrip stock farm“, die bei seinem Tod im Jahr 1954 immerhin 800 acres (Morgen) umfasste. Ein acre misst immerhin 40,46 Ar. Somit besaß der Auswanderer ein Areal von über 3,2 Millionen Quadratmetern. Auf der Farm erblickten acht Kinder, Anna, George, Pearl, Edna, Clara, Philipp, Karl und Ralph, mit Altriper Blut in den Adern, das Licht der Welt. Michael Baumann besuchte mindestens noch einmal Altrip, um auch das Grab seiner Eltern und Großeltern zu besuchen. Zur Erinnerung an die Altriper Familie wurde ihm eine über 300 Jahre alte Kanne mit den Initialen „P. B.“, die sein UrGroßvater Philipp Baumann (1779-1818) besaß, mitgegeben.

Dieser Philipp Baumann war übrigens der Vater jenes Georg Wilhelm Philipp, der in Altrip den Grundstock zur Backsteinherstellung der „Baumänner“ legte, zu einer regelrechten Dynastie, die über viele Jahrzehnte maßgeblich das wirtschaftliche und politische Leben im Ort bestimmte und die mit weitem Abstand über den größten Grundbesitz verfügte.

Errol Baumann hütet Rarität

Dieser Tage wurde in Errol Baumann aus Kensington/Kansas, ein Abkömmling aus der ersten Ehe des legendären Georg Wilhelm Philipp Baumann (genannt „Baumanns Roter“), gefunden. Jener Ahnherr war Ackerer, Backsteinfabrikant und Fährpächter, dem in erster Ehe seine Frau mit 26 Jahren verstarb und ihm drei kleine Kinder, darunter ein erst vier Wochen altes Mäd chen, hinterließ, und der sodann die Schwester seiner Frau ehelichte, mit der er weitere fünf Kinder bekam, so dass er letztlich zehn „Mäuler“ zu versorgen hatte. Und dennoch schaffte er es! Zusammen mit anderen „Consorten“ konnte er gar 1869 die durch den Altriper Rheindurchstich entstandene rechtsrheinische Insel, auf der heute ein Teil des Rheinauer Hafens liegt, erwerben. 1870 stellte er zu Kriegsbeginn der Gemeinde eine Kriegsanleihe zur Verfügung, bis sie wieder flüssig war.

Doch zurück zu Errol aus Kensington. Sein Vater Philipp hatte die „Altrip stock farm“ von Errols Onkel George gekauft, da dieser fortzog. Leider hat aber Errols Schwester, die den Grundbesitz erbte, die Farm an einen Nachbarn verkauft. Errol aber gelangte in den Besitz der alten Altriper Kanne und ist nun auf der Suche nach seinen Altriper Wurzeln. Und da wird es ihn sicher freuen, dass der Schwiegervater des jetzigen Altriper Bürgermeisters, Jürgen Jacob, in seinem Hof noch den Grabstein von Errols Ur-Ur-Großmutter, Anna Barbara (1821-1848), stehen hat. Der letzte Altriper Dorfschmied, Hermann Baumann, hat nämlich den schönen Sandsteingrabstein wohl auch deshalb für die Nachwelt gerettet, weil auch eine seiner Töchter, die jetzige Bürgermeisterfrau, eine geborene Baumann ist. Ein Foto von Anna Barbaras Mann („Baumanns Roter“) ist bereits zu Errol unterwegs und eine Grabsteinaufnahme folgt demnächst. Errol und seine Frau Marla wird‘s sicher freuen.

(Quelle: DIE RHEINPFALZ - Ludwigshafener Rundschau - 1. Februar 2006 | Text: Wolfgang Schneider | Foto: Privat)
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