Schwere Bombennacht

Die Altriper fühlten sich vor dem Zweiten Weltkrieg zum Teil als Mannheimer. Dazu trug nicht nur die räumliche Nähe zu Neckarau und Rheinau bei, sondern auch die Tatsache, dass über zwei Drittel der Pendler in Mannheimer Betrieben ihr Brot verdienten. Doch während des letzten Krieges erwies sich diese Nähe immer mehr als Fluch.

Von den Angriffen auf Mannheim bekam Altrip stets einen Teil ab. Allerdings blieb es in den ersten Kriegsjahren nur bei Schäden an Gebäuden, Gewerbebetrieben und Hausrat. Doch im Jahr 1943 Jahren änderte sich dies. In der Nacht vom 9. auf den 10. August 1943 erlebte Altrip seine bis dahin schlimmste Kriegsnacht.

Gegen Mitternacht heulten wie schon so oft zuvor die Sirenen. Aber nur ganz Ängstliche standen auf und zogen sich an, um in die vorgesehenen Luftschutzräume zu gehen. Die meisten legten sich wieder aufs Ohr. Doch in dieser Nacht, es war zum 20. Male, dass es in Altrip Kriegsschäden gab, fielen Hunderte von Spreng- und Brandbomben auf den Ort und auf die etwas abseits gelegenen Ziegeleien mit angeschlossenen landwirtschaftlichen Gütern. Erstmals wurden auch drei Personen verletzt.

Die Gemeinde registrierte 227 Fliegerschäden, darunter allein 153 an Gebäuden. Die Gemarkung war von Bombentrichtern regelrecht übersät und entsprechend hoch waren auch die Ernteschäden. Auf dem Dreschmaschinenplatz verbrannten gleich neun Erntewagen und bei den Firmen Baumann und Kief wurden durch Bombenabwürfe 18 Ernte- und Ackerwagen total zerstört. 

Allein auf die Firma Baumann fielen 50 bis 60 Brandbomben und vernichteten dort Schuppen und landwirtschaftliche Vorräte. Schon zwei Tage vor diesem Angriff war Altrip bereits ohne Strom, da ein feindlicher Störballon die 20-Kilovolt-Leitung der Westmarkwerke beschädigt hatte. Am 28. August 1943 wurde die 100-Kilovolt-Leitung ramponiert und die Gemeinde musste die Monteur- und Materialkosten für die Reparatur übernehmen, wollte sie auch weiter Strom haben. Doch dieses Szenario war nur eine Vorgeschmack dessen, was auf die Altripern im weiteren Kriegsverlauf noch zukam.

Insgesamt gab es 573 Luftalarme und an 38 Tagen Fliegerangriffe auf Ort und Gemarkung. 1832 Schadensmeldungen kamen so zusammen. 101 Gebäude wurden total und 100 schwer beschädigt. 659 Meldungen bezogen sich auf leichtere Gebäudeschäden, wobei manche Häuser im Kriegsverlauf wiederholt getroffen wurden. Neben 117 Gefallenen und 63 Vermissten zählte der Ort noch 35 deutsche Ziviltote und 58 Verletzte. Daneben kam ein französischer Kriegsgefangener ums Leben. Die Zahl der verwundeten Kriegsgefangenen und angeworbenen Ausländer ist unbekannt. 

(W. Schneider | 2003)

Eine Altriperin in den Trümmern ihrer völlig ausgebombten Werkswohnung bei der Firma Gebrüder Baumann nach einem Luftangriff in der Nacht vom 9. auf den 10. August 1943.

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