Vor 80 Jahren besuchten an warmen Wochenenden bis zu 10.000 Menschen täglich das Altriper Rheinstrandbad. Zu jener Zeit zählte der Ort nicht einmal 3000 Einwohner. Der „Altriper Lido” zog sich unterhalb der Fähranlegestelle rund 900 Meter hin.
Die Fährleute freuten sich über die vielen Badegäste, die überwiegend aus Neckarau, Rheinau und den umliegenden badischen Orten kamen, denn sie mussten an die Gemeinde eine relativ hohe Pacht zahlen. Im Juli 1928 war der Andrang so groß, dass mehrmals an einem Sonntag tausende Fußgänger und Radfahrer in der rechtsrheinischen Fährrampe zusammengedrängt standen, da die Fähre pro Fahrt nur 400 Personen übersetzen konnte.
Trotzdem erfreute sich das Altriper Rheinstrandbad einer großen Beliebtheit, denn im Gegensatz zum Kiesufer beim Mannheimer Strandbad, konnte man hier auf einer Sandbank weit in das Flussbett hineingehen. Ehe überhaupt ein Schwimmen möglich war, mussten die Badegäste ziemlich lange durch das seichte Wasser staken. Ideal war dies aber für Kinder und Nichtschwimmer.
Das Spiel „Ebbe und Flut” war bei den Heranwachsenden besonders beliebt, nämlich das Mitrennen beim starken Zurückweichen des Wassers, etwa bei einem ankommenden Raddampfer und bei den heranbrandenden Wellen nach der Vorbeifahrt.
Badebetrieb war von 6 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Das Altriper Strandbad erfreute sich auf dem Höhepunkt der Arbeitslosigkeit 1932 seiner größten Beliebtheit, während die Taschendiebe Hochkonjunktur hatten. Verkaufsbuden boten Limo und Sodawasser, Eis, Tabakwaren und Süßigkeiten an. Zwei Gastronomen schenkten gar auf ihren Grundstücken alkoholische Getränke aus. Das Rote Kreuz errichtete ein Sanitätshäuschen und Umkleidekabinen sowie eine Fahrradwache. Was fehlte, war ein Bademeister oder Rettungsschwimmer. Da es jedoch keine Untiefen gab, war dies nicht so schlimm.
Vor 75 Jahren wurde zur Wahrung von Sitte und Anstand verfügt: „Das öffentliche Nacktbaden ist verboten. Frauen dürfen nur dann öffentlich baden, wenn sie einen vollständigen Bade- oder Strandanzug tragen und Männer, wenn sie einen Badeanzug oder eine Badehose tragen. Das öffentliche Baden in so genannten Dreieckshosen ist verboten!”
Selbst in den ersten Kriegsjahren, sogar noch vor dem schweren Angriff auf Neckarau am 10. August 1943, wurde das Strandbad aufgesucht und das, obwohl das nur 150 Meter gegenüberliegende Großkraftwerk ein bevorzugtes Ziel feindlicher Bomber war. Nach dem Krieg kam es nochmals zu einem kleinen Besucherboom, ehe die Wasserverschmutzung und die vielen schnell fahrenden Schiffe das Ende einläuteten.