Fridolin Braun - sein Wirken in Altrip und in Oppau

Am 19. Februar 1888 wurde in Kusel Fridolin Braun geboren. Dem aufrechten Demokraten haben die Oppauer und Altriper viel zu verdanken. Der Lehrer, der sich schon früh zur Sozialdemokratie bekannt hatte und im Ersten Weltkrieg viermal schwer verwundet wurde, wurde kurz nach dem Krieg - wegen seines politisch „aufmüpfigen” Verhaltens - auf Drängen der französischen Besatzungsmacht nach Oppau versetzt.

Fridolin BraunFridolin Braun Dort gründete er 1920 den „Volksbildungsverein Oppau”, der in seiner Blütezeit rund 800 Mitglieder zählte und dem Braun lange Jahre vorstand. Auf dessen Programm standen Vorträge, Werk- und Bastelkurse, Lehrwanderungen, Ausstellungen sowie Theater- und Musikveranstaltungen. 1926 schuf er die Volksbücherei Oppau, in die er die Buchbestände der protestantischen Kirchengemeinde sowie die des Gewerkschaftsortskartells und des Volksbildungswerks integrierte.

1931 konnte „seine” Volksbücherei ein eigenes Gebäude beziehen. Auch eine Berufsfortbildungsschule mit Modellcharakter richtete der zum Schulleiter avancierte Braun ein. Doch letztlich wurde ihm sein Engagement zum Verhängnis. Als Leiter des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold” in Oppau rief er zur Unterstützung der „Eisernen Front” als Gegengewicht zur „Harzburger Front” der nationalistischen Rechtsparteien auf.

Am 10. März 1933, als Hitlers „Privatarmee”, die Sturmabteilung (SA), auf dem Oppauer Rathaus die Hakenkreuzfahne hisste, wurde er nach der „Verordnung des Reichspräsidenten von Hindenburg zum Schutz von Volk und Staat” in „Schutzhaft” genommen und ins Landgerichtsgefängnis in Frankenthal verbracht. Nach seiner Haftentlassung wurde er am 3. November 1933 zum Hilfslehrer degradiert und nach Altrip versetzt und für Oppau mit einem Stadtverbot belegt.

Tatsächlich konnte er bis zum Kriegsende seine Freunde in Oppau nicht mehr treffen. In Altrip organisierte der umtriebige Braun 1936/37 ein Schwimmfest an der Binslach (Silbersee). Kurz vor Kriegsende war die Verzweiflung der Machthaber dann aber so groß, dass sie ihn zur Aufstellung von zwei Volkssturmabteilungen in Altrip heranziehen wollten. Doch Fridolin Braun empfand viel mehr Wohlwollen für die mutigen Altriper Frauen, die vor den heranrückenden Amerikanern die Panzersperren durchsägten und riet den Volkssturmmännern, durchweg Hitlerjungen und alte Männer, sich ins Badische über die Fähre abzusetzen.

Den im Dorf zur Arbeit eingesetzten Polen, Russen und Franzosen empfahl er, sich in den Auwäldern zu verstecken und auf ihre Befreier zu warten. Bereits im Mai 1945 setzte die amerikanische Besatzungsmacht Fridolin Braun als kommissarischen ehrenamtlichen Bürgermeister ein, der von einem Beirat von politisch unverdächtigen Männern unterstützt wurde. Braun ließ mit Hilfe der „Amis” Holz und Kartoffel für die notleidende Bevölkerung heranschaffen.

Er wandte sich aber auch gegen die Nazipsychose, die 15 Altriper, durchwegs „kleine Parteimitglieder”, in Internierungslager brachte. Für die Ziegelei Baumann, den größten Betrieb am Ort, wurde er zum Sequester (Zwangsverwalter) bestellt. Im Zuge der ersten demokratischen Gemeinderatswahlen verabschiedete sich dieser aufrechte Demokrat am 20. September 1946 mit einer eindrucksvollen Rede von den Altriper Bürgern, um sich sodann wieder voll seinem Lehrerberuf zu widmen. Er wurde endlich auch wieder Rektor, wie einst in Oppau.

1955 schrieb er das Kriegs- und Nachkriegsgeschehen in Altrip nieder und hinterließ der Nachwelt damit einen einzigartigen Zeitzeugenbericht. Kaum zu glauben, dass dieser Mann, der gerne Violine spielte, auch noch Zeit für seine vielen Hobbys fand - darunter Astronomie, Segeln, Bergsteigen in den Dolomiten und das Lesen. Fridolin Braun starb am 27. November 1968.

(W. Schneider | 2013)
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