Erster hauptamtlichen Bürgermeister: Emil Lebherz

Im Jahr 1957 wurde Emil Lebherz zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinde Altrip gewählt. In seiner zehnjährigen Amtszeit hat sich Bürgermeister Lebherz viele Verdienste und Sympathien erworben.

Altrip war nach dem Zweiten Weltkrieg als „rote Hochburg” weithin bekannt. Bei den ersten Gemeinderatswahlen 1946 brachten es die Linksparteien SPD und KPD auf über 87 Prozent. Und bei den überregionalen Wahlen erzielte die SPD Jahrzehnte lang jeweils die absolute Mehrheit.

Als großer Gegenspieler der Sozialdemokraten trat ab 1948 bei Gemeinderatswahlen der Backsteinfabrikant und frühere Bürgermeister Carl Baumann mit einer eigenen Wählergruppe auf. In den Jahren 1948 und 1952 konnte daher die SPD nur mithilfe von zwei Gemeinderäten der KPD „weiterregieren”. Doch 1956 fehlte die mittlerweile verbotene KPD als Mehrheitsbeschafferin.

In neuer Formation schaffte es Carl Baumann, zusammen mit der Wählergruppe Unverrich (Gewerbetreibende), mit zehn Sitzen die SPD, die neun Sitze hatte, zu überrunden. Nach dem Willen der Wählergruppen sollte nun der 48-jährige Verwaltungsbeamte Emil Lebherz, der bereits seit 1931 bei der Gemeinde Altrip beschäftigt war, zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Rheingemeinde gewählt werden.

Lebherz musste, so die Forderung, seinen bisherigen Dienstposten weiter versehen. Da die Aufwandsentschädigung für einen ehrenamtlichen Bürgermeister entfiel, sparte die Gemeinde sogar Geld. Die Wahl durch den Rat war erwartungsgemäß. Die zehn Gemeinderäte der Wählergruppen und die neun der SPD blieben jeweils „bei der Stange”. Durch Einsprüche und eine Unterschriftensammlung verzögerte die SPD die Amtseinführung. Ende Mai 1957, als es so weit war, fehlte die SPD-Fraktion. Und auch Landrat Dr. Kurt Becker-Marx (SPD) ließ sich vertreten.

Emil Lebherz (links), der erste hauptamtliche Bürgermeister der Gemeinde Altrip, Ende der 1950er Jahre.Emil Lebherz (links), der erste hauptamtliche Bürgermeister der Gemeinde Altrip, Ende der 1950er Jahre.Vieles auf den Weg gebracht

Die zehnjährige Amtszeit des beliebten Bürgermeisters erwies sich als Segen für Altrip. Der Ort erhielt eine Kanalisation und als einer der ersten in der Vorderpfalz eine Kläranlage. Ortsstraßen wurden ausgebaut und asphaltiert, im Neubaugebiet „Blechlache” stellte die Gemeinde zu einem sehr niedrigen Erbbauzins Bauplätze ausschließlich für Altriper Bürger zur Verfügung.
Es kam die obligatorische Müllabfuhr, das Wasserwerk wurde erweitert, die Stromversorgung verbessert und auf dem Friedhof ein Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege eingeweiht. Lebherz war der erste Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH, die 1958 den Motorfährbetrieb aufnahm. Er erreichte die Einrichtung einer Busverbindung über die Fähre zum Mannheimer Hauptbahnhof, führte das Amtsblatt ein und übernahm ab 1958 die Organisation des Fischerfestes in Gemeinderegie.

Das Gemeindewohl lag ihm früh am Herzen. Im Jahr 1927 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der „Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz”. Als Vorsitzender des Turn- und Sportvereins gelang ihm 1955 der Bau einer Turn- und Festhalle, überwiegend in Eigenhilfe, wobei er selbst rund 700 Arbeitsstunden beisteuerte. 1950 gründete er für die vielen Ausgebombten und Fliegergeschädigten einen Unterstützungsverein.

Ein schwarzer Tag in seinem Leben war der 31. Mai 1946, als er grundlos verhaftet und über 15 Monate in einem französischen Lager in Landau schwere Arbeiten verrichten musste. Ein weiterer Tiefschlag war für ihn das Ende seiner zehnjährigen Amtszeit, denn nach dem Tod von Carl Baumann (1959) fuhren die Wählergruppen nur noch vier beziehungsweise fünf Sitze ein. Die SPD nutzte die neuen Mehrheitsverhältnisse. Michael Marx wurde für zwölf Jahre zum Bürgermeister gewählt. Doch nun zollte auch die SPD Lebherz Respekt. Landrat Dr. Hermann Scherer nannte Lebherz einen „sachkundigen, bescheidenen und beliebten Sachverwalter der Altriper”.

Zwei Jahre später meldete sich Lebherz noch einmal zurück. Die Wählergruppe, die nun seinen Namen führte, errang mit neun Sitzen das beste Nachkriegsergebnis. Nach weiteren fünf Jahren zog sich der Altbürgermeister nach Bitz auf die Zollernalb zurück, wo er verstarb.

(Wolfgang Schneider | 2002)
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